Wer gestern Nacht und heute Morgen nicht bewusst die Augen davor verschlossen hat, dürfte mitbekommen haben, dass Wikileaks wieder in aller Munde ist und die Schlagzeilen beherrscht. Etwa zeitgleich wurde sowohl auf der Whistleblower-Plattform als auch und in mehreren großen, internationalen Printmedien erneut brisantes politisches Material veröffentlicht, wobei sich DER SPIEGEL direkt zwei Patzer leistete. Zunächst war für kurze Zeit ein Artikel verfrüht online erschienen und dann wurde zumindest ein Exemplar der Printausgabe ebenfalls bereits vor der vereinbarten Sperrfrist an den Mann gebracht. Und dessen Käufer posaunte den – dieses Mal offenbar nicht ganz so „vertraulichen“ Inhalt – fröhlich über Twitter in die Welt hinaus.
Dies wäre nun aber noch kein echter Grund, um darauf auf Basic Thinking zu berichten – zumal wir, wie es Kollege Jürgen an anderer Stelle bereits richtig festhielt, kein politisches Blog sind. Von den diplomatischen Telegrammen, die vergangene Nacht veröffentlicht wurden, enthalten aber einige (die Auswertung der Unterlagen dauert noch an, insofern sind weitere Funde denkbar) auch Anmerkungen zu Chinas Cyber-Attacke auf Google und werfen ein etwas erhellendes Licht auf den damaligen Sachverhalt.
Demnach soll Chinas Politbüro unmittelbar an dem Hacker-Angriff auf den Suchriesen beteiligt gewesen sein beziehungsweise diesen organisiert und gesteuert haben. Das hat ein chinesischer Informant der US-amerikanischen Botschaft in Peking im Januar dieses Jahres gesteckt, wie aus einer Depesche hervorgeht. Es soll sich bei der Attacke um eine von der chinesischen Regierung koordinierte Sabotage-Aktion gehandelt haben, an der sich neben ihren Mitarbeitern auch speziell hierfür rekrutierte Sicherheitsexperten und Internet-Outlaws beteiligt haben. Neben Google sollen ihre Ziele auch die Rechner amerikanischer Behörden und ihrer europäischen Verbündeten, sowie vieler Unternehmen und des Dalai Lama gewesen sein.
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Das erklärt, warum Google mit so massiven, letztlich aber leider ohne Wirkung verpufften Drohungen gegen die chinesische Regierung wetterte. Und auch, wie die Kollegen von TechCrunch anmerken, wieso die amerikanische Regierung sich in den Streit einmischte und Google so demonstrativ den Rücken stärkte.
Wer sich selbst ein Bild davon verschaffen möchte, was die sogenannten „Cable“ enthalten, kann das entweder auf der entsprechenden Wikileaks-Seite tun, oder gekürzt, dafür aber schön aufbereitet und kommentiert, beim Guardian nachlesen. Wem das englischsprachige Original zu schwer verständlich ist, der findet auch auf Spiegel Online einen kommentierten Überblick.
(Marek Hoffmann)