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Das bange Zittern hat ein Ende: Ab sofort können Street View-'Opfer' drauflos löschen

Und täglich grüßt das Google-Tier… – Es gab eine Zeit, in der haben wir viel über den Suchgiganten berichtet, weil er neue Produkte und Features am Fließband hervorgebracht hat. Jetzt dreht sich die Berichterstattung leider vorrangig um die Konsequenzen aus der Street View-Debatte. Ich sage leider, weil mir die Angst vor und die Kritik an dem Dienst, ebenso wie Nils, in gewisser Weise irrational und unbegründet erscheint. Nun ist es halt so, und ich respektiere diese Haltung, auch wenn ich sie nicht nachvollziehen kann. Daher möchte ich nachfolgend kurz zusammenfassen, wie man als „Betroffener“ Bilder von seinen Häusern und Grundstücken bei Street View unkenntlich machen kann. Diese – nicht rückgängig zu machende – Möglichkeit besteht nämlich seit heute auf der Seite www.google.de/streetview.

Zum einen funktioniert das – bereits seit April 2009 – über den klassischen Brief. Den könnt ihr mit dem Betreff „Street View“ an folgende Adresse schicken: Google Germany GmbH, ABC-Strasse 19, 20354 Hamburg. Im Brief müssen die genaue Adresse des Gebäudes oder Grundstücks enthalten sein, das bei Street View unkenntlich gemacht werden soll, und gegebenenfalls Kontaktdaten für eventuelle Rückfragen seitens Google. Wem das zu altertümlich, langsam, teuer oder einfach zu unbequem ist, kann sich auch per Mail an den Suchgiganten wenden.

Wer das vorhat, kann sich den Schritt aber eigentlich auch sparen und direkt zum Online-Tool wechseln. Als Antwort auf seine Mail erhält der Absender nämlich die Aufforderung samt Instruktionen, eben dieses Tool zu nutzen. Und so funktioniert es (im Idealfall – denn bei meinem Test konnte ich die Seite nicht aufrufen):

Ihr geht auf die oben verlinkte Street View-Seite und klickt dort entweder links in der Sidebar oder rechts unten auf den Button „Unkenntlichmachung beantragen“. Ihr gelangt dann zur Eingangsseite des Dienstes, wo ihr nach der Lese-Bestätigung der Nutzungsbedingungen auf eine weitere Seite kommt. Auf ihr müsst ihr die Adresse des Gebäudes oder Grundstücks angeben, das unkenntlich gemacht werden soll. Anschließend klickt ihr auf den Button „Karte aktualisieren“ und solltet auf dieser dann einen roten Marker zu sehen bekommen, den ihr in die Mitte des von euch beanstandeten Objekts zieht. Nach einer zu eindeutigen Identifizierung möglicherweise noch nötigen Eingabe weiterer Details (Aussehen des Dachs oder Anzahl der Stockwerke) und die anschließende Bestätigung, müssen zuletzt eine E-Mail-Adresse sowie der eigene Name und die Postadresse (wenn sie nicht mit derjenigen des zu löschenden Objekts übereinstimmt) angegebene werden.

An Letztgenannte verschickt Google dann einen Verifizierungscode, mit dem der Lösch-Antrag bestätigt wird. Das geschieht auf einer speziellen Seite, auf die ihr über einen Link gelangt, der euch an die zuvor angegebene Mail-Adresse geschickt wird. Das klingt alles ein wenig umständlich, soll aber natürlich Missbrauch vorbeugen. Ja, und dann habt ihr es geschafft. Bin ja mal gespannt, wie viele sich tatsächlich dazu entschließen. Bleibt dann aber nur zu hoffen, dass es sich später keiner anders überlegt oder die Erben sich ärgern. Denn wie bereits erwähnt, ist der Löschvorgang nicht rückgängig zu machen…

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

40 Kommentare

  • Wird bestimmt ein witziger Sport die weißen Flecken in StreetView auf Schusters Rappen zu erkunden. Anschließend kann man die Ecken dann fotografieren und sie auf GoogleMaps mit Freunden teilen… das wird ein Spaß 😀

  • Wie ist das bei Mehrfamilienhäusern oder ganzen Blocks? Kann dann ein Hansl ohne Zustimmung der anderen Bewohner entscheiden, dass das Haus nicht aufgenommen wird?

  • Was ist eigentlich mit Mehrfamilienhäuser, wo einige Mietparteien wollen, das ihr Wohnhaus in Streetview sichtbar ist, andere aber nicht? Wie ist das geregelt?

  • Wenn einer aus dem Gebäude nicht will, dass es in Street View gezeigt wird, dann wird das Gebäude entfernt.

    Ab jetzt und in alle Ewigkeit.

  • Oh je… Barbara Salesch darf sich schon über 1 Mio Nachbarschaftsklagen freuen: „Die olle Schmidt aus dem 2. Stock hat bei Google Widerspruch eingelegt, die kann ich ja soweiso nicht leiden, der zeig ich es…“

  • Bei den Miethäusern kommt ja noch hinzu:
    wenn der eine der widersprochen hat auszieht.. ist das haus trotzdem gepixelt…

    Alles ein Käse..

  • ganz nebenbei fällt mir da auf:
    Ich guck ja jetzt schon nach Wohnungen zum kaufen bei GMaps nach.

    Wenn dann einer sein Haus/Hotel usw verpixelt.. in 1-2 Jahren wird kein Mensch ders www nutzt ne Wohnung in nem verpixelten Haus kaufen weil mans beim klick auf die Verkaufsanzeige in Streetview nicht betrachten kann. Den Bildern aus der Anzeige darf man ja eh nicht trauen.

    Also ne Art Wertminderung?

  • lustig wird es wohl dann, wenn bei einem hochaus eine person das haus nicht bei streetview zeigen lassen will und den anderen 78 parteien ist es egal 😉

  • In ein paar Jahren spricht eh niemand mehr von dem Dienst, da bis dahin die Daten völlig veraltet und unbrauchbar sind.
    Schließlich war die Erfassung ein einmaliger Vorgang.

  • Zunächst mal habe ich nichts gegen Streetview. Beim spielen damit bin ich auf ein Phänomen gestoßen, was mich doch stutzig macht. Von unserem kleinen Ort bei München gibt es keine Streetview-Daten. Wenn man mit dem Männchen über die Karte fährt, werden dagegen Punkte mit Bildern aus Panoramio sichtbar. Geht man auf einen Punkt kommt das Bild in Großaufnahme. Oben links werden Bilder mit gleichen bzw. sehr ähnlichen Geodaten angezeigt, wenn man die Maus positioniert. Darunter z.B der Nierenstein, der meiner Frau entfernt wurde. Bild ist in Picasa in einem „privaten“ Album, hat aber zufällig die Geodaten unserer Strasse ….. !? Fehler: Es ist nicht der Nierenstein, sondern der Gallenstein!

  • @Anonymous: Stimmt so wohl nicht ganz: „Ob künftig noch weitere Fotos hinzukommen, hängt aber wohl von der Akzeptanz des Angebots hierzulande ab, da sie “eine erhebliche Investition” darstellen, so eine Sprecherin des Unternehmens laut FAZ.“

  • Danke für die Info, mein letzter Stand war wohl veraltet. 😉

    Allerdings glaube ich kaum, dass Google nach all dem Ärger hier in D nocheinmal seine Runden drehen wird.

  • @Lothar:

    tut mir leid, aber wer private Daten ins Netz stellt ist selbst Schuld.
    Egal ob privat markiert oder nicht.
    Und dann auch noch geokodiert… au au au.

    Und: Diese Funktion gibts mit panoramio + maps schon ewig.

  • @tina: Die Geodaten kommen automatisch von der Kamera. Maps hat ursprünglich nur die in Panoramio freigegeben Bilder angezeigt. Die Einbindung von Bildern aus Picasa Alben kam erst mit dem „StreetView-Männchen“. Wenn Google die Kennzeichnung „Privat“ ignoriert, dann ist das zumindest bedenklich und sollte kommunziert werden.

  • @Lothar: Das wäre wirklich ein böses Foul, aber mich würde wundern, wenn du der Erste wärst, dem das aufgefallen ist. Daher zur Sicherheit meine Frage: Warst du ganz sicher aus deinen Google-Konten ausgeloggt, als du das private Bild entdeckt hast? Ansonsten kann es ja sein, das es nur dir angezeigt wurde, aber keinem anderen. Am besten mal an einem PC checken, auf dem du sicher nie in deine Google-Konten eingeloggt warst, damit dir nicht irgendwelche bösen Cookies / Browser-Caches / etc. einen Streich spielen können. Dann bitte gerne nochmal Feedback hier, was dieser Test ergeben hat…

  • @Andreas: Ich habe etwas tiefer recherchiert. Das Bild wird jeder Person angezeigt, nicht nur mir. Allerdings war das Album früher „öffentlich“ und ist jetzt „privat“. Der Zugriff auf das Album wird auch korrekt abgewiesen. Das Bild wurde wohl „vergessen“. Den Algorithmus, der aus beliebigen Bildern „StreetViews“ findet stelle ich mir schwierig, und damit fehleranfällig vor.

  • Na toll, wollte grad mein Grundstück unkenntlich machen lassen, aber mir fällt auf, dass die (wie auch hier erwähnt) meine Postanschrift haben wollen.

    Datensammeln vom Feinsten.

    Nee, „unumständlich“ sieht in meinen Augen anders aus.

  • kritisch finde ich die Aspekte:
    – mehrere Parteien im Haus
    – Privatpersonen + Gewerbe
    und explizit
    – Eigentümer/Mieter

    Die Interessen oder Nichtinteressen aller Beteiligter unter ein Dach zu bekommen sollte schier unmöglich werden. Ich halte es auch für kritisch, dass Mieter über die Bildrechte des Eigentümers bestimmen. Und im Umkehrschluß können Eigentümer über das Recht zur Information des Mieters fremdbestimmen. Wurde dieser juristische Aspekt schon einmal geprüft?

  • @Kritiker: Wenn das Austragen genauso anonym ginge wie ein Post in diesem Forum, könnten die Angaben nicht verifiziert werden – ganze Städte könnten von der Landkarte verschwinden, weil irgendwelche Komiker im Dauerlöschmodus sind.

    Dabei ist das Verfahren für deutsche Verhältnisse wirklich schlank gehalten. Google könnte ja auch auf Post-Ident oder Ähnlichem bestehen…

  • Selbst die Verpixelung der Häuser hat noch einen gewissen Mehrwert: So entsteht nach und nach ein bundesweiter Atlas von allen Querulanten, Nörglern und Bedenkenträgern. Ich persönlich würde mir zukünftig genau überlegen, ob ich in die direkte Nachbarschaft eines verpixelten Hauses ziehen würde. Vielleicht sucht der Bewohner ja Hobbymäßig nach Dingen, über die er sich ärgern und beschweren kann.

  • Was bekomme ich denn dann per Post zugeschickt?

    @Paralelluniversum
    mir hätte es besser gefallen, das ganze verfahren über einen dienst des landes abzuwickeln und nicht unbedingt meine daten direkt an google übermitteln zu müssen.

  • @Kritiker: „Was bekomme ich denn dann per Post zugeschickt?“ Steht im Artikel 😉 Der Brief enthaelt „einen Verifizierungscode, mit dem der Lösch-Antrag bestätigt wird“

  • Im Prinzip hätte nur der Haus- Grundstücksbesitzer das Recht zur Unkenntlichmachung bzw. der Ansicht bei Streetview, wohl auch gegen den Willen der Mieter.
    Richtig kompliziert könnte es aber bei Häusern mit Eigentumswohnungen werden…. 😉
    Ich denke zudem das wird noch eine große Welle von Klagen geben , auch zumal nach geltenden Recht ein Fotograf einen Hausbesitzer Beteiligen muss bei zb. Veröffentlichen seiner Hausfassade in einem Bildband oder auf Ansichtskarten.
    Google aber als private Firma trotz eindeutiger Gewinnabsichten und weltweiter Veröffentlichung dem Hausbesitzer nichts bezahlen muss?

    Nun zu den ach so fortschrittlichen Amerikanern und deutschen nörgelnden Bedenkenträgern:
    Stellen wir uns einmal Vor Streetview wäre nicht von Google sondern von einer Russischen oder Chinesischen Firma!
    Hätten die US Behörden erlaubt das russ. Fahrzeuge die gesamten US Städte Abfotografieren, Vermessen und alles auf Servern in Moskau speichern?
    Sicher zu 100% nein , das hätte wohl einen Riesen Aufschrei gegeben und die nationale Sicherheit wäre in Gefahr….

  • @Marek.. und ich kann die Leichtfertigkeit beim Umgang mit diesem Thema nicht nachvollziehen, toleriere das aber und lese hier immer wieder gerne mit 🙂

  • Ich denke, dass mit den Mietern hat google nicht so recht bedacht. In USA oder UK sind die Wohneigentumsquoten erheblich höher als hierzulande. Dass 50% der Leute in Immobilien wohnen, die denen nicht gehören, hat sich bei google wohl kaum einer vorstellen können. Ebenso das Problem mit den Mietshäusern. Ausufernde Vorstädte mit Einzelbebauung gibt es in Deutschland ja auch nicht so sehr. Dass wenige Mieter ein ganze Straße mit Altbauten z.b. im Prenzlauer Berg stree-view-unbrauchbar machen können, haben die sicher am Anfang nicht so recht realisiert.

    Denn der Druck von der Politik war nicht so groß. Goggle meinte, mit der freiwilligen Verpixelung ohne grße Konsequenzen die Wogen zu glätten und für sich zu werben „don’t be evil“. Die haben die Eigentum-/Wohn-Situation und die Diskussionskultur in Deutschland vollkommen falsch eingeschätzt.

    Für mich ist das Angebot der Verpixelung und die Diskussion über streetview und google in Deutschland, die auf andere Länder überschwappen kann, ein Versagen von google, vergleichbar mit der Eisntallung von google wave. Desaster für den Konzern.

  • […] Jeder möchte seine Privatsphäre“, wird der Lingener Andreas M. zitiert. Dass dies eine unbegründete, irrationale Angst ist und google street view genau dies nicht ermöglicht, hätte man ihm sagen sollen. Es reicht […]