Seit Wochen hält eine immer absurder werdende Diskussion um Google Street View Deutschland in Atem. Da lassen sich besorgte Bürger von der Presse vor genau dem Haus fotografieren, das sie nicht bei Google abgebildet sehen wollen. Natürlich mit voller Namensnennung. Politiker kündigen an, gegen die Abbildung der eigenen Wohnung Widerspruch einlegen zu wollen. Und die Bundesländer wollen mit einer „Lex Google“ den Datenschutz verschärfen.
Allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass hier in erster Linie ein populistisches Sommertheater veranstaltet wird. Schon im April 2009 haben wir hier vom deutschen Dienst Sightwalk berichtet. Die Firma bietet bereits heute genau das an, was Google für November angekündigt hat: eine Straßenansicht mehrerer deutscher Großstädte. Von irgendeiner Medienaufregung um dieses Angebot habe ich bisher noch nichts gehört. Im Gegenteil: der WDR hat das Unternehmen sogar beauftragt, das Event „Still-Leben Ruhrschnellweg“ zu dokumentieren. Und gänzlich konform mit dem Datenschutz wurde dabei darauf verzichtet, die Gesichter der Besucher zu anonymisieren.
Warum also gibt es so einen Hype um Google, während sich niemand über Sightwalk aufregt? „In der Beurteilung durch die Behörden besteht natürlich kein Unterschied zwischen uns und Google“, sagt deren Geschäftsführer Henrik Wild im Interview mit uns. Allerdings habe seine Firma von Beginn an mit den Behörden zusammengearbeitet und die datenschutzrechtlichen Maßgaben eingehalten. „Deshalb haben wir von den Behörden auch das Okay bekommen, dass das so den Vorschriften entspricht“, erklärt Wild.
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Befürchtungen, Sightwalk würde einen indiskreten Blick über den Gartenzaun ermöglichen, weist er zurück: „Wir haben bei den Fotos eine Erfassungshöhe von 1,90 Meter, also die Höhe eines großen Mannes. Das geht nicht über die Normhöhe von Zäunen hinaus. Es gibt also keinen Einblick über den Fußgängerblick hinaus.“ Googles Kameras fotografieren aus einer Höhe von 2,50 Meter. Das ist ein Unterschied – aber ist der wirklich relevant?
Wer Widerspruch gegen die Abbildung seines Hauses einlegt, dem verspricht Wild eine wirksame Entfernung der Immobilie aus dem Angebot: „Die Häuser werden dann weiß übermalt und nicht nur unscharf gemacht.“ Das alles aber verspricht das Unternehmen aus Mountain View im Prinzip auch. Wenn man von der Möglichkeit des Suchkonzerns absieht, immense Nutzerdaten zu sammeln und auszuwerten, sehe ich keinen Unterschied zwischen Street View und Sightwalk. Beide Dienste entsprechen nach meinem Kenntnisstand den Vorschriften des Datenschutzes. Die Diskussion um Googles Angebot scheint mir längst irrational geworden zu sein. Ist es wirklich ein Problem, Hausfassaden im Internet abzubilden oder ist das Ganze nicht nur hilfloser Aktionismus, weil man nicht weiß, wie man mit der amerikanischen Datenkrake umgehen soll?
(Nils Baer)