Blogs, Wikis und Social Networks stehen nicht nur im Privat- und Geschäftsleben für neuartige Kommunikations- und Kulturtechniken, sondern können auch eine effektive Entwicklung in der Bildung vorantreiben.
Immer mehr Untersuchungen belegen, dass es eine starke Entwicklung im Lernen gibt, weg von der reinen Instruktion hin zu Kollaboration. Statt sich blind auf transferiertes Expertenwissen (Lernen im „Believe Mode“) zu stützen, erlangt man beim Lernen im „Design Mode“ Wissen durch kollaboratives Erarbeiten von Erfahrungen, Einsichten und Lösungen. Selbstorganisation, offener Austausch, die Weisheit der Vielen und ein intensives Peer-to-Peer-Feedback spielen dabei die wesentlichen Rollen.
Social Media Learning oder eLearning 2.0
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Plattformen wie Facebook, Twitter, Blogs, GoogleDocs etc. sind prädestiniert für kollaboratives Lernen. Nicht nur, weil sie Funktionalitäten liefern, die den Austausch, das gemeinsame Arbeiten und gegenseitige Kommentieren vereinfachen, sondern auch, weil sie Lernen öffentlich machen. Im Gegensatz zu geschlossenen Lernplattformen wie Chaträumen, Foren oder klassischen Fernlehrgängen.
Social Media Learning kann die bisher gewohnten Lernformen fundamental verändern und
- zu unerwarteten „lernlawinenartigen“ Erlebnissen führen
- sich der Kontrolle des Lernprozesses und insbesondere der Lerninhalte durch die Lehrenden und des einzelnen Lernenden entziehen
- rund um den Globus Lernpartnerschaften entstehen lassen
- das „Abschreiben“ und „Umnutzen“ von Inhalten von einem Vergehen zu einer kreativen und kooperativen Kunst machen
- Lerninhalte allgemein zugänglich und diskutierbar machen
- die „Expertise“ weg vom Einzelnen hin zur „Learning Community“ verlagern
Der Lernerfolg verhält sich dynamischer, praxisorientierter und nachhaltiger als bei klassischen Lernmethoden. Das gilt für fast jedes beliebige Thema. Trotz neuer Erkenntnisse und Studien in diesem Bereich halten die meisten Bildungsanbieter jedoch starr und ängstlich vor der Welt des Web 2.0 an alten Lerngewohnheiten fest.
Es ist jedoch vorauszusehen, dass mit den schnellen Entwicklungen in den sozialen Medien, der immer leichteren Bedienbarkeit der Web 2.0 Tools und dem Heranwachsen der Digital Natives als High Potentials in Unternehmen, Social Media Learning mittelfristig zu einem wesentlichen Bestandteil der anerkannten Lernmethoden werden wird.
Social Media Learning bei der Social Media Akademie
Bei der Anfang 2010 gestarteten Social Media Akademie wird das kollaborative Lernen in bestehenden Social Networks, wie XING und Facebook bereits heute intensiv eingesetzt.
Beim „Basis Lehrgang Social Media“ (nächster Beginn: 8. November 2010) finden sich die Teilnehmer jeweils in einer eigens für den Lehrgang eingerichteten Facebook- und XING-Gruppe ein. Dort organisieren sie sich selbst in Lerngruppen und bearbeiten im ständigen Austausch mit den Mitlernenden ihre praktischen und theoretischen Aufgaben. Durch die Funktionalitäten beider Networks findet ein intensiver Austausch der Teilnehmer untereinander statt, der weit über den Möglichkeiten des klassischen Präsenzunterrichts liegt.
Die Vorteile der Social Networks beim Lernen liegen auf der Hand:
- Statusunabhängiges Miteinander-Lernen
- Direktes Erleben des theoretisch Erlernten im realen Praxisumfeld
- Entstehung eigendynamischer, progressiver Lernprozesse
- Zeitlich flexibler Kommunikationsstrang
- Leichter Austausch von Lernmaterialien, Medien und Links etc.
- Öffentlichkeit der Fragen und Antworten, die auch nicht direkt Beteiligten die
- Möglichkeit der Interaktion und Hilfe bietet
Die Social Media Akademie (SMA) wird das Thema Social Media Learning gemeinsam mit ihrem wissenschaftlichen Fachbeirat und den Social Media Experten im Kreis der Dozenten stetig weiterentwickeln, da Teilnehmer von Unternehmen wie Coca Cola, der Deutschen Post oder eon bereits von dieser Lernmethode begeistert sind.
Neue Lehrgänge der SMA:
8. November 2010: Basis Lehrgang Social Media mit u.a. Klaus Eck, Mirko Lange u.v.m.
18. November 2010: Lehrgang Advanced Social Media mit Dr. Benedikt Köhler und Dr. Torsten Wingenter, Lufthansa
22. November 2010: Lehrgang Personalmanagement 2.0 mit Dr. Willms Buhse
23. November 2010: Lehrgang Enterprise 2.0 mit Tina Dörffer, Bertelsmann Stiftung, Dr. Willms Buhse und Dr. Carsten Ulbricht
Mehr Infos zu allen Lehrgängen und zur SMA gibt es unter www.socialmediaakademie.de.
Wer ordentlich zur Schule geht, kann auch alleine lernen.
Alter Wein in neuen Schläuchen
ELearning 2.0 oh weh. So wird das nichts. Die Elearning Blase ist schon lange geplatzt und was hier prognostziert wird ist schon lange probiert und gescheitert, da wird auch Facebook und Xing nichts dran ändern. Was ich dem Artikel positiv abgewinnen kann, ich die grundsätzliche Abkehr von der Instruktion hin zur Kollaboration. Die Frage ist, ob sich die Organisatoren solcher Lernangebote als Coaches verstehen oder nicht.
Ich muss mich meinem Vorredner anschliessen. Erstellen und Veröffentlichungen von Konzepten sind die eine Sache, die erfolgreiche Umsetzung die andere.
Meiner Meinung nach wird diesem Thema viel zu viel Aufmerksamkeit zugewandt.
Der Kommunismus ist das theoretisch beste Konzept für eine Ideologie, aber es hat in der Realität noch nie funktioniert…..
ich lerne diese sachen aber nicht auf meine Schule, also ich finde es nutzlich das es auch auf Internet steht, so das mann es noch einmal nachschauen kann.
@Gibro Mich würde mal interessieren, woher Du diese Erkenntnisse nimmst. „Die Elearning Blase“? Das habe ich noch nie gehört. Es ist sicher korrekt, dass sich dieses Bildungsformat im europäischen Raum in den letzten 20 Jahren nur sehr langsam weiterentwickelt hat, aber geplatzt ist es deshalb noch lange nicht. Und durch das Social Web und die daraus entstehenden neuen Kulturtechniken tun sich nun ganz neue Möglichkeiten auf. Und das Social Media Learning schon lange probiert und gescheitert ist finde ich ebenfalls interessant, wo es wirklich gute Social Media Anwendungen und Social Software doch gerade mal 1-2 Jahre gibt …
Unsere Teilnehmerzahlen und die Lernerfolge unserer bis heute mehr als 700 Lehrgangs-Teilnehmer (in 6 Monaten) belegen zumindest exakt das Gegenteil dessen, was Du behauptest. Und auch die pädagogische Wissenschaft, sowie die aktuelle Gehirnforschung untermauern immer häufiger unseren Ansatz.
@ XOR:
Was hat „Lernen“ mit „Schule“ zu tun? Und insbesondere mit deren „ordentlichen Besuch“?
Der bekannte Kybernetiker Heinz von Foerster hat die Schule „Trivialisierungsanstalten“ genannt. Ordentlicher Schulbesuch kann daher durchaus auch schädlich für das Lernen sein…
Und wir Menschen lernen ja das Meiste überdies ausserhalb der Schule und sehr viel davon vor Beginn der Schulpflicht…
@ Martin:
Was genau ist denn der „alte Wein“ der in die „neuen Schläuche“ der Social Media geschüttet wird? Und, um bei diesem Bild zu bleiben: Das Umschütten von alten Wein i.S. von Dekantieren dient ja durchaus auch der Qualität des Weins.
Also: Lernen kann mit „Social Media“ durchaus bereichert werden.
@ Gibro:
Dass „E-Learning 2.0“ als gescheitert zu betrachten ist, kann ich nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Mittlerweile ist es im Rahmen von „Blended Learning“ zu einem selbstverständlichen Lernmedium (neben allen anderen Medien) geworden und wird u.a. an allen Arten von Schulen z.B. mittels Plattformen wie moodle oder ILIAS im Rahmen abertausneder Kurse praktiziert. Und die Vielfalt proprietärer Lernplattformen ist unübersehbar.
Richtig ist, dass „E-Learning 2.0“ heute kein „Modewort“ mehr ist, da alle diese Kommunikations- und Kollaborationsformen selbstverständlich sind und kaum jemand heute „WAU – wie toll“ ruft, wenn im Rahmen eines Kurses eine virtuelle Lerngruppe auf Basis z.B. eines Forums oder eines WIKI angeboten wird.
Eine andere ganz wesentliche Frage aber ist, welchen Stellenwert und welche Akzeptanz diese Lernformen haben, wenn „Lernen“ weiterhin verstanden wird als raschestmöglicher und bequemer Weg zum Erwerb eines breit anerkannten Zertifikats. So etwa wird sich kaum jemand bei einer Lerngemeinschaft zum Diskutieren verzwickter Verkehrssituationen beteiligen, wenn es zum Erwerb des Fahrausweises genügt, ganz individuell Prüfungsfragen-Antworten zu büffeln.
Die von Ihnen begrüsste „grundsätzliche Abkehr von der Instruktion hin zur Kollaboration“ ist DER zentrale Aspekt: Social Media Learning wird sich dann durchsetzen, wenn in unserer Gesellschaft offene, spontane, kreative und somit unsteuerbare Kollaboration eher willkommen ist als das „Ausführen von Instruktionen“.
@ Martin Schmieder:
Social Media Learning ist kein „theoretisches Konzept“ sondern eine seit Jahren erfolgreich und sehr breit etablierte Praxis. So etwa existieren z.B. in Xing und facebook abertausende Foren und Gruppen mit einigen Dutzenden bis mehreren tausenden Mitgliedern, die sich spezifischen Themen widmen. Die dort laufenden Diskussionen sind heute ganz wesentliche Lernfelder. Interessant ist, dass all diese Lernfelder dennoch von „formellen“ Schulungseinrichtungen nicht als Lernfelder wahrgenommen werden.
Also: für „formelle“ Schulungseinrichtungen mag all das ja tatsächlich bis jetzt nur „Theorie“ sein. Allerdings findet „Lernen“ in unserem Leben ja weitgehend ausshalb dieser Einrichtungen statt.
@ Christa:
Genau! Sie bestätigen das – leider. Eine Illustration dazu: Eine Pädagogische Hochschule in Österreich musste sein Weiterbildungsangebot im Bereich „Lernen im Internet“ soeben sistieren, da es praktisch keine Nachfrage dafür gibt…
@ Andreas Leonhard:
Genau: Dass die „Blase“ nicht existiert sondern eher selber eine „Blase“ ist und im Gegenteil Lernen auf Basis von Web 2.0 eine hohe Relevanz hat zeigen u.a. diese Forschungsberichte der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften:
„Die zukünftige Entwicklung von Personal-, Informations- und Trainings- management. Die Zukunft des Lernens oder: „Alles so schön Web 2.0 hier!“:
http://www.sml.zhaw.ch/fileadmin/user_upload/management/znl/beratung/pdf/ersterZwischenbericht-studieZukunft-bb_final_20080311.pdf
und
http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/die-zukuenftige-entwicklung-von-personal-informations-und-trainingsmanagement-2-zwischenberich/
[…] Ein offener Erfahrungsaustausch sorgt für neue Einsichten und führt zu mehr Selbstorganisation. Es entstehen rund um den Globus Lerngemeinschaften, deren Möglichkeiten weit über denen eines klassischen Präsenzunterrichts liegen. Ein intensives “Peer-to-Peer-Feedback” spielt dabei eine wesentliche Rolle. Weitere Einzelheiten erfahren sie im folgenden Artikel. […]
Ich hoffe ja insgeheim dass bei all den Rufen zum sozialen Lernen die eigentlich Theorien, speziell die der Communities of Practice mal wieder Beachtung finden.
Zum Einstieg:
http://en.wikipedia.org/wiki/Situated_learning
http://en.wikipedia.org/wiki/Social_learning_(social_pedagogy)
@ Stefan Martens
JA! Dem kann ich nur voll zustimmen!
Das, was u.e. Etienne Wenger seit vielen Jahren praktiziert (http://www.ewenger.com/) ist nach wie vor hoch aktuell – und dank Social Media noch besser machbar!
[…] Social Media Learning oder eLearning 2.0 Plattformen wie Facebook, Twitter, Blogs, GoogleDocs etc. sind prädestiniert für kollaboratives Lernen. Nicht nur, weil sie Funktionalitäten liefern, die den Austausch, das gemeinsame Arbeiten und gegenseitige Kommentieren vereinfachen, sondern auch, weil sie Lernen öffentlich machen. Im Gegensatz zu geschlossenen Lernplattformen wie Chaträumen, Foren oder klassischen Fernlehrgängen. Social Media Learning kann die bisher gewohnten Lernformen fundamental verändern und zu unerwarteten “lernlawinenartigen” Erlebnissen führensich der Kontrolle des Lernprozesses und insbesondere der Lerninhalte durch die Lehrenden und des einzelnen Lernenden entziehenrund um den Globus Lernpartnerschaften entstehen lassendas “Abschreiben” und “Umnutzen” von Inhalten von einem Vergehen zu einer kreativen und kooperativen Kunst machenLerninhalte allgemein zugänglich und diskutierbar machendie “Expertise” weg vom Einzelnen hin zur “Learning Community” verlagernDer Lernerfolg verhält sich dynamischer, praxisorientierter und nachhaltiger als bei klassischen Lernmethoden. Das gilt für fast jedes beliebige Thema. Trotz neuer Erkenntnisse und Studien in diesem Bereich halten die meisten Bildungsanbieter jedoch starr und ängstlich vor der Welt des Web 2.0 an alten Lerngewohnheiten fest. […]