Der Onlinebuchhändler Amazon setzt seit einiger Zeit verstärkt auf elektronische Bücher und hat mit seinem Tablet-Reader Kindle einen durchaus beachtlichen Erfolg hingelegt. Zuerst waren die E-Books des Internetshops zwar nur auf der eigenen Hardware lesbar, aber seit einigen Monaten ist das Unternehmen bemüht, entsprechende Leseprogramme auf möglichst vielen Plattformen bereitzustellen. Diese Strategie weitet das Unternehmen nun mit der Vorstellung der „Beta-Version“ von „Kindle for the Web“ auf alle HTML5-fähigen Geräte aus.
Zumindest theoretisch. Denn in der momentanen Inkarnation ist das Angebot auf Buchauszüge begrenzt. Zumeist ist das erste Kapitel eines angegebenen Werkes kostenlos lesbar. Danach kann über den Button „Get Kindle Edition“ das gesamte E-Book bestellt werden. Die Vollversion benötigt dann allerdings auch wieder die eigenständige Software. Trotzdem ist die Anwendung interessant.
Denn zum einen demonstriert der Anbieter, dass eine rein browserbasierte Lösung zur Anzeige der Amazon-Bücher machbar ist. Zum anderen sind die Lesehäppchen geschickt mit Social Media-Elementen angereichert. Ähnlich wie YouTube-Videos können Nutzer die Inhalte nämlich einfach in ihre eigene Seite oder ihren Blog einbinden, wie es beispielsweise der Autor John J. Miller tut. Dort steht das Auswahlkapitel dann allen Besuchern zur Verfügung. Bei Gefallen landen sie mit einem Klick auf der zugehörigen Verkaufsseite. Als Affiliate-Partner des Händlers erhalten die Blogger sechs bis acht Prozent des Erlöses als Provision gutgeschrieben. Außerdem können die Onlineleser ihre Freunde und Follower über eingebaute Facebook- und Twitter-Buttons über ihre aktuelle literarische Entdeckung informieren (siehe Bild oben). Der enthaltene Link verweist dann aber nicht auf den gelesenen Ausschnitt, sondern ebenfalls direkt auf die entsprechende Downloadseite. Diese Funktionen könnten auch eine Möglichkeit für Schriftsteller sein, ihr Werk bei potentiellen Kunden bekannt zu machen.
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Als Zusatzfeature nutzt der Internetverkäufer „Kindle for the Web“ auch auf seiner Webseite. Ist bei einem gedruckten Buch eine E-Book-Ausgabe erhältlich, erkennt der Kunde das an einem grünen Hinweis (siehe Bild rechts). Der Klick auf „Read the first Chapter FREE“ zeigt dann das gewünschte Kapitel in einem Overlayfenster an (siehe Titelbild). Im Unterschied zur bereits länger bekannten Funktion „Look Inside“ sind hier aber Schriftgröße und Zeilenabstand individuell anpassbar.
„Kindle for the Web“ ist in der jetzigen Form sicherlich keine Killer-Applikation, gibt aber einen Ausblick auf das, was in einiger Zeit von Amazon kommen könnte. Ein Firmensprecher hat die Vision des Händlers auch schon verraten: In Zukunft sollen einmal erworbene Werke von überall mit jedem möglichen Gerät online zu lesen sein. „Books in the Cloud“ sozusagen. Wobei „Einmal kaufen, überall lesen“ auch ein Slogan für gedruckte Bücher sein könnte.
(Nils Baer)