Der Herbst wird heiß. Das kann man derzeit auf der IFA beobachten. Gleich mehrere Hersteller werden in den nächsten Wochen Tablets auf den Markt werfen, und ein Anbieter nach dem nächsten schießt mit Downloadportalen für Serien und Filme hinterher. Was wir gerade erleben, ist der Medienwandel, den die Experten seit Jahren voraus sagen. Nun tritt er ein. Das Unterhaltungsprogramm wandert weg von Computern und Fernsehsendern hin zu handlichen Geräten, die komfortabel sein und Spaß machen sollen. Die Unterhaltungsindustrie hat eingesehen, dass die Zukunft im Internet liegt – und im Content on Demand.
Der Wandel wird von Tablets begleitet und weist erstaunliche Parallelen zum Netbook-Boom vor gerade einmal zwei Jahren auf. Netbooks waren eine Antwort auf das Bestreben der Hersteller, immer größere Laptops anzubieten. So entstand eine neue Nische für kleine Geräte, bei denen es auf Handlichkeit, Tragbarkeit und möglichst uneingeschränkten Zugang zum Internet ankam. Die Kleingeister waren aber in erster Linie auf Funktionalität ausgelegt: langsame Prozessoren, das veralterte Windows XP und möglichst vielen Tasten auf engstem Raum – eher ein Tool für Handwerker als für Schöngeister.
Unterhaltungsindustrie erkennt endlich die Zeichen der Zeit
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Tablets sind weniger zum Arbeiten gedacht. Die virtuellen Tastaturen lassen das auch kaum zu. Die Touchscreen-Rechner sind dafür auf Unterhaltung und Komfort ausgelegt: Auf der Couch liegen und Ebooks lesen, Spiele spielen, Musik hören – und nach Willen der Anbieter in Zukunft bitte auch möglichst viele Filme und Serien über das Internet gucken.
Einige Tablet-Hersteller freuen sich über gute Absatzchancen in einer neuen Produktkategorie. Anders als bei den Netbooks wird diesmal aber wohl nur erfolgreich sein, wer begriffen hat, dass es auch auf die Inhalte ankommt – und auf offene Plattformen. Ein großer Vorteil für Apple: Der Konzern stellt die Hardware her, in die der Verkaufsshop (iTunes) für Ebooks, Games, Musik und Videos gleich eingebaut ist. Die Unterhaltungsindustrie steht Schlange, um auf das iPad zu kommen. Diesen Vorteil haben die Tablet-Konkurrenten nicht. Wer schlau ist, holt sich seine eigenen Content-Lieferanten gleich an Bord. Und wer von den Inhaltevermarktern clever ist, bietet plattformunabhängige Downloadshops an.
Zumindest dass sie etwas tun müssen, haben die Inhalteanbieter realisiert. Von Sony und Amazon sind zum Beispiel neue Streamingangebote für Musik und Video in der Pipeline. Auch YouTube meint es inzwischen ernster mit dem Leihgeschäft von Videos und will noch vor Jahresende einen solchen Dienst starten. Wer in den Staaten wohnt, kommt bei Hulu und Netflix entweder werbefinanziert oder für eine Monatspauschale ebenfalls in den Genuss aktueller Filme und Serien. Und dann war da auch noch iTunes-Store-Anbieter Apple, der am Mittwoch mal eben das Ende des Kaufvideos ausgerufen hat. Leihen heißt die neue Devise.
Schwache Indizien für eine Öffnung des deutschen Marktes
All diese Angebote sind leider immer noch hauptsächlich auf Nordamerika beschränkt. Dass Media Markt seit der vergangenen Woche einige Spielfilme zu ordentlichen Preisen vermietet, ist aber ein erstes Indiz dafür, dass sich auch hierzulande etwas tut. Ein zweites dürfte der Versuch von ProSieben sein, für ein „deutsches Hulu“ alle großen Sender an Bord zu holen. Ein drittes Indiz, wenn auch ein Schwaches, ist wohl, dass Apple seine verkleinerte Fernsehbox „Apple TV“ auch in Deutschland anbietet. Wenn man Videos nur noch leihe, komme es auf die Speicherkapazität der Box nicht mehr an, sagte Steve Jobs am Mittwoch. Heißt das, dass das neue iTunes-Vertriebsmodell für gute (!) Filme und Serien bald auch nach Deutschland kommt?
Natürlich mahlen die Mühlen hierzulande bei dem Thema deutlich langsamer. Aber dass viele Verleger derzeit beinahe Schlange stehen, um auf das iPad zu kommen, macht Hoffnung. Etwas Bahnbrechendes ist hier im Gange. Das ist wohl auch in Deutschland angekommen, und die Rechte-Inhaber werden dem nicht ewig im Wege stehen wollen.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Samsung)