Games sind zurzeit ein großes Thema: Microsoft bringt sein Mobilsystem Windows 7 Phone als Spieleplattform in Stellung, Google investiert in den Farmville-Erfinder Zynga und kündigt seinen „Chrome Web Store“ für Browserspiele an. Nun gesellt sich auch Mozilla zu denen, die in diesem Freizeitvergnügen mehr sehen als nutzlosen Zeitvertreib.
Mit dem Wettbewerb Game On 2010 möchte die gemeinnützige Stiftung Game-Entwickler dazu motivieren, „komplexe (und nicht so komplexe)“ Spiele zu programmieren, die in allen modernen Browsern genutzt werden können. Dabei legt die Firefox-Mutter besonderen Wert darauf, dass die Ergebnisse ausschließlich mittels offener Webstandards kreiert werden. Das dürfte auch der ernste Hintergrund des Wettbewerbs sein: nämlich mit den Teilnehmern und Gewinnern zu demonstrieren, dass die aktuellen Surfprogramme mittlerweile viel mehr vermögen, als Internetseiten anzeigen und Videos abspielen. Und vor allem, dass sie dies mit Bordmitteln können, wie die Entwickler gestern erst wieder bei der Vorstellung weiterer Verbesserungen beim kommenden Firefox 4 demonstrierten.
Zum einen ist das Projekt also natürlich eine Art Leistungsschau für HTML5. So fordert die Stiftung die potentiellen Teilnehmer auch auf, vom Browser nativ unterstütze Techniken wie Video- und Audio-Widergabe und WebGL zu nutzen. Viel mehr ist leider noch nicht bekannt. Der Veranstalter lässt auch noch offen, wie die genauen Teilnahmebedingungen sein werden. Vor allem bleibt unklar, welche Möglichkeiten es für die Hersteller zur Veröffentlichung und Vermarktung der Ergebnisse geben wird.
Jason Kincaid von TechCrunch glaubt, dass es so etwas wie eine freie Konkurrenz zu Googles Onlineshop geben könnte, bei dem die Entwickler ihre im Browser laufenden Games vorstellen und verkaufen können. Die Firefox-Erfinder könnten ähnliches für Spiele anbieten, die entweder für das eigene Surfprogramm optimiert sind oder auf allen standardkonformen Plattformen laufen. Damit würde Mozilla dann sogar noch ein wenig Geld nebenbei als Vermittlungsgebühr einstreichen.
Allerdings ist Google auch die größte Einnahmequelle für die Open Source-Programmierer. Für die Voreinstellung des eigenen Dienstes im Firefox-Suchfenster zahlte der Konzern 2007 einen nicht genau genannten Betrag, der aber den Großteil der Stiftungseinnahmen von 75 Million US-Dollar ausmachte. Zwar könnte theoretisch auch Bing Interesse haben, in einem spektakulären Deal die vermuteten neun Prozent Marktanteil des Feuerfuchs-Suchfeldes auf das eigene Angebot zu leiten. Aber damit würde Microsoft für den Lohn des verdoppelten Nutzerbasis gleichzeitig den Hauptkonkurrenten seines Internet Explorers auch noch finanziell unterstützen. Deshalb setzt man im Hause Mozilla vermutlich auch nach dem Ende des aktuellen Vertrags im November 2011 eher auf eine Fortsetzung der Kooperation mit dem Webkonzern. Den aber sollte man sich nicht mit zu viel Konkurrenzangeboten vergrätzen, wie etwa mit einem eigenen Internetladen für Browser-Anwendungen.
(Nils Baer)