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Chatroulette 2.0 ist da – aber nichts ist besser geworden

Vor einer Woche verabschiedete sich Chatroulette überraschend aus dem Web und hinterließ nur eine kurze Abschiedsnachricht: „Das Experiment Nummer 1 ist beendet. Vielen Dank für Ihre Teilnahme. Die überarbeitete Version der Website startet morgen.“ Zwei Tage später wurde aus „morgen“ dann „bald“, aber sonst änderte sich nichts: die Plattform blieb offline.

Nun ist die Seite wieder da, aber irgendwelche qualitativen Änderungen sind nicht zu entdecken. Was war noch im Mai nicht alles spekuliert worden: Mittels modernster Bilderkennungssoftware würde das Programm visuelle Belästigung automatisch ausfiltern und mit der Beratung des Napster-Gründers Shawn Fanning hoffentlich bald wieder zu altem Glanz zurückkehren.

Doch nichts dergleichen. Fanning hat sich wahrscheinlich längst wieder zurückgezogen. Das neue Interface wirkt spartanischer als zuvor, ist aber nicht komfortabler zu bedienen als die Vorgängerversion.  Im Gegenteil: Die ersten Tester brauchten einige Zeit, bis sie den bitter benötigten Next-Button fanden, mit dem sie zum nächsten zufälligen Chatpartner weitergeleitet werden. Stan Schroeder von Mashable berichtet, er sei erst nach vier Minuten unentwegten Klickens auf einen Gesprächspartner ohne offene Hose gestoßen. Alexia Tsotsis von TechCrunch hat ähnlich deprimierende Erfahrungen gemacht.

Was haben die Programmierer also eigentlich die letzte Woche gemacht, wenn die Benutzeroberfläche verschlechtert und sonst nicht verändert wurde? Alexia Tsotsis vermutet, dass das Redesign gar nicht der wirkliche Grund für die Auszeit war. Sie sieht durch die kaum wahrnehmbaren Änderungen die Gerüchte bestätigt, der Dienst habe eine gravierende Sicherheitslücke stopfen müssen, durch die es Außenstehenden möglich war, die privaten Daten der Nutzer abzugreifen.

Mit dem überraschenden Abschalten der Seite und der Ankündigung einer verbesserten Version konnte sich Chatroulette noch einmal ein wenig Medienaufmerksamkeit verschaffen. Die Chance, die Plattform zu verbessern und eine wirkliche Version 2.0 zu veröffentlichen, haben die Entwickler aber nun wohl vertan. Ein Leben nach dem Tod dürfte für den Zufallsplauder-Dienst jetzt nicht mehr zu erwarten sein.

(Nils Baer)

Über den Autor

Nils Baer

Nils Baer hat im Jahr 2010 über 100 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

25 Kommentare

  • Ich bin ja ein interessierter Mensch. Mit einer Überdosis Neugier. Und offen für alles Neue auf dieser Welt.
    Aber nichts auf der Welt wird mich jemals dazu bewegen diese Seite zu besuchen. Ich bin noch nicht einmal in Versuchung gekommen den Namen in meine Adresszeile zu tippen, und ich verstehe absolut nicht warum sich das ändern sollte…

  • ich kann mich meinen vorposter nur anschließen…chatroulette ist meiner ansicht nach das überflüssigste was das web 2.0 bisher hervorgebracht hat – soll keine böshafte kritik gegenüber dem entwickler sein aber es bittet keinen wirklichen mehrwert für die gesellschaft

  • @Henry
    Muss alles einen Mehrwert haben? Ich denke nicht, dein Kommentar hat ja auch keinen….

    Ich finde die Idee ganz gut, auch die Umsetzung hat am Anfang gereicht, doch leider ist das Ding dann in der Entwicklung stehen geblieben….

  • Ich glaube, die Mehrheit der Presse und der Blogbetreiber hat noch gar nicht gemerkt, dass sie erst durch ihre Berichterstattung über diese Pornoseite unter dem Deckmantel einer „Webneuheit“ der Seite genau den Zulauf an Nutzern verschafft hat, den sie für ihr zukünftiges Geschäftsmodell benötigt (in ein paar Wochen, wenn genügend Stammnutzer da sind, wird der Dienst wahrscheinlich kostenpflichtig). Wer solche Dienste besucht oder nutzt, will doch wohl nicht ernsthaft „kommunizieren“? Vermutlich stören jetzt eher die wenigen Angezogenen beim Ausbau der Plattform 😉

  • Lol, bin mal auf die Seite gegangen und ich bekomme am laufenden Band irgendwelche Typen die sich einen runter holen! Das ist pervers!

    Habe gerade die Seiten gewechselt: die Webseite SOLLTE echt verboten werden…

    EDIT: Man müsste mal so nen Chatroulette-Admin da einsetzen der mal nicht jugendfreien leute bannt…

  • Ach.. chatroulette kann auch echt witzig sein und man trifft auch durchaus normale Leute. Am besten mit Freunden machen 😉

  • Ich für meinen Teil surfe seit dem Chatroulette down war immer über Chathopper.com

    Der Dienst is bei weitem besser und vorallem sind da weniger Schw…

  • ich war früher immer bei chatroulette von beginn an, es hat mich jedoch immer gestört das ich nackte user getroffen hab, seit ich jedoch chattino gefunden habe bin ich rübergewechselt. ich hab bisher bei chattino kaum nackte user getroffen. mein favorit ist chattino.com

  • Tja… war ja jetzt nicht DIE bereicherung. Paarmal war ich kurz drauf, einmal wars lustig. Beim Vorglühen ein 1:99999999 Zufall erlebt: Mit 5 Freundin vor der Cam war unser Gegenüber eine schöne nackte Frau. „Show Penis or next“. Alles klar, next und ZACK! Noch eine nackte Frau. Seit dem nie mehr drauf gewesen und is auch nich grad so als dass ich es vermissen würde.

  • Mein Selbsttest mit Chatroulette war leider auch eher ernüchternd. An sich ja eine coole Idee, die besonders in der Gemeinschaft doch Spaß machen könnte, das Ergebnis ist aber leider ernüchternd. Chatroulette dreht sich um Penisse und nichts anderes.

    Ein Hit ala Twitter wird das Ding nicht mehr, ich denke eher in 1 Jahr wird niemand mehr davon reden

  • Hype A bis Z. Hat schon beim ersten Ausprobieren nicht gefunzt und da bin ich auch eigentlich ziemlich froh drüber.

  • Einmal Chatroulette und nie wieder Chatroulette.
    Nicht das mich die entblößten Menschen stören, es kann jeder machen was er will.
    Aber nach dem Besuch war mein Notebook lahmgelegt. Ich hab den Rechner nur mit sehr viel Mühe wieder zum Laufen gebracht
    Mein Tip: Finger weg von Chatroulette, sehr sehr unseriös

  • Chatroulette ist und war immer ein „Treffpunkt“ im Netz wo sich die Voyeure und Zeigefreudigen trafen…wird auch immer so sein!

  • Wie soll denn jetzt das neue Chatroulette funktionieren? Ich suche immer noch verzweifelt nach dem „Next“ Button. Oder bin ich nur zu doof? Da bleibe ich lieber bei der Alternative, die ich zwischenzeitlich gefunden habe: chattino.com. Tagsüber ist da manchmal nicht so viel los, aber abends macht es richtig Spaß. Vor allem nicht dauernd Penis-Alarm! 🙂

  • Muss ganz ehrlich sagen der Sinn von dem Ganzen hatte sich mir noch nie wirklich so erschlossen. Aber naja ist auch nicht meine Welt mich wildfremden vor der Kamera zu offenbar oder von dieser mehr zu sehen als mir lieb ist.

  • „“Vorsicht Leute““
    Es gibt einige, die das ganze während dem chat filmen um es dann ins NETZ zustellen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!