Das schöne an dem Wettstreit zwischen Google und Bing ist, dass wir User davon profitieren. Konkurrenz belebt das Geschäft, wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, und so weiter- ihr wisst schon. Nun war es wieder an Microsoft nachzulegen, nachdem der Suchgigant aus Mountain View zuletzt mit Google Instant für reichlich Schlagzeilen gesorgt hatte. Und wenn ich mich an den kleinen Test mit „Friends“ erinnere, den Google neulich durchgeführt hat, dann dürfte ihnen das so gar nicht schmecken, womit Bing jetzt aufgemotzt wurde. Künftig wird die Redmonder Suchmaschine bei den Ergebnissen nämlich auf Daten der mittlerweile über 550 Millionen Facebook-User zugreifen und versucht damit, sie „personalisierter“ und das Netz dadurch „sozialer“ zu machen.
Das geschieht zum einen durch „Liked Results“. Wer nicht bis eben unter einem Stein gelebt hat, sollte sich denken können, dass hiermit Suchergebnisse gemeint sind, die auf den „Gefällt mir“-Daten der – wohlgemerkt nur eigenen – Freunde auf Facebook basieren. Wenn ihr euch also künftig über ein Restaurant oder einen Film informieren möchtet, könnt ihr in eure Entscheidung die Meinung eurer Kontakte mit einfließen lassen. Leider steht mir die Funktion noch nicht zur Verfügung (sie soll aber in den nächsten Tagen global ausgerollt werden), weshalb ich nachfolgend die Screenshots vom Bing-Blog zur Anschauung verwenden werde.
Wer sich vorab einen kurzen Überblick verschaffen möchte, kann das aber anhand dieses, für meinen Geschmack leider etwas zu hektischen Videos tun:
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Kommen wir nun zu den Screenshots. So sahen die Resultate für die Suche nach „San Francisco Steakhouse“ bisher aus:
Und so präsentiert sich die mit „Like“-Daten angereicherte Ergebnisseite bei Bing:
Der Unterschied zwischen den beiden Seiten besteht darin, dass im zweiten Fall im neu eingeführten Feld „Liked by your Facebook friends“ auf ein Steakhaus („Alexander’s“) hingewiesen, das vorher gar nicht in den Ergebnissen angezeigt wurde (was wohl darauf zurückzuführen ist, dass es erst am 13. September eröffnet wurde und somit von Bing noch weitestgehend unberücksichtigt blieb). Offenbar hatte ein Facebook-Freund („Adam Sohn“) des Suchenden in der Region San Francisco aber bereits mal dort gespeist und war zufrieden. Vielleicht mochte er auch nur deren Homepage und hat deswegen den „Like“-Button gedrückt. Wie dem auch sei: Als quasi persönliche Empfehlung taucht es nun aber in der neuen Sektion auf.
Neben den „Liked Results“ hat Bing noch ein weiteres neues Feature verpasst bekommen: die Facebook Profil-Suche. Deren Sinn und Zweck besteht im Kern darin, im Netz Freunde und Bekannte schneller ausfindig zu machen, indem der Pool mit potenziellen Kandidaten von Bing auf einen, ich nenne es mal „wahrscheinlichen“ Personenkreis reduziert wird. Das funktioniert vereinfacht gesagt dermaßen, dass die Redmonder Suchmaschine die Profile der Freunde des Suchenden abklappert und überprüft, ob sie selbst oder gegebenenfalls deren Kontakte (ob überhaupt oder auf welcher Sub-Ebene Bing dann abbricht, weiß ich nicht) die gesuchte Person in ihrer Buddyliste enthält.
Wer nach Marilyn Monroe oder meinetwegen auch Angela Merkel sucht, der wird vermutlich diejenige welche auch tatsächlich meinen. Nehmen wir aber mal an, ihr trefft auf einer Party jemanden mit einem etwas weniger ausgefallenen Namen wie beispielsweise Martin Müller. Ihr würdet den gerne wiedertreffen, sucht bei (dem alten) Bing und Facebook und erhaltet dann über neun Millionen beziehungsweise 2.600 Ergebnisse angezeigt. Nach Murphys Gesetz seid ihr dann eine Weile beschäftigt, bis ihr den richtigen findet. Zumindest in der Theorie. Und von der geht Microsoft hier zunächst mal aus.
Und so sieht das Ganze dann aus, zunächst in der klassischen Ansicht:
und dann gepimpt mit der Facebook Profil-Suche:
Natürlich lässt sich der „richtige“ Brian Lee dann direkt über Bing bei Facebook als Freund adden oder anschreiben. Die Suche funktioniert aber selbstverständlich nur deswegen so schön, weil bei Facebook in der Regel jeder hübsch seinen richtigen Namen einträgt. Womit wir auch schon beim Datenschutz wären.
Sowohl Microsoft als auch Facebook versichern, diesen sehr ernst zu nehmen. Daher werden nur jene Daten gecrawlt, die die Facebook-Nutzer als öffentlich einsehbar deklariert haben. Außerdem muss man in sein Account eingeloggt sein, um den Service nutzen zu können. Das soll dazu dienen, den User über Änderungen bei der Bing-Facebook-Suche zu informieren und ihm die Gelegenheit zu geben, diese „abzustellen“. Weitere Infos hierzu findet ihr auf dem Bing-Blog.
Kurzes Fazit: In meinen Augen schafft Bing damit tatsächlich einen Mehrwert für die User – zudem einen, den Google so leicht nicht wird reproduzieren können. Aber das hat sich Microsoft auch einen Batzen Geld kosten lassen, als man seinerzeit in die Facebook-Partnerschaft investierte. Ich frage mich nur, ob sich dieser Mehrwert auch tatsächlich in einer höheren Nutzung Bings widerspiegelt und letztlich in bare Münze umwandeln lässt. Denn um richtig gute Ergebnisse zu erhalten, müsste ich mir als User ja von der Logik her erst einmal einen großen Freundeskreis bei Facebook zulegen… Ich denke, erst wenn jedem die Feature zum Ausprobieren zur Verfügung stehen, wird sich zeigen, ob sie die Facebook-Suche und Plattformen wie beispielsweise Qype ersetzen können.
Abschließend noch ein Hinweis an jene von euch, die sich aus SEO-Sicht für die neuen Feature interessieren: Ihr findet bei den Spezialisten von Searchengineland eine mehr als erschöpfende Analyse.
(Marek Hoffmann)