Es wurde im Vorfeld erwartungsgemäß viel spekuliert. Wird Mark Zuckerberg das „Facebook Phone“ vorstellen? Wird es gar ein Redesign gegeben? – Nope. Was der Gründer des größten Social Networks der gespannten Gemeinde am gestrigen Mittwoch in Palo Alto präsentierte, war allen voran „Facebook Gruppen„. Die haben nichts mit den bereits vorhandenen Gruppen zu tun – ganz im Gegenteil: sie unterscheiden sich deutlich von diesen und auch die neuen Feature sind nicht auf sie anwendbar. Gucken wir also mal genauer hin.
Wie bisher auch, können die neuen Gruppen von jedem User erstellt werden. Der wohl größte Unterschied besteht nun aber darin, dass man sich dabei für die Option „offen“ (Mitglieder und Inhalte sind öffentlich), „geschlossen“ (Mitglieder sind öffentlich, Inhalte sind privat) oder „geheim“ (Mitglieder und Inhalte sind privat) entscheiden kann (siehe Screenshot unten). Was bedeutet das im Klartext?
Im ersten Fall können wie gewohnt alle User der Gruppe ohne Beschränkungen beitreten und andere User einladen. In der geschlossenen Gruppe ist Letztgenanntes nicht möglich, dort entscheidet der Administrator darüber, wem der Zutritt gewährt wird. Hinzu kommt, dass jegliche Kommunikation und Interaktion zwischen den Mitgliedern dieser Gruppe nicht öffentlich einsehbar sind. Das gilt allerdings nicht für die Mitglieder selbst, deren Zugehörigkeit zu einer geschlossenen Gruppe in ihrem Profil vermerkt ist. Selbst dieser Hinweis fällt dann aber bei der geheimen Gruppe weg. Ganz so, wie es der Name vermuten lässt, agieren die Mitglieder in diesem Fall unterhalb des Radars. Hier wird nichts öffentlich gemacht, Mitglied wird man, ähnlich wie bei exklusiven Clubs, nur über persönliche Einladung eines bereits akzeptierten Mitglieds und auch in der Suche taucht die Gruppe nicht auf.
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Was soll das Ganze nun? Wenn ich es recht verstehe, möchte Zuckerberg seinen 550 Millionen Usern eine bessere Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch und zur Zusammenarbeit ermöglichen. Hierbei sollen auch eine Gruppen-Chat und -Mail-Funktionen dienlich sein. Letztgenannte funktioniert aber entweder noch nicht richtig, oder sie ist zu kompliziert für mich. Zudem wird so etwas wie Privatsphäre suggeriert. War es bislang so, dass meine „Freunde“ quasi Stalker-like alle meine Aktivitäten auf Facebook minutiös nachverfolgen konnten, wird dem nun ein Riegel vorgeschoben.
Nun dürften aber die meisten von uns wissen, dass Facebook für die Betreiber kein Spaßprojekt ist, sondern hartes, gewinnorientiertes Business. Zieht man also die rosarota Brille aus und betrachtet das „Geschenk“ an die User etwas genauer, könnte man den Eindruck gewinnen, dass es sich eigentlich um eines für die Werbekunden handelt.
Meine Vorüberlegungen ist die: Ich habe über eine halbe Milliarde Menschen an einem Ort versammelt und möchte sie mit Kaufanreizen beglücken. Das funktioniert auf Facebook schon besser als anderswo, könnte aber noch besser klappen, zum Beispiel, indem ich noch mehr über die User und ihre Interessen erfahre. Wie könnte das gehen? Na indem sie sich thematisch gruppieren, also quasi schon durch den Gruppennamen andeuten, was sie mögen. Das gibt es aber schon, also muss eine Verbesserung her. Und die liefert Zuckerberg jetzt.
Zum einen durch die vermeintliche Privatsphäre, die ich in der geschlossenen oder geheimen Gruppe genieße. Anstatt künftig bestimmte Personen (etwa den Chef) nicht als Freunde hinzuzufügen, sondern auf Xing zu verweisen, oder bestimmte Äußerungen aus Sorge vor den Reaktionen der Freunde nicht zu tätigen, gründe ich einfach eine entsprechende Gruppe. Dort plaudere ich dann, wie mir das Maul gewachsen ist und über die Dinge, die sonst aus irgendwelchen Gründen tabu waren. Und damit es schön „intim“ bleibt, beschränkt Facebook die Größe der Gruppen auf 250 Mitglieder. – Den Werbekunden freut’s.
Zum anderen durch die Mail- und vor allem Chat-Funktion. Sie dient einerseits dazu, die Verweildauer der User auf der Plattform zu erhöhen, was für Facebook natürlich aus wirtschaftlicher Sicht wichtig ist. Zum anderen plaudern die Nutzer über diesen Kanal aber noch mehr von dem aus, was sie interessiert, beschäftigt, berührt. – Und den Werbekunden freut’s.
Diese Einschätzung muss man nicht teilen, aber eine Sache dürfte unbestreitbar sein: Mit der neuen Gruppen-Funktion läutet Facebook für sich selbst ein neues Zeitalter ein, indem es seine „Seele verkauft“. Damit meine ich, dass der ursprüngliche Gedanke einer totalen und freien Vernetzung aller Mitglieder untereinander in Ansätzen verloren geht. Und dieses Konzept hat Facebook doch zunächst erst so interessant und dann so erfolgreich gemacht, oder nicht?
(Marek Hoffmann)