Wer kennt’s nicht? Da prangt auf einem Produkt beispielsweise ein Stiftung Warentest-Logo mit der Note „sehr gut“, der Konsument denkt toll, sieht dann genauer hin und entdeckt – einen Etikettenschwindel. Die Note wurde entweder schon vor Jahren vergeben und ist somit nicht mehr aktuell. Oder sie bezieht sich auf ein Vorgängermodell. Oder sie bewertet beispielsweise die Umweltverträglichkeit der Verpackung und nicht ihren Inhalt, wie vom Hersteller suggeriert wird. Dass bei der Verwendung derartiger „Empfehlungen“ also Vorsicht geboten ist, dürfte sich bei den meisten mittlerweile rumgesprochen haben. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat sich nun die Notenvergabe per Sieger-Siegel speziell im IT-Bereich etwas genauer angesehen und konstatiert abschließend „fragwürdige Empfehlungen ohne Transparenz“ und eine „Flut von Signets“, die den Markt überschwemmen.
Im Kern kritisiert sie, dass die mehr als 500 Tester – die Bandbreite reicht da von Fachzeitschriften wie Chip, Connect oder Computerbild bis zu Onlinemagazinen wie Au-Ja.de, die Grundlagen für ihre Ergebnisse für den Kunden nicht transparent genug gestalten. Das beinhaltet beispielsweise den Umstand, dass die durchgeführten Tests für den Verbraucher entweder nur schwer zugänglich oder bereits nach kürzester Zeit gar nicht mehr verfügbar sind. Und das, obwohl der Bundesgerichtshof diese Mindestanforderungen (fürs Internet) in einem Beschluss (Az.: I ZR 50/07; PDF) im Januar dieses Jahres festgesetzt hatte.
Dort heißt es:
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Wird für ein Produkt im Internet mit einem Testergebnis geworben, muss die Fundstelle entweder bereits deutlich auf der ersten Bildschirmseite angegeben oder durch einen Sternchenhinweis eindeutig und leicht aufzufinden sein.
Fakt ist aber, dass viele Testergebnisse bereits ein halbes Jahr später von den entsprechenden Redaktionen „nicht mehr lieferbar“ sind oder sich „nirgendwo belegen“ lassen.
Ein weiterer Kritikpunkt der Verbraucherzentrale: die schier unüberblickbare Zahl an unterschiedlichen „Auszeichnungen“. Nicht nur, dass jede Redaktionen eine eigene verleihen würde – es gibt derer oftmals gleich zig verschiedene. Als Negativ-Beispiel werden die Kollegen von Chip präsentiert. Auf der entsprechenden Amazon-Produktseite zum Drucker „HP Officejet 6000“ finden sich gleich elf von der Redaktion verliehene Orden:
Hinzu kommt, dass alle Redaktionen zudem nach anderen Maßstäben und Vorgaben bewerten, was einen Vergleich für den Konsumenten fast unmöglich macht. So kann ein Produkt bei dem einen mangelhaft abschneiden, das ein anderer mit gut bewertet hat.
Aber nicht nur die Chip-Redaktion bekommt ihr Fett weg, sondern beispielsweise auch der Verlag Weka Media. Und zwar, wenn es um das sogenannte dynamische Testen geht. Hierbei werden Testergebnisse in einer Datenbank gespeichert und nach Bedarf neu ausgewertet – und zwar unter neuen Gesichtspunkten. So kann dann aus einem zuvor hässlichen Entlein plötzlich ein wunderschöner Schwan werden.
Skeptisch beäugt die Verbraucherzentrale auch den Umstand, dass Hersteller und Tester in punkto Siegel-Verleihung quasi an einem Strang ziehen, während der Konsument der Leidtragende ist. So erhalten die meisten Redaktionen den Großteil der Geräte umsonst geliefert, dafür dürfen die Hersteller dann auch für lau oder einen kleinen Obolus deren Auszeichnungen zur Selbstbeweihräucherung nutzen.
Es heißt also: Augen auf beim Produkt-Kauf. Wer sich genauer über die Tricks der Redaktionen informieren möchte, findet diese zusammen mit einigen hilfreichen Anmerkungen auf der Seite der Verbraucherzentrale.
(Marek Hoffmann)