Einfach nur Nachrichten: Facebook hat heute Abend eine neue Version von Messages vorgestellt, seinem integrierten Nachrichtendienst. Das Prinzip: Man erhält Nachrichten auf dem Wege, den man am liebsten mag: per Mail, SMS oder als Chatnachricht. Künftig stehen Personen im Vordergrund, alles wird an einem Ort sortiert. Man kann Facebook mit seinem bestehenden E-Mail-Account verbinden oder mit der Endung @facebook.com ein neues Postfach anlegen. Die Einstellungen sollen es erlauben, dass einem nur Freunde schreiben können und Nachrichten von außen in einen separaten, kontrollierbaren Ordner wandern; Spam wird aussortiert.
Facebook wird die neue Funktion in den nächsten Monaten nach und nach einführen. Das neue Messages ist keine Revolution, aber eine längst überfällige Weiterentwicklung bereits bestehender Lösungen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg sagte bei der Produktpräsentation, es sei kein E-Mail-Killer, sondern ein Dienst, der E-Mail integriert und vielleicht eines Tages überflüssig macht. Um den Dienst zu verstehen, lohnt es sich, einmal einen Blick auf die Ideen zu werfen, bei denen Facebook sich hier bedient hat.
1. Threads wie in Google Mail: Zur Zeit des Starts im Jahr 2004 war gerade die Sortierung der Nachrichten in Google Mail revolutionär, und sie ist auch heute noch den meisten Maildiensten voraus: Mails mit dem gleichen Betreff erscheinen als eine Nachricht, die bei einem Klick einfach ausgeklappt und als Konversation untereinander angezeigt werden. Auf Mails antworten kann man dank AJAX simpel noch im selben Fenster.
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2. Der Facebook-Nachrichtendienst: Facebooks aktueller Nachrichtendienst hat dieses Prinzip noch vereinfacht. Die Betreffzeile bildet die Überschrift einer Nachricht und ihrer Antworten, aber davon abgesehen hat nichts mehr den Charakter einer E-Mail. Nach der ersten Nachricht ist das Eis praktisch gebrochen und man kommt kaum noch auf die Idee, Anrede und Gruß hinzuzufügen. Eine Meldung muss nicht erst abgeschickt und empfangen werden, sondern sie erscheint einfach – sofort sichtbar für Absender wie Empfänger.
3. Nachrichten-App auf dem iPhone: Schreibt und empfängt man SMS auf dem iPhone, werden die Nachrichten nach Personen sortiert. Ganz oben in der Liste steht nicht mehr die neueste Nachricht, sondern der Freund, der die neueste Nachricht geschrieben hat. Dieses Prinzip hat Facebook für New Messages übernommen.
4. WhatsApp: Diese IPhone-App, die Hayo kürzlich noch einmal vorgestellt hat (siehe Grafik rechts), dient als Ersatz für die SMS. Es ist keine SMS und auch keine E-Mail, die man damit an seine Freunde verschicken kann, es ist ganz einfach eine Nachricht, die per Push-Benachrichtigung wie eine SMS auf dem iPhone-Startbildschirm erscheint. Und bei Bedarf – wenn beide Freunde Lust haben – lässt sich die Unterhaltung intensivieren. Dann wird aus der Konversation ein Live-Chat, ohne dass man die Anwendung wechseln müsste.
5. Google Voice: Mit dem in Deutschland noch nicht gestarteten Dienst Voice kann man all seine Telefonnummern vernetzen. Man kann dann unter der Nummer erreicht werden, die man gerade möchte: Handy, Festnetz oder Büro. Wenn man möchte, klingelt es auf allen Geräten gleichzeitig oder z.B. nur auf dem Handy, selbst wenn jemand die Festnetznummer wählt. Facebook setzt das gleiche Prinzip nun für Messages um.
Facebook hat das Prinzip von Google Voice für Nachrichten übernommen.
Wenn das so funktioniert, wie von Facebook gewollt, ist das eine sehr gelungene Weiterentwicklung, bei der man sich fragt, warum sie noch niemand vorher umgesetzt hat. Der Grund könnte gleichzeitig die größte Herausforderung sein: Wenn kein Unterschied mehr zwischen SMS und E-Mail besteht, dann müssten auch die Mobilfunkprovider aller Länder mitspielen und SMS entweder kostenlos anbieten oder im Paket über Facebook abrechnen. Das dürfte einen hohen Koordinationsaufwand bedeuten und eine Problematik, an der schon viele ambitionierte Messagedienste gescheitert sind. Wenn Facebook das hinbiegt, dann: herzlich willkommen, neue Facebook Messages! Ein paar Nachteile werden aber schon auf den ersten Blick deutlich: Es ist nicht möglich, Nachrichten weiterzuleiten oder jemanden in einen einmal begonnenen Nachrichten-Thread dazuzuholen. Die Unterhaltung mit mehreren Freunden gleichzeitig ist indes möglich.
Eine mögliche Zukunft hat Facebook in einem Blog-Eintrag zum neuen Dienst gleich skizziert:
Relativ bald werden wir wohl alle damit aufhören, willkürliche zehnstellige Zahlen und bizarre Sequenzen von Zeichen zu verwenden, um miteinander zu kommunizieren. Wir werden nur den Namen unserer Freunde auswählen und in der Lage sein, direkt mit ihnen Nachrichten auszutauschen. Wir sind noch nicht da, aber die Änderungen sind heute ein erster kleiner Schritt.
Klingt nach dem Abgesang auf die Telefonnummer – auch keine ganz traurige Vorstellung. Wenn das neue Messages aber keine so revolutionäre Idee ist, warum hat sie denn dann noch kein anderer der großen Player umgesetzt? Nun, wer hätte es tun sollen? Microsoft scheint zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass man auch nur auf die Idee gekommen wäre. Google hat das Vertrauen vieler Nutzer verspielt und eckt mit seiner Kostenloskultur inzwischen bei vielen möglichen Projektpartnern an. Apple hätte man es zugetraut, aber selbst in Cupertino verfügt man nicht über die Nutzermassen von mehr als 550 Millionen Mitgliedern. An Innovationsfreudigkeit und Offenheit ist Facebook derzeit kaum zu schlagen und ich bin wirklich gespannt, ob ihnen der reibungslose Start von Messages weltweit gelingt.
(Jürgen Vielmeier)