Der Rauch um den PR-Gau der Firma Neofonie ist mittlerweile verflogen und was zurückgeblieben ist, ist das WeTab. Das wurde der Basic Thinking-Redaktion nun freundlicherweise von Intel als Testgerät zur Verfügung gestellt und ich habe es mir einmal näher angesehen (wobei ich nachfolgend stärker auf die Usability als auf die technischen Daten eingehen möchte, die ihr bei Interesse auf der WeTab-Produktseite (PDF) einsehen könnt). Ich nehme es vorweg: Es ist ein schönes Gerät mit Potential. Allerdings auch eines mit inakzeptablen Bugs, die zum Teil bereits seit dessen Launch im September dieses Jahres existieren, in früheren Tests bereits bemängelt wurden und die die Verantwortlichen zu beseitigen nicht imstande zu sein scheinen.
Aber fangen wir mit den positiven Aspekten an. Wie gesagt, es ist ein optisch sehr gelungenes Gerät (das offenbar schon den „Product Design Award“ des kommenden Jahres gewonnen hat, wie auf der WeTab-Homepage ohne weitere Angaben zu lesen ist). Es liegt dank einer speziellen, gummiartigen Kunststoffbeschichtung gut, wenngleich mit seinem knappen Kilo auf Dauer etwas schwer und aufgrund einer relativ starken Hitzeentwicklung des Prozessors irgendwann dann auch sehr warm in der Hand. Das 11,6 Zoll große Widescreen-Multitouch-Display mit einer Auflösung von 1366 x 768 Pixeln bietet eine sehr gute Übersicht sowie gestochen scharfe Bilder. Die erscheinen – übertrieben gesagt – aber manchmal im David Hamilton-Stil, weil die Display-Oberfläche das Fett der Finger wie magisch anzuziehen scheint und die Anzeige dadurch stellenweise etwas verschwommen wirkt.
Was ich meine, sollte sich anhand des folgenden Bildes zumindest erahnen lassen:
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Bevor das Gerät in Betrieb genommen werden kann, muss es zunächst online – über ein WLAN-Netzwerk oder eine entsprechende SIM-Karte (beides funktionierte im Test einwandfrei) – registriert und ein Benutzer-Account angelegt werden. Dieser Vorgang sollte etwa eine Dreiviertelstunde in Anspruch nehmen, stellte sich dann aber leider als ebenso langwieriges wie nervenzehrendes Unterfangen heraus. Im Test schien zunächst alles reibungslos zu funktionieren…
doch dann fror der Statusbalken ein und bewegte sich auch nach Stunden keinen Millimeter mehr weiter. Trotz des Hinweises im Hilfe-Menü, das Gerät während des Vorgangs auf gar keinen Fall vom Netz zu trennen oder gar abzuschalten, brach ich ihn nach einigen Stunden ohne Fortschritt ab.
Nach dem Aus- und Wiedereinschalten folgte dann das nächste Problem. Der Registrierungsvorgang war zwar offenbar doch erfolgreich abgeschlossen worden, nun blinkte aber der Startbildschirm des WeTab ohne erkennbaren Grund. Das hielt etwa eine halbe Stunde an stellte sich schließlich als automatisches Update des Betriebssystems heraus. Überraschend – nicht nur, weil das Blinken im „Handbuch“ nicht erwähnt wird, sondern vor allem, weil mir das Tablet gerade mit Hinweis auf die aktualisierte Software geschickt wurde, augenscheinlich aber ohne vorher auf den neusten Stand gebracht worden zu sein.
Nach dem hiernach notwendigen Reebot konnte das Gerät dann endlich genutzt werden. Um aber etwas Sinnvolles damit anstellen zu können, bedarf es des Downloads von Anwendungen aus dem WeTab-Market, weil das Tablet quasi als „Tabula rasa“ ausgeliefert wird. Alle 97 momentan verfügbaren Apps sind kostenfrei, was damit zusammenhängen dürfte, dass es sich bei ihnen weitestgehend um keine echten Programme, sondern lediglich um eine Art Bookmarks handelt. Ein Manko, das in früheren Tests bereits erwähnt wurde.
Leider verlief auch die Registrierung im dem App-Markt alles andere als reibungslos. Ganze vier Mal musste ich meine Daten neu eingeben, weil der Vorgang vom System immer wieder abgebrochen wurde.
Zuletzt erschien sogar der Warnhinweis, es dürften nur valide Daten verwendet werden. Womit wir beim nächsten Kritikpunkt wären: der Eingabemöglichkeit der Daten.
Dabei war nicht die Tastatur das Problem, die über das Multitouch-Display bedient wird, sondern die vorausgefüllten Kontaktfelder. Wie ihr dem Screenshot entnehmen könnt, werden beim Geburtsdatum nur die Jahreszahlen 2010 bis runter zu 1996 angezeigt – ein Runterscrollen ist nicht möglich. Wer also beispielsweise, wie ich, in den Siebzigern geboren ist, muss zweimal die niedrigste der angezeigten Jahreszahlen wählen, bis er zum Ziel gelangt. Dieser Bug ist für sich genommen sicherlich nicht sehr schwerwiegend, allerdings häufen sich solch kleine Nachlässigkeiten beim WeTab und erreichen ein nerviges Ausmaß.
So beispielsweise auch bei der Bedienung des Geräts. Im Großen und Ganzen lässt sich das WeTab gut handhaben und der User wird mittels eines Hilfemenüs auch zufriedenstellend in die Möglichkeiten des Geräts eingeführt:
Und auch die Lösung, Mehrzweckleisten am linken und rechten Rand des „Desktops“ anzubringen, mittels derer er durch die Menüs und Anwendungen manövrieren kann, ist sehr gelungen und verleiht der Benutzeroberfläche einen aufgeräumten Eindruck.
Allerdings funktioniert all das aufgrund einer augenscheinlich unzulänglichen Touch-Sensibilität des Displays oft nur unzureichend. Wer beispielsweise die in der linken Leiste angebrachte Mini-Ansicht einer Webseite zum Scrollen benutzt, muss sich häufig mit dem Umstand abfinden, dass die angezeigte Seite erst spät reagiert und dann auch noch beim Scrollen hakt. Schlimmer wird es, wenn versucht wird, die Seite durch einen Wisch mit dem Finger zu bewegen. neben den eben beschriebenen Problemen kommt dann nämlich hinzu, dass die Seite oft gar nicht reagiert oder „klemmt“, das heißt, sich nicht mit einem schnellen Wisch um ein großes Stück nach unten oder oben bewegen lässt.
Darüber hinaus wird beim Scrollen über die Mini-Leiste in selbiger manchmal (nicht immer, selbst bei der gleichen Webseite) ein heller Balken eingeblendet:
Erst beim genaueren Hinsehen lässt sich erkennen, dass der Balken einen Text enthält. Im obigen Beispiel für die Wikipedia-Seite zu Wilhelm I lautet dieser: „Deutsche Nationalbibliothek“. Wer von euch gute Augen hat, erkennt es vielleicht auf dem nachfolgenden Bild:
Der Text taucht auf der Wiki-Seite nur ein einziges Mal auf, und zwar am Ende unter den Weblinks. Was also diese Einblendung soll, bleibt ein Rätsel. Genauso wie das, warum die Lautstärke des WeTab bei manchen Audio- und Video-Wiedergaben dahingehend versagte, dass diese nur mittelmäßig laut zu vernehmen waren.
Kommen wir noch zu einem letzten Punkt: der Anordnung der „Apps“ auf dem Desktop. Man kann in Bezug auf die Übersichtlichkeit einer solchen Lösung, bei der alle Anwendungen neben- und untereinander angereiht werden, denken, was man will. Lädt man sich aus jeder Kategorie…
nur einige wenige der bis zu zwölf möglichen Apps herunter,
dann bleibt die Übersichtlichkeit sicherlich gewährleistet. Doch sobald die Zahl eine kritische Grenze überschreitet, wirkt das Ganze wie die One-Million-Dollar-Homepage.
Nun mag das noch eine Frage der Gewöhnung und des Geschmacks sein. Was aber sicherlich keinem WeTab-Besitzer schmecken dürfte, ist der Umstand, dass man die Apps zwar sehr einfach per „Drag & Drop“ nach eigenem Gusto auf dem Desktop verteilen und gruppieren kann:
…dass das aber nur so lange funktioniert, wie an entsprechender Stelle ein freier Platz ist. Ist das nicht der Fall, müssen die Apps erst mühselig aus dem Weg geräumt werden. Mühselig ist das deswegen, weil manche Apps mehr Platz als andere in Anspruch nehmen und deswegen manchmal bis zu vier Anwendungen verrückt werden müssen, bevor eine neue dort eingesetzt werden kann.
Ebenfalls sehr störend: Wird eine App gelöscht, springt das WeTab automatisch zum Ende der Desktop-Ansicht, also zur untersten App. Dort findet man sich automatisch auch dann wieder, wenn der Finger beim Verschieben einer Anwendung mal zu schnell über das Display huschte. Und wer versucht, eine App von unten nach oben zu verschieben, wird oft daran verzweifeln, dass die Seite nicht automatisch nach oben scrollt.
Ich könnte leider noch viele weitere kleine Dinge aufzählen, die beim WeTab wie mit der heißen Nadel gestrickt wirken, breche nun aber an dieser Stelle ab. Es ging nämlich vornehmlich darum, aufzuzeigen, dass das WeTab trotz einer vermeintlich guten Hardware und eines innovativen User Interface an einer ganz entscheidenden Stelle krankt: der Bedienerfreundlichkeit. Daran konnte auch das neue Software-Update leider nicht viel ändern – was sehr schade ist, da das Gerät durchaus das Potential hat, um als Konkurrenz neben iPad und Co. zu bestehen.
(Marek Hoffmann)