Jahre später, ihre Netzwerke waren verklagt und geschlossen, ihre Datenquellen versiegt, ließen die Nutzer von Filesharing ab. Und wandten sich illegalen Streaming-Portalen zu.
So in der Art lässt sich zusammenfassen, was gerade in Sachen Raubkopien im Netz los ist. Das bestätigt der Jahresbericht 2009 der GVU, der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen. Und noch etwas anderes fällt auf: Die GVU hat ihre Strategie geändert. Setzten die Urheberrechtswächter und ihre ausländischen Kollegen einst auf Abschreckung und Kriminalisierung von Raubkopierern, werben sie nun eher um Respekt und Nachhaltigkeit. Vorbei also die Zeit der abschreckenden Videos, wie dieses, hier sehr schön persifliert in der britischen Comedy-Serie „The IT Crowd“, das sich leider nicht einbetten ließ.
Der Bericht, der BasicThinking vorliegt, legt einige interessante Fakten an den Tag. So bleiben Bittorrent und P2P allgemein für die GVU ein Problem, das rote Tuch wanderte aber mittlerweile rüber zur Streaming-Seite Kino.to. Dieses Portal setzt vor allem auf deutschen Content, hat seine Server aber in Russland stehen, wo die Behörden nicht einschreiten. Vor allem das Angebot unautorisiert eingestellter TV-Serien und Filme auf Streaming-Portalen ist innerhalb eines Jahres erheblich gestiegen. Die GVU zählte im Dezember 2008 noch knapp 48.000 illegal abrufbare Filme, im Dezember 2009 schon 152.000. Bei TV-Serien ist die Entwicklung noch dramatischer: Im gleichen Zeitraum stieg das illegale Angebot von knapp 24.000 auf stolze 307.000 Videos. Das ist eine Steigerung um fast 1.300 Prozent. Portalseiten mit Filehosting verzeichnen gerade bei Kinofilmen, pornografischem Material und Games ein hohes, illegales Angebot, allerdings keine derart hohen Zuwachsraten wie Streaming-Seiten.
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Wirtschaftskrise freut die Unterhaltungsindustrie
Der Anteil von TV-Serien am Gesamtangebot illegalen Contents auf Streaming-Seiten stieg im gleichen Zeitraum von 37 auf 64 Prozent. Beim Thema Rechtsanwendung begrüßt die GVU, dass Staatsanwaltschaften zunehmend die Deliktschwere in den Vordergrund stellen und nicht mehr die reine Menge der Downloads. Das geht mit dem Ziel der GVU überein, lieber die „großen Fische“ fangen zu wollen, also die gewerblichen Händler illegalen Contents. Als solche gelten bei den Staatsanwaltschaften aufgrund der Überlastung der Behörde seit 2008 ab 3.000 Musiktitel, 200 Filme oder einem (!) Buch. Bei aktuellen Kinofilmen kann hier eine Ausnahme angewendet werden. Interessant auch nachgestellt: Die File- und Geldströme des Filesharing (für größere Ansicht einfach auf das Bild klicken). Geld fließt damit eigentlich nur von Werbepartnern oder Endnutzern zu Content-Anbietern:
Der Bericht liefert eine interessante Übersicht über den Stand des Filesharings. Schön ist auch zu sehen, dass der einfache Filesharer nicht länger kriminalisiert wird. Vielleicht macht sich bei den Rechteverwertern und ihren Wächtern langsam ein Umdenken breit: Illegales Filesharing ist nicht nur, aber auch, eine Folge fehlender legaler Angebote. Besonders bei TV-Serien ist das auffällig – und nicht überraschend. Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wird gemeinhin das Jahrzehnt der Serien genannt. Die Voraussetzungen für Seriendownload sind dank DSL gegeben. Allein ein legales Serienportal fehlt in Deutschland noch, und die Serien kommen hierzulande zu spät und zu teuer als DVD heraus. Das begünstigt Filesharing. Der Erfolg von Kino.to zeigt aber auch, dass der Hang zu illegaler Ware auch dann da ist, wenn man sich Filme auf DVD oder im Kino anschauen könnte.
Die GVL hat auch hierfür indirekt einen möglichen Grund ausgemacht: die Wirtschaftskrise. Die hielt die Bevölkerung von teuren Fernreisen ab und ließ sie Filme konsumieren. Davon profitierte allerdings auch das Kino: 2009 war eins der umsatzstärksten Kinojahre in Deutschland überhaupt. Die Lichtspielhäuser erzielten im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 22,8 Prozent.
(Jürgen Vielmeier, Bild/Grafiken: GVU)