Twitter ist kein soziales Netzwerk, sondern ein Newskanal, bei dem die Neuigkeiten in erster Linie passiv konsumiert werden. Diesen Schluss legte schon das Missverhältnis zwischen drei Millionen Besuchern, aber nur 270.000 aktiven Benutzern nahe, über das wir am vergangenen Freitag berichtet haben. Eine aktuelle Studie der Firma sysomos weist nun in eine ähnliche Richtung. Das Unternehmen hat untersucht, wie viele der versendeten Botschaften eine Reaktion in Form einer Antwort oder eines Retweets nach sich ziehen.
Die Marktforscher haben die 1,2 Milliarden Tweets der vergangenen zwei Monate untersucht. Dabei haben sie herausgefunden, dass nur auf 29 Prozent der Nachrichten überhaupt eine Reaktion erfolgt (siehe Grafik unten). Sechs Prozent der gesamten Botschaften wurden weitergeleitet, die anderen 23 Prozent wurden mit einer anderen Mitteilung beantwortet. Damit ist der Anteil von Rede und Gegenrede zugegebenermaßen weitaus größer, als ich erwartet hätte. Allerdings zeigt die nähere Betrachtung der Daten, dass auch in diesem knappen Drittel der Gesamtzahl keine längere Konversation stattfindet.
Denn bei 85 von 100 Kurztexten, die überhaupt eine Antwort erhalten, bleibt es bei genau einer Reaktion. Bei knapp elf Prozent folgt darauf noch eine weitere Nachricht. Nur noch 1,53 Prozent ziehen eine vierte Mitteilung nach sich. Für alle diejenigen, die jetzt den Überblick verloren haben, erklärt die Firma das letzte Phänomen mit einer „Monty Python“-reifen Formulierung: „Nach dem Ursprungs-Tweet gibt es eine Antwort, eine Antwort auf die Antwort und eine Antwort auf die Antwort auf die Antwort.“
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Dass Twitter ein schnelllebiges Medium ist, zeigt sich an den Zahlen ebenfalls. Die Mehrheit der Replies und Weiterleitungen erfolgen innerhalb der ersten Stunde nach der Absendung der Ursprungsnachricht: in diesem kurzen Zeitrahmen erfolgen gut 92 Prozent der Retweets und knapp 97 Prozent der Antworten. Danach verschwinden die Mitteilungen in den Tiefen der Timeline und werden nur noch im Ausnahmefall beachtet. Dass die Mehrzahl der Tweets aber auf „taube Ohren“ stoßen würden, wie Jennifer van Grove bei Mashable dramatisch formuliert, das geben die Zahlen nun auch wieder nicht her. Meine These ist: die Nachrichten werden zwar wahrgenommen, aber nicht beantwortet. Eben wie beim Fernsehen. Da rufe ich ja auch nicht nach jedem heute journal bei Claus Kleber an und sage ihm meine Meinung zum Weltgeschehen.
(Nils Baer / Titelfoto: Flickr – Fotograf: xioubin low)