Zur Jubiläumsfeier von Intel Braunschweig am Montag gehörte auch eine Präsentation verschiedener Produkte, die an dem dortigen Standort zumindest mitentwickelt wurden. Wir haben Fotos gemacht und lassen euch so die wichtigsten Eindrücke von der Veranstaltung nachträglich miterleben.
Der Rundgang fing mit der Vorstellung von Intels Engagement für das „virtuelle Klassenzimmer“ an (siehe Titelbild). Die pädagogische Erkenntnis „Jedes Kind lernt anders“ ist für den praktischen Unterricht oft ein größeres Problem. Denn sie bedeutet auch, dass sich die Schüler auch in der Lerngeschwindigkeit unterscheiden. Nicht überraschend, dass man bei Intel glaubt, diesem Schuldilemma mit Notebooks beikommen zu können. Intel Deutschland-Chef Hannes Schwaderer hofft, dass das selbständige Lernen mit dem eigenen Kleinrechner das wenig effizienten traditionelle „bulimischen Lernverhalten“ verhindert, bei dem der Schüler „das Wissen aufsaugt, wieder abgibt und nach der Klassenarbeit vergisst“.
Die rasende Geschwindigkeit des Fortschritts demonstrierte der Entwicklungsleiter Nikolaus Lange anhand der eigenen Firmengeschichte. Bis zum Strategiewechsel 2005 beschäftigte sich Intel Braunschweig mit Glasfasertechnologie, die zum Jubiläum als „Museumstück“ ausgestellt wurde (siehe Bild unten). Dieselbe Funktion übernimmt heute ein nur noch fingernagelgroßes Stück Technik (siehe kleines Bild rechts).
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Im Weiteren präsentierte er uns selbstverständlich ausschließlich aktuelle Technik, hier beispielsweise einen Wafer aus der mehrkernigen Westmere-Produktreihe:
Der Monitor auf dem unteren Bild zeigt eine Simulation aus der Chipentwicklung. Der Test des virtuellen Siliziums ergab hier einen Schwachpunkt an der roten Stelle, der den Prozessor in der Realität überhitzt und zerstört hätte.
Ein potentielles Anwendungsbeispiel für einen der Mehrkern-Prozessoren: Mit diesem Gerät lässt sich der individuell ausgestattete Wunsch-BMW bereits von allen Seiten (und von innen) begutachten, bevor er tatsächlich gebaut wird.
Eine andere Nutzungsmöglichkeit ist diese Feuer- und Rauchsimulation, die aber hier auf dem Bild (unten) zugegebenermaßen nicht ganz so gut rüberkommt wie vor Ort.
Natürlich wurde auch der “Single Chip Cloud Computer” (SCC) gezeigt. Da es sich um einen Forschungsprozessor handelt, ist noch offen, wie ein Chip mit 48 Prozessorkernen am besten programmiert wird. Von den Intel-Mitarbeitern in Braunschweig wurde dabei demonstriert, wie darauf 48 getrennt gestartete Betreibssysteme laufen. Einen anderen Weg geht die experimentelle Software Barrelfish, bei der tatsächlich alle Prozessorkerne gleichzeitig angesprochen werden.
Während der SCC nur an Forschungspartner von Intel verliehen wird, ist der „Knight Ferry“ aus der „Many Integrated Core“ (MIC)-Linie schon käuflich zu erwerben. Er gehört nach Aussage von Lange zu den ersten Produkten, in die schon ein wenig von den Erkenntnissen aus der Forschung am SCC eingeflossen sind.
Eine relativ coole Anwendung für einen Chip mit mehreren Prozessorkernen präsentierte die Firma tenAsys. Die Software des Unternehmens ermöglicht es, ein Echtzeit-Betriebsystem beispielsweise auf einem Core laufen zu lassen, während Windows die anderen drei beansprucht. Dadurch beeinträchtigt ein Absturz des Microsoft-Systems nicht den Betrieb der Realtime-Komponenten. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Echtzeit-System etwa ein „Force Feedback“-Gerät im medizinischen Bereich steuert. Ein solches System hat die NASA bereits eingesetzt, um die Möglichkeit einer Fern-Operation zu testen. Der ausgestellte Novint Falcon ist zwar für den Gaming-Bereich gedacht, bietet aber grundsätzlich die gleiche Funktionalität wie das Vorbild aus der Medizintechnik. Mit dem Gerät konnte die Scheibe auf dem Bildschirm im simulierten Raum bewegt werden. Stößt der Nutzer dabei auf virtuelle Hindernisse, reagierte die Maschine entsprechend. Dadurch hat der Anwender das Gefühl, den Widerstand der virtuellen Gegenstände tatsächlich fühlen zu können.
(Marek Hoffmann / Nils Baer)