Google TV scheint sich für den Suchriesen zu einem echten Sorgenkind zu entwickeln. Nachdem seit dem US-Launch des Internet-Fernseh-Angebots im vergangenen Oktober etliche Content-Anbieter ihre Kooperationsbereitschaft entweder gänzlich verweigerten oder auf ein Mindestmaß beschränkten, kommt nun noch ein weiteres Problem hinzu. Wie die New York Times berichtet, ist man in Mountain View noch immer damit beschäftigt, die von Kritikern und Kunden beanstandete Google TV-Software (zu langsam, zu wenige Features, kein App Store, kleinere Bugs) zu überarbeiten. Und diese Verzögerung zieht einen langen Rattenschwanz nach sich.
Hierdurch kann die Software nämlich nicht, wie zuvor angekündigt, auf der Consumer Electronics Show vorgestellt werden, die vom 6. bis zum 9. Januar 2011 in Las Vegas stattfindet. Und aufgrund dieses Umstands werden wohl einige Partner – allen voran Sony, aber auch Toshiba, LG und Sharp – darauf verzichten müssen, ihre Produkt-Linien für Google TV auf der Messe ausstellen zu können. Zumindest hat der Suchgigant der Times zufolge seine Partner um eben das gebeten.
Nun dürften die wenig erfreut sein, zumal die Ankündigung zum einen überraschend und zum anderen sehr spät kommt. Mit Verweis auf ähnliche Deadline-Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Chrome- oder Android-Betriebssystem, die etliche Google-Partner etwa durch das Verpassen des Weihnachtsgeschäfts finanziell teuer zu stehen kamen, poltern die ersten Analysten bereits los: „Google als Unternehmen ist kein ausgesprochen Partner-freundliches oder Partner-orientiertes Unternehmen“, so James McQuivey vom renommierten IT-Marktforscher Forrester Research, der den Verantwortlichen in Mountain View damit eine schwache Unternehmenskultur attestiert. Ihm zufolge könnte es zudem sogar sein, dass aufgrund der erwähnten Verzögerung Google TV frühestens in einem Jahr voll durchstarten kann.
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Dieser Prognose möchte ich eine weitere hinzufügen. Auch wenn die Partner sich noch solidarisch mit dem Suchriesen zeigen, man beispielsweise bei Toshiba vollstes Verständnis für dessen Probleme hat und daher auch keine eigenen Fernseher oder Blu-ray Player für Google TV auf der CES vorstellen wird. Sehr viele weitere Belastungsproben dürften sie wohl kaum mehr über sich ergehen lassen, bevor sie die Reißleine ziehen. Die Blockade der Medien-Schwergewichte wie ABC oder CBS stellt bereits einen großen finanziellen Verlust für sie dar, der dadurch sogar noch größer wird, dass sie ihre Geräte zu einem verminderten Preis abgeben müssen, um überhaupt Käufer zu finden. Würde Google TV problemlos (in Bezug auf die Software) und im vollen Umfang (in Bezug auf das Angebot) funktionieren, wären die zweifellos überzogenen Preise für die dazugehörigen Produkte vielleicht noch irgendwie zu rechtfertigen gewesen. Aber so – keine Chance. Hinzu kommt nun also noch die oben erwähnte Verzögerung beim Update und die sich daraus für die Partner ergebenden, unerfreulichen Konsequenzen.
Wie heißt es so schön: Bei Geld hört die Freundschaft auf. Und die Partnerschaft sicherlich auch – wenn die erhofften Moneten ausbleiben.
(Marek Hoffmann /Foto: Flickr – Fotograf: Narisa)