Kürzlich habe ich mich im Basic Flashback durchaus positiv über das Konzept Google TV geäußert, doch inzwischen schwimmen dem Projekt auch die letzten Felle davon. Nach ABC, CBS und NBC hat nun mit Fox die vierte, große US-Sendegruppe damit begonnen, die eigenen Inhalte für Google TV zu blockieren. Von Fox gab es keine Stellungnahme dazu. Aus Kreisen des Senders heißt es aber, Google TV habe noch zu wenig Nutzer, um für Fox interessant zu sein. Falk Hedemann von t3n hält den Grund für vorgeschoben. Wohl eher fürchte der Sender um seine Werbeeinnahmen.
Denn noch ist nicht geklärt, wie die Sender eigentlich dafür entlohnt werden sollen, dass sie ihre zum Teil teuer produzierten Sendungen für Google TV freigeben. Dass sie weiterhin eigene Werbespots ausstrahlen können und dafür das Geld komplett behalten, wie das bei Hulu der Fall ist, scheint bei Google TV unwahrscheinlich. Eher würde Google einen Teil des Geldes für sich beanspruchen. Es wird wohl also auf die drei möglichen Lösungen hinauslaufen, dass 1. Google den Sendern entweder dafür zahlt, dass sie ihren Content für Google TV bereit stellen oder 2. ihr Programm mit eigener Werbung versehen auf Google TV ausstrahlen und die Werbeeinnahmen komplett oder zu einem großen Teil behalten. Oder 3. ihr Programm für Google TV eben sperren.
Sender in einer starken Position
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Am vernünftigsten wäre wohl Lösung 2: ein Kompromiss, mit dem beide Seiten leben können. Denn schließlich hätten die Sender durchaus einen Vorteil von Google TV. Zur Zeit kann man sich ihr Programm entweder dann im Fernsehen ansehen, wenn es ausgestrahlt wird, oder zu jeder Zeit auf dem Rechner via Hulu. Das On-Demand-Fernsehen à la Hulu auf dem Fernsehgerät eben über Google TV wäre für die Sender ein Vorteil. Es klingt von Seiten der Sender nicht einmal nach einer Aufforderung an Google, sich an den Verhandlungstisch zu setzen, sondern noch eher: erst einmal die Voraussetzungen zu schaffen, dass man über Verhandlungen überhaupt nachdenkt. Denn die Sender sitzen ganz klar am längeren Hebel: ohne ihren spannenden Seriencontent ist Google TV nicht mehr als eine aufgemotzte Talkshow- und YouTube-Box. Und das ist kein wirkliches Verkaufsargument.
Stylische Box, besseres Programm? Werbebotschaft von Boxee.
Besser scheint es der Google-TV-Konkurrent Boxee zu machen, dessen Box in dieser Woche in 33 Ländern in den Verkauf gegangen ist. Die Kiste kommt mit einem eigenen Bezahlmodell daher, was es Content-Partnern der großen Sender oder ihrer Serienportale Hulu und Netflix schmackhaft machen könnte, ihr Programm für die Box freizugeben. Bislang sind die Serien der vier großen US-Senderketten aber noch nicht darunter. Auch hier werden wohl Verhandlungen folgen. Lachender Dritter könnte Netflix selbst sein. Das Serienportal ist in den USA bereits über ein Monatsabo verfügbar und kann den Weg über die gängigen Spielekonsolen Wii, Playstation 3 oder Xbox 360 auf den Fernseher finden. Die Verheiratung von Fernsehen und Internet ist das zwar nicht. Aber wenn man alle aktuellen Serien und Spielfilme über die Box bekommt, dann ist das lineare Fernsehprogramm noch genau wie interessant?
Vom Kauf erst einmal abzuraten
Der vierte Weg ist Apple TV, das aber nur Apples eigenes iTunes-Programm und das Pay-per-View-Modell unterstützt. Mit dabei sind aber auch hier nicht alle großen US-Fernsehsender, sondern nur ABC und Fox. CBS und NBC fanden Apples Verkaufspreis von 99 US-Cent pro Serienfolge zu wenig.
Die Sender haben eine Marktmacht wie nie zuvor. Professionelle, teuer produzierte Inhalte machen es möglich. Hierzulande blicken die Privatsender ebenfalls skeptisch auf Google TV – ihnen fehlen allerdings die hochwertigen Inhalte, um größere Forderungen an Google zu stellen. Aktuelle Serien aus den USA sind auf absehbare Zeit in Deutschland ohnehin nicht zu erwarten. So oder so also ist der Kauf einer Fernsehbox, egal welchen Fabrikats, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich zu empfehlen. Wir tun, was wir immer tun müssen, und warten erst einmal ab.
(Jürgen Vielmeier)