Drei Jahre Entwicklungszeit, 24 Millionen US-Dollar Risiko-Kapital und seit vergangenem Sonntag nun in der offenen Beta-Phase: Blekko. Eine neue Suchmaschine, die nach mehr oder minder erfolgreichen Vorgängern der neue Google-Schreck werden soll. Gelingen soll das Kunststück CEO Rich Skrenta zufolge durch den Einsatz sogenannter Slashtags. Mittels dieser Schrägstriche werden „nur die Seiten gesucht, die man will und Spam-Seiten herausgefiltert“, und zwar indem ihnen bestimmte Begriffe nachgestellt werden, die den Pool an Ergebnisseiten zu einem bestimmten Suchbegriff eingrenzen.
Wer beispielsweise „soccer /humor“ (die Suchmaschine spricht bisher nur Englisch) als Suchbegriff eingibt, soll alle Seiten angezeigt bekommen, die auf irgendeine Art und Weise Fußball in einem lustigen Kontext zeigen. Ergänzt man die Suchanfrage zusätzlich noch durch „/date“, werden die Ergebnisse zudem chronologisch sortiert, angefangen beim aktuellsten Treffer. Klingt alles sehr verheißungsvoll, funktioniert in der Praxis aber augenscheinlich noch nicht einwandfrei. Bevor ich euch aber meine Ergebnisse eines knappen Praxistests präsentiere, schaut euch erst das Demo-Video an, das Blekko in Aktion zeigt:
Das Ergebnis für meine oben erwähnte Suchanfrage sieht so aus:
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Fangen wir mit dem ersten Ergebnis an. Wer dem Link folgt, landet auf dieser Seite der Kollegen von Neatorama:
Komischer Humor. Sinnvoller wäre es in meinen Augen gewesen, auf den Artikel zu verlinken, den man mittels Mail-Formular mit seinen Kontakten teilen soll. Dort findet sich denn auch das Video „Snail Soccer“, das sicherlich der eine oder andere witzig findet:
Nun kann man über Humor sicherlich streiten. Unbestreitbar dürfte aber der Umstand sein, dass auch das nächste Ergebnis in der Blekko-Liste außerhalb des gesetzten Rasters liegt.
Das News-Portal Arcamax berichtet in den Artikel über ein Fußballspiel zwischen Italien und Serbien, das aufgrund von Fan-Krawallen abgebrochen werden musste. Das spricht für sich, denke ich. Ebenso wie die Überschriften und Snippets der restlichen Ergebnisse. Wer übrigens „/humor“ durch „/fun“ ersetzt, erhält auch keine besseren Treffer.
Ich konnte es mir zum Schluss nicht verkneifen, auch mal nach „Marek Hoffmann“ zu „blekkon“ (wenn jemand eine Idee hat, was der Name der Suchmaschine zu bedeuten hat, bitte in den Kommentaren posten). Und um die Peinlichkeit für mich auf die Spitze zu treiben, habe ich das Slashtag „relevance“ verwendet. Das Ergebnis seht ihr hier:
Zwei meiner Namensvettern verweisen mich auf die Plätze, was die Bedeutung im Netz anbelangt, der Link zu TweetMeme führt zu einer fehlerhaften Seite. Da bleib ich doch lieber bei Google…
Aber Spaß beiseite: Die oben beschriebenen Resultate könnten darauf zurückzuführen sein, dass bei Blekko Slashtags erst mit „Inhalt gefüllt“ werden müssen, wenn man so will. Das heißt, dass den durch die Schrägstriche bezeichneten Kategorien erst Websites zugeordnet werden müssen, damit diese mit passendem Content verknüpft werden können. Der große Vorteil einer solchen Vorgehensweise ist natürlich, dass hierdurch Spam-Seiten und Inhalte von Content-Farmen wie etwa Demand Media herausgefiltert werden. Da allerdings auch User solche Slashtags anlegen und mit Seiten verbinden können, besteht natürlich die Gefahr, dass hier Schindluder getrieben wird.
Nicht nur aufgrund der erst gelaunchten Beta-Phase, sondern auch wegen der zuletzt beschriebenen Methode ist es an dieser Stelle noch zu früh, um ein aussagekräftiges Urteil über Blekko abzugeben. Grundsätzlich ist das Konzept sehr spannend, enthält einen klaren Nutzen für den User und sogar einen Mehrwert gegenüber den großen Konkurrenten Google und Bing. Es wird sich aber zeigen müssen, wie schnell Blekko es schafft, auf einen akzeptable Zahl von „sauberen“ Seiten im Index zu kommen und wie übersichtlich die Bedienung der Plattform bleibt.
Bislang existieren nämlich schon eine nicht gerade kleine Zahl an Slashtags und Shortcuts, die der User kennen muss, um effizient suchen zu können. Und auch wenn viele von ihnen als Vorschläge bei der Eingabe eines Suchbegriffs direkt eingeblendet werden – sie könnten sich letztlich als Hürde auf dem Weg zum User-Herz erweisen.
(Marek Hoffmann)