Sonstiges

VZ-Chef Clemens Riedl: "In ein paar Jahren wird alle Welt bei Facebook sein"

VZ-Chef Clemens Riedl hat RP Online ein bemerkenswertes Interview gegeben. Schlüsselsatz ist ohne Frage diese Aussage: „In ein paar Jahren wird alle Welt bei Facebook sein.“ Strecken die VZler damit die Waffen?

Nein, natürlich nicht. Das Interview mit Riedl liest sich vielmehr wie ein erstaunlich nüchternes, offenes Bekenntnis. Anders als seine Vorgänger redet er nicht von großen Wachstumszahlen oder Techniktrends, denen man dringend folgen müsse. Riedl will keinen Milliardenmarkt beherrschen, keine Gebühr erheben und auf das iPad erst aufsatteln, wenn die Zeit gekommen sei. Den von vielen Internetenthusiasten herbeigeschriebenen Tod der Tageszeitung sieht er nicht. Motto sei: „Wir springen nicht auf jeden Zukunfts-Hype auf, sondern kümmern uns um die Gegenwart.“ Und dort seien die VZs Marktführer bei mobilen Apps. Bei Online-Spielen seien die VZs gerade zur größten Plattform für Spiele aufgestiegen.

Facebook soll nicht länger der Konkurrent sein


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media und Brand Manager (m/w/d
NEXTREND GmbH in Flörsheim am Main
Social Media Manager / Social Media Managerin (m/w/d)
BGHM Berufsgenossenschaft Holz und Metall in Mainz

Alle Stellenanzeigen


Zumindest Letzteres war mir neu. Ich schaue nicht mehr oft bei MeinVZ vorbei. Aber ein lange nicht mehr getaner Rundgang bestätigt zumindest gute Zahlen für Online-Games: Topspiel „Frohe Ernte“ hat gut 1,1 Millionen Benutzer, zahlreiche weitere Farmville-Klone mehr als 100.000. „Brain Buddies“ und „Bubble Island“ liegen mit 750.000 und 520.000 Benutzern weit über 500.000 Benutzern. „Nur sieben Prozent unserer Nutzer sind von Werbung genervt“, sagt Riedl, und gewissermaßen muss ich ihm zustimmen: Die meiste Werbung ist so dezent platziert, dass sie kaum auffällt. Dass viele Nutzer die Banner anklickten und als nützliches Angebot wahr nähmen, wie Riedl behauptet, kaufe ich ihm allerdings nicht ab.

Noch immer scheinen die VZs von Facebook zu kopieren, was man angesichts des technischen Rückstands inzwischen wahrlich begrüßen muss. So ähnelt der Buschfunk – endlich – immer mehr dem Facebook-Feed. Man kann Status-Meldungen posten und andere „Funksprüche“ oder Fotos von anderen kommentieren. Der Feed ist mittlerweile gut in die VZ-Startseite integriert, wirkt im Vergleich zu Facebook aber immer noch hölzern. Kurz: Mein-Schüler-StudiVZ hat sich in die richtige Richtung weiter entwickelt, liegt aber immer noch Welten hinter Facebook.

Wer nur auf Halten spielt, wird absteigen

Das weiß auch Riedl, und anders als seine Vorgänger scheint er zumindest keinen Hehl mehr daraus zu machen, dass der Kampf um schiere Nutzermassen gegen Facebook verloren ist. Und so ist denn auch sein Eingangszitat zu verstehen: Mit Facebook mitzuhalten ist für die VZs ein verlorener Kampf. Eine Möglichkeit kann es also sein, sich auf die momentane Stärke (17 Millionen Nutzer) zu besinnen, sich einen Stück vom nach wie vor aufgehenden Kuchen im deutschen Markt für Online-Werbung zu sichern. Und Facebook hin und wieder ein Tortenstück vom Heber zu nehmen, sprich: die eine oder andere Idee einfach zu kopieren, wenn sie sich bei Facebook durchgesetzt hat. Den Marktführer als Software-Tester für die eigene Sache zu benutzen, das ist auch irgendwo smart und spart viel Geld. Die Idee, mit dem eigenen Pfund Datenschutz zu wuchern – hier sind die VZs inzwischen vorbildlich – und damit gegen aufkommende Facebook-Klone wie Diaspora anzukämpfen, scheint in Berlin noch niemand für möglich zu halten.

Nicht offensiv spielen, lieber hinten dicht machen und Ball halten, soll also die künftige VZ-Taktik sein. Damit kann man aber nicht gewinnen, höchstens mal ein Unentschieden herausholen. Ist es also schon so weit, dass für die VZs nicht mehr drin ist? Wenn man technische Innovationen die anderen umsetzen lässt und sich auf den deutschen Markt beschränkt, dann ja. Dann wird man aber nicht lange die Klasse halten können. Was meint ihr? Haben die VZs noch Chancen? Was müssten sie tun, um gegen Facebook zu bestehen? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

29 Kommentare

  • Solange die Kasse stimmt … ist halt ne Frage der Firmenpolitik.

    Ich find es gut, dass Riedl facebooktechnisch mal nicht so in die Vollen geht. Es weiß doch jeder, dass ein Ziel unrealistisch ist, das die VZ-Netzwerke vor Facebook sieht. Ich mag Leute, die sich dieses Marketingsprech auch mal sparen können.

  • Was sie machen sollten um gegen Facebook zu bestehen? Das kann man natürlich nicht sagen. Dafür werden schon genügend Leute bei VZ sitzen und sich Konzepte überlegen. Ich kann lediglich sagen was mich stört.

    Das beschriebene „hözerne“ Feeling der Seite z.B. Die fehlende Verbreitung im Netz wie z.B. „like Buttons“, sowie der fehlende Kontakt ins Ausland. Ich kann mich nicht mit meiner Urlaubsbekanntschaft verbinden. Und einfach ganz viele kleine technische Unterschiede. Videos und Fotos einbinden geht erst seit kurzem und nicht so schön wie bei Facebook. Eine ausführliche „Was machst du gerade?“ Funktion. Bei VZ sind das ja wie bei Twitter nur 140 Zeichen. Und wenn VZ mal ne Veränderung einbaut, dann meist nicht Fehlerfrei. Da sind dann die ersten Tage/Wochen viele Bugs drin. Sowas kann für ein Unternehmen mit der Größe und Struktur einfach nicht sein.

    Nochmal kurz zu den 140 Zeichen. Man kann auch nicht auf den Twitterzug aufspringen. Viele (90% meiner Freunde) kennt die Art und Weise, wie man bei Twitter schreibt, gar nicht. Wenn ich also bei VZ schreibe, wie ich es von Twitter gewohnt bin, könnte das so aussehen. „@Max ich will auch ein #IPhone. http://bit.ly/1234„. Dann fragen mich meine Kumpels „Was soll denn dies ganzen komischen Zeichen in deiner Nachricht?“

    Die Leute bei VZ erwarten einfach nen ganz anderes Medium, da kann man kein Twitter „implementieren“.

    Jetzt wurde auch ein neues Fotoalbum integriert. Naja, das bringt mir aber nix, wenn die Startseite untransparent und abgespeckt ist. Erst am wesentlichen arbeiten, dann zu Spielereien wie ein Fotoalbum.

    Aber was sag ich…irgendwann wird VZ, sowie MySpace, ein Nischendasein fristen, schade aber ist nun mal so.

  • Die VZ Netzwerke müssen sich entfernen von ihrem aktuellen layout. Damals von FB übernommen und für den damaligen Zweck perfekt und übersichtlich gestaltet, kommt es mittlerweile durch mehr und mehr und mehr Funktionen einfach nur überladen vor. Wozu du feste Navigation links? Der nicht mehr so wirklich zeitgemäße Contentbereich was die Breite betrifft. Die starre und statische Konstruktion, man benötigt raum zum denken.

    Um Informationen schön und übersichtlich zu präsentieren, gehört immer ein gescheites Layout dazu. Die VZ Inhalte und Funktionen haben sich geändert, das Layout nicht. Das ist nicht mehr schön, es macht kein spaß sich so auf der Seite zu bewegen. Da nützen auch all die tollen Logos von TÜV und Co nicht.

    Wenn man sich mal wieder an facebook layouts inspirieren möchte, rate ich zu der Seite der Informationsarchitekten die mal ein Artikel über die Ideen, wie Facebook aussehen könnte veröffentlicht hatten:
    http://www.informationarchitects.jp/en/ias-2006-facebook-designs-redesigned/

    Evtl. liest ja auch Sven mit, der das da eventuell mal intern ansprechen könnte. Ein neues Interface muss her!!!

  • studi braucht einfach nur fähige programmierer und designer… und die sollten sie sich lieber extern einkaufen! ja man könnte damit sogar facebook in den schatten stellen – denn das facebook noch nicht mal ansatzweise am usability-himmel angekommen ist lässt sich allein schon an den vielen re-designs von design-teams, wie information-architects ableiten. wenn in die kerbe usability+design investiert würde und der datenschutz mehr vermarktet wird könnte ne menge passieren. letzendlich liegt es ja wirklich nur daran, dass studi ziemlich unpraktisch und hölzern zu nutzen ist…

  • Ohja Felix, jetzt hatte ich auch zugegeben ein Lächeln auf den Lippen, besonders weil du auch zu den „IAs“ verwiesen hast. 🙂 Ich bin halt selbst in der Branche tätig und im Bezug auf Usability, User Experience und der einfachen und verständlichen Visualisierung von Inhalten ist halt StudiVZ seit 4 jahren unberührt. Was mal funktioniert hatte, tut es nunmal mittlerweile nicht mehr. Ich weiß nicht, ob man das intern eventuell durch eine gewisse „Betriebs-Blindheit“ nicht so sieht. Aber es ist schön zu hören, dass nicht nur ich das so sehe. 🙂 Und nun liegt es an der VZ Gruppe, mal eine Innovation zu präsentieren. Und das heißt jetzt nicht – ein schmaler, roter header und eine fest stehende, mit scrollende „Taskbar“ im fußbereich. 😉

  • VZ ist ein Zombie. Bewegt sich noch, ist aber schon tot. Ich habe den Artikel mal zum Anlass genommen, mich bei studiVZ einzuloggen. Muss Monate her sein, dass ich das mal getan habe. Die letzten beiden Nachrichten an mich im Wortlaut: „Ich löse meinen Account auf“ von Gelöschte Person und „Ich bin dann mal weg…“ von Gelöschte Person. Von meinen mittlerweile nur noch 60 Kontakten ist noch immer ein Drittel ohne echten Namen unterwegs. Und die Liste der Probleme ließe sich lange lange fortsetzen.

    Mindestens eins fehlt: Mut zu Neuem, fähige Leute, gute Ideen.

  • Warum muss ein Internet-Unternehmen eigentlich immer gleich nach der Weltherrschaft streben, damit man ihm seinen Erfolg glaubt?

    In vielen Branchen gibt es nicht nur einen, sondern mehrere Marktführer und darüber hinaus oft noch viele, viele Nischen, in denen durchaus noch Gewinn gemacht werden kann. Und ja, das gilt auch online.

    Warum soll das hier nicht auch möglich sein?

  • Die Beamten von der Kartellbehörde haben ihr Nickerchen wohl noch nicht beendet. Frag mich, wann die aufwachen.
    Facebook übernimmt uns alle, hilfe!!!

    Und Handys sind Teufelszeug ;$
    Mir hat mal jemand gesagt, Handys werden aus Stoff aus der Hölle gemacht und sind eine Verführung des Teufels.

  • Was ich mir wünschen würde, wäre eine einheitliche Schnittstelle zwischen sozialen Netzwerken. Einige meiner Freunde sind bei Studi-/MeinVZ, andere bei Facebook, meine Geschwister bei SchülerVZ.

    Ich habe weder Zeit noch Lust, bei jedem Netzwerk ein Profil zu pflegen, um mit allen Leuten, die ich kenne, in Kontakt zu bleiben.

    Ich bin vor einiger Zeit komplett auf FB umgestiegen und habe alle anderen Accounts gelöscht. Nun ist ein Freund von mir im Ausland und stellt einige Fotos ins Netz, allerdings bei StudiVZ. Also: Wieder einen Account bei Studi anlegen (anonym), Freundschaftsanfrage stellen (vorher erklären, dass ich es bin), Bilder ansehen.

    Zum K***** sowas…

  • Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren! Innovation statt kopieren!

    oh, ich hab den Text ja auch nur kopiert. Na, ging auch viel leichter als selbst was ausdenken.

    2 Leser finden diesen Kommentar gut

  • Die Mitglieder werden meiner Ansicht nach unterschätzt. Man will es so einfach wie möglich machen, nur Erprobtes, Bekanntes, Erfolgreiches? abbilden/kopieren und wundert sich dann, dass die User sich langweilen, oder von Funktionen genervt sind, die noch nicht richtig funktionieren.

    Traut euch mehr! Richtet euch mehr an eure Zielgruppe (auch hier ist doch ein guter Ansatz im Thema Datenschutz zu sehen), diese ist schnell lernfähig!

  • ich mag facebook nicht. bin da mit fake-account unterwegs, um die entwicklung zu verfolgen.
    meine freunde sind bei VZ oder per mail zu erreichen. auch im ausland.
    komme mit dem klar was ich habe. twitter/buschfunk/was machst du? hat mein leben nicht bereichert. ich brauche auch keinen VZ-like-knopf. wenn mir was gefällt, dann erzähle ich das der person, die es interessieren könnte. wenn ich mit meinen „freunden“ nicht rede, dann ist mir auch egal was sie auf meiner pinnwand hinterlassen.

  • Ich finde es schwach, zu sagen dass in ein paar Jahren Facebook das Maß aller Dinge sein wird aber nicht gleichzeitig seine Schlüsse draus zu ziehen. So liest sich das Interview für mich…wie ein Bekenntnis zum „passt alles, brauchen nichts Neues, läuft schon irgendwie“.

    Klar mag man schon viel erreicht haben (wird ja häufig genug betont, Datenschutz, Mitgliederzahl), aber ich stimm euch in fast allem zu weil einfach noch mehr gehen würde & sich das auch insgeheim jeder bei vz wünschen würde. Denke viele wissen das und denken sich, Facebook ist einfach von der Aufmachung her schon viel internationaler und cooler…Imagesache.

  • Also, ob in 10 Jahren wirklich alle Welt beim Facebook sein wird, das bezweifle ich seeehr stark. warum sollte dem so sein? Welchen Anreiz gibt es, wenn die Leute ihre gesamte Privatsphäre offenlegen? Ich denke, mehr als heute wird es nicht werde.

  • @21

    Ich wette in 10 Jahren gibts kein Facebook mehr (und kein VZ)

    So,
    und nun guck ich mal auf AOL,Lycos,Altavista,Fireball,Compuserv,mySpace was die so machen 😉

  • Niemand kann gegen Facebook bestehen! In viele Ländern gibt es soziale netwerk sites das nur für Bewohners das Land zugänglich ist, so auch in die Niederlände (hyves). Aber viele haben dein hyves account gelöscht und melden sich immer mehr an bei Facebook. Es gibt einfach nicht so etwas wie Facebook, wo Bewohners aus die ganze Welt Mitglied werden können. Facebook kommt immer mit neue Ideen, und ich denke darum das es nicht langweilig wurd für allen und das sie noch für lange Zeit Mitglied bleiben wollen.

  • Ich habe persönlich lange Zeit Favebook wiedergestanden, aber am Ende habe ich auch mein Konto erstellt. Man kann heuzutage nicht außer bleiben, sonst ist es wirklich irgendwie isoliert. Was meint ihr? Geht das auch ohne Facebook mit den internationellen Freunden im Kontakt sthehen?

  • Naja, da habe ich meine Zweifel, dass in ein paar Jahren die ganze Welt bei Facebook ist. Facebook ist und bleibt die Nr.1, doch das heißt noch lange nicht, dass es keinen Markt mehr gibt. Das hat auch der Herr Riedl erkannt und kann deshalb so locker und nicht mehr verbissen darüber sprechen.