Wir alle lieben – und messen uns an – Charts, ob wir es zugeben oder nicht. Besonders interessant sind deswegen für aktive Menschen im Social Web die Charts von Jens Schröder, dem „Zahlenmeister“ des Web 2.0. Seit 2006 gibt er wöchentlich die Deutschen Blogcharts heraus, eine Zeit lang auch die Deutschen Twittercharts. Vorübergehend Schluss war hier allerdings bereits im August vergangenen Jahres mit der Ausgabe 17. Danach hat er sich in seinem Blog immer wieder über alternative Zählmethoden Gedanken gemacht und verschiedene Blog-Suchmaschinen ausprobiert.
Beide Listen hatten ihre Tücken: Bei den Twittercharts stützte sich Schröder allein auf die Zahl der Follower, sortierte aber solche aus, die ihre Follower mit „zweifelhaften Methoden“ gewonnen haben. Eine unscharfe Definition, die angesichts eines Booms von SEO-Experten auf Twitter zwar notwendig war, aber von vielen nicht akzeptiert wurde. Als Alternativen gibt es unter anderem die Twitter-Charts von Talkabout, zu denen man sich anmelden oder vorgeschlagen werden muss, und die Liste der reichweitenstärksten Twitteraccounts der Webevangelisten.
615 Retweets, aber nur zwei Backlinks
Schröders Deutsche Blogcharts hingegen ermitteln sich alleine über die Verlinkung von Blogs untereinander, was seit geraumer Zeit erheblich nachgelassen hat. Spitzenreiter Netzpolitik.org beispielsweise verzeichnet in der aktuellen Ausgabe 686 Backlinks. Um den Spitzenplatz vor vier Jahren zu erreichen, sind fast viermal so viele Backlinks notwendig. Neben Linkmüdigkeit wird hier vor allem als Begründung ins Feld geworfen, dass man interessante Links heute eher bei Twitter oder Facebook bookmarkt und dafür nicht extra einen Blogbeitrag schreibt. Als Beispiel führt Schröder einen Google-Streetview-Artikel bei shz.de an, der innerhalb knapp eines Tages 615 mal bei Twitter verbreitet wurde, 103 mal bei Facebook gesharet und 39 mal geliket, aber nur zweimal von Blogs verlinkt. Der Ruf nach einer moderneren Zählweise wurde immer lauter, zuletzt am vergangenen Wochenende von Robert Basic.
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Schröder hat jetzt reagiert und auf Basis des Echtzeit-Analysetools Backtype ermittelt, wie viele Tweets und Facebook-Klicks auf Blogs und Nachrichtenwebsites verlinken. Die neuen Twittercharts stellen sich deswegen völlig anders dar als bisher bekannte Twitter- oder Blogcharts. Aus den bisherigen Blogcharts sind nur 17 Vertreter dabei, die Vernetzung auf Social-Media-Seiten hat an Wichtigkeit erheblich zugenommen. Hier seht ihr die Tabellenspitze:
Längst überfällig
Entstanden ist eine Liste der meist verlinkten Medien in Deutschland. Hauptsächlich sind es Verlagsmedien wie Spiegel Online, Heise oder Welt Online. Höchstplatziertes Blog ist Netzpolitik auf Platz 18. t3n (wenn man die Hannoveraner Jungs überhaupt Blogger nennen darf) und Fefe folgen auf den Plätzen 21 und 29.
Man kann nun geteilter Meinung sein, ob man eine Liste „harter“ Nachrichtenmedien mit Blogs vermischen sollte. Schröder selbst stellt unterhalb seiner Charts die Frage in den Raum, wie sinnvoll das ist. Ich persönlich finde, beides macht Sinn. Eine separate Liste nur für Blogs wäre schön; an der Gesamtliste kann man immerhin die interessante Tatsache beobachten, dass zumindest einige Blogs inzwischen höher verlinkt werden als die Online-Ableger gestandener, überregionaler Tageszeitungen.
Über den Sinn einer neuen Zählweise für Blogcharts besteht meines Erachtens kein Zweifel: Das ist absolut der richtige Weg und war längst überfällig. Ich würde mir wünschen, dass die inzwischen sehr angestaubten, alten Blogcharts durch eine Liste von Blogs nach der Backtype-Zählmethode ersetzt würden und hoffe, Schröder erhält genug Zuspruch, um das in die Tat umzusetzen. Was haltet ihr davon?
(Jürgen Vielmeier)