Im Mai dieses Jahres hatten viele Nutzer die Nase voll von Facebooks laxem Umgang mit ihrer Privatsphäre. Viele protestierten und einige drohten öffentlichkeitswirksam auszutreten. Vier Studenten der Universität von New York aber hatten eine ganz andere Idee: sie wollten eine Alternative zu dem Mark Zuckerbergs Netzwerk bauen. Benutzerfreundlich sollte sie sein, die Privatsphäre respektieren und natürlich unter einer Open Source-Lizenz stehen. Um ihr geplantes Sommerprojekt zu finanzieren, meldeten sie sich bei der Plattform Kickstarter an. Spendenziel waren 10.000 US-Dollar.
Doch das Vorhaben erhielt überraschend viel Aufmerksamkeit und so sammelten die vier Nerds innerhalb kurzer Zeit mehr als 200.000 Dollar an Kapital für ihr „Diaspora“ getauftes Programm. Sogar der Facebook-Chef spendete für die freie Konkurrenz, da er ein wenig von sich selbst in den vier Social Network-Rebellen wiedererkannte. Nach einiger euphorischer Berichterstattung wurde es wieder ruhig um das Projekt. In der Stille aber haben die Entwickler weiter vor sich hin gearbeitet und nun in einem Blogeintrag den Start der Software für den 15. September angekündigt.
Während der vergangen drei Monate haben sich die Studenten entschlossen, zunächst auf die Erstellung von Programmierschnittstellen und Plugin-Möglichkeiten zu verzichten. Stattdessen konzentrierten sie sich nach eigener Aussage darauf, ihr Netzwerk einfach, aber mit hohem Nutzwert zu gestalten. Bei der Programmierung griffen sie auf die freie Codebasis von OStatus zurück, eine Entwicklung der Erfinder des freien Microblogging-Dienstes Status.net. Unterstützt wurde das Viererteam durch die Firma Pivotal Labs, die bereits mit Twitter erfolgreich zusammengearbeitet hat.
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Obwohl die Idee eines freien Netzwerkes, das besonderen Wert auf den Datenschutz der User legt, sehr verlockend klingt, ist fraglich, ob das Vorhaben auf Dauer erfolgreich sein wird. Zwar deutet die schnelle Sammlung von 200.000 Dollar darauf hin, dass einige Leute ein echtes Interesse an einer Plattform wie Diaspora haben. Auf der andern Seite aber war der groß angekündigte „Quit Facebook Day“ eher ein Fiasko. Die an sich sympathische Idee, das Projekt als Open Source freizugeben, ist allein auch noch kein Erfolgsgarant. Denn von der erwähnten Twitter-Alternative Status.net dürfte bisher trotz freier Lizenz kaum jemand etwas gehört haben.
Der Vorteil von Mark Zuckerbergs Netzwerk ist trotz aller Befürchtungen und Beschwerden seine riesige Nutzerbasis. Wer sich jetzt entscheidet, Mitglied beim globalen Marktführer zu werden, kann sich sicher sein, dass fast alle seine Freunde dort bereits vertreten sind. Wer jedoch am 15. September bei Diaspora einsteigt, muss davon ausgehen, dort zunächst einmal der erste aus seinem Freundeskreis zu sein.
(Nils Baer)