Ich bin ja mal sehr gespannt, ob diese Rechnung aufgeht, die sich der Springer Verlag da zusammengestellt hat. Am gestrigen Dienstagabend verkündete der Medienkonzern, zu dem unter anderem die „Bild“ gehört, dass es iPad-Besitzern hierzulande ab heute nicht mehr möglich sein werde, das kostenlose Web-Angebot der genannten Zeitung zu nutzen. Damit schließt er auch die nächste Gruppe der Apple-Familie aus, nachdem bereits iPod-Besitzern die Kostenlos-Tür vor der Nase zugeknallt (und das bei iPhone wieder rückgängig gemacht) wurde. Diese Entscheidung wird beflügelt durch eine positive, „äußerst ermutigende“ Zwischenbilanz, die der Konzern in Person von Mathias Döpfner aus seinen kostenpflichtigen, digitalen Angeboten gezogen hat.
Bei dem gestrigen Treffen in Berlin fügte der Vorstandschef hinzu, dass sich die „depressive Phase“ der Medien ihrem Ende nähere und mobile Endgeräte ein „enormes Potenzial“ für den Qualitätsjournalismus – zu dem er den Content der „Bild“ offenbar auch zählt – hätte. Und der Erfolg gibt ihm offenbar Recht: Immerhin ein Viertel seines Gesamtumsatzes erwirtschaftet Springer mit seinen digitalen Angeboten. Die „Bild“-Applikation hat sich demnach 400.000 Mal verkaufen lassen, insgesamt konnten von 800.000 angebotenen Apps 540.000 an den Leser gebracht werden. Die Frage ist nun, ob das noch lange gut gehen kann? Denn: Die neue iPad-Bild-App, die ebenfalls gestern vorgestellt wurde, ist teurer als die Printausgabe.
Letztere kostet am Kiosk hier in Köln regulär 60 Cent, in der neuen „HD“-Version aber 79 Cent. Man könnte jetzt natürlich meinen, dass das diejenigen nicht kratzt, die bereit sind, für das iPad so viel Geld auszugeben. Immerhin bekommen sie im Gegensatz zur Printausgabe künftig bewegte Bilder und Animationen geboten. Und nicht zu vergessen die Regionalausgaben im PDF-Format. Auf der anderen Seite könnten sie sich aber auch verschaukelt fühlen – nicht nur durch genannte Preisdifferenz, sondern auch die Tatsache, dass Besitzer anderer mobiler Geräte weiterhin kostenlos in den Genuss des Online-Contents der „Bild“ kommen. Entscheidend wird wohl sein, ob die iPad-besitzenden Bild-Leser die Webseite bewusst und regelmäßig ansteuern, oder quasi nur vorbeischauen, um ein wenig Boulevard-Luft zu schnuppern.
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Bei Springer scheint man jedenfalls gewillt, „Paid Content“, den ich im Grunde befürworte, mit allen Mitteln voranzutreiben und durchzupeitschen. Dazu gehört auch, das Angebot in den Köpfen der potenziellen Käufer präsent zu machen – sprich: Werbung zu schalten. Und da dürfte dem Medienkonzern tatsächlich ein Coup gelungen sein, wenngleich der noch nichts über den Erfolg der Kampagne aussagt. Man hat nämlich geschafft, was zuvor noch niemand geschafft hat: Den Bademantel-tragenden, Otto-Normalverbraucher-verkörpernden Olli „Dittsche“ Dittrich für einen Werbe-Spot zu gewinnen:
Was haltet ihr von dem Spot? Und dem Angebot?
(Marek Hoffmann)