Die sprachgesteuerte Suche und die Umwandlung von Mailbox-Nachrichten in Text waren ja für Googles Mobil-System Android bisher schon bekannt. Auf einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag hat der Suchkonzern nun unter dem Namen „Google Voice Action“ eine deutliche Erweiterung dieser Systeme vorgestellt. Zum Start der Stimmsteuerung für Android 2.2 muss der Nutzer zwar noch einen Button drücken, aber dann geht es ohne Fingereinsatz weiter. Der Smartphone-Besitzer kann Textnachrichten und E-Mails per Spracheingabe verschicken. Dafür sagt er einfach „Sende E-Mail an Peter Müller und Hans Schmitz“ und spricht dann den Nachrichtentext.
Es bleibt aber nicht dabei, einfach nur Mitteilungen zu versenden. Allein mit der Stimme kann das Telefon angewiesen werden, ein bestimmtes Lied oder Album einer Band abzuspielen oder per Navigationsfunktion den User zu einer bestimmten Adresse zu führen. Natürlich kann der Android-Benutzer auf diese Weise auch das Suchen im eigenen Telefonbuch vermeiden: „Rufe Peter Müller an“. Geschieht das alles in amerikanischem Englisch, dann ist die Erkennungsrate ziemlich hoch. Andere Sprachen werden aber bisher noch nicht unterstützt.
Dass diese Dienste auf einem kleinen Gerät ziemlich schnell funktionieren, hängt damit zusammen, dass die Hauptarbeit nicht vom Mobiltelefon, sondern von der „Cloud“ erledigt wird. Das bedeutet praktisch, dass die Informationen von Android aufgenommen und dann nach Mountain View geschickt werden. Die dortigen Serverfarmen verarbeiten sie und senden die Ergebnisse an den Benutzer zurück. Hugo Barra vom Mobilteam des Konzerns plant durchaus, möglichst viele dieser Funktionen auch auf anderen Mobilfunkplattformen anzubieten, vor allem wohl auf dem iPhone. Bisher haben sich die Entwickler aber auf das eigene System konzentriert. Barra befürchtet allerdings, dass es „bei anderen Systemen zu Einschränkungen kommen wird, weil sie nicht so offen sind wie Android“.
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Gleichzeitig wurde eine Ergänzung für den Google-Browser Chrome vorgestellt, die die Zusammenarbeit zwischen Desktop-Computer und Smartphone verbessern soll. „Chrome to Phone“ sendet per Browser-Button die entscheidenden Informationen der aktuellen Webseite an das Mobilgerät. Per Mausklick kann damit ein Artikel, den der Benutzer gerade gelesen hat, auf das Telefon übertragen oder die bei Google Maps herausgesuchte Wegbeschreibung zum sofortigen Einsatz überspielt werden. Eine auf dem Desktop-Rechner markierte Nummer wird durch Klick auf den „Chrome to Phone“-Button sogleich vom Telefon gewählt. Verfügbar ist die Ergänzung, die eine Installation auf dem Desktop und auf dem Android 2.2-Gerät erfordert, allerdings bisher nur in englischsprachigen Ländern.
Die vorgestellte Sprachsteuerung mag nicht das Killer-Feature sein, das viele Kollegen auf der Pressekonferenz erwartet hatten, aber ich finde es trotzdem ganz beeindruckend. Es hat schließlich etwas vom Charme der Steuerung auf der Enterprise: „Computer, auf den Schirm!“ Mike LeBeau, als Entwickler für Google Voice Action verantwortlich, gibt auch zu, dass er bei der Entwicklung von Star Trek inspiriert wurde. Für Deutschland sind beide neu vorgestellten Dienste leider aber nur mäßig interessant: Um „Voice Action“ zu benutzen, muss man amerikanisches Englisch sprechen und „Chrome to Phone“ wird außerhalb englischsprachiger Länder gar nicht erst angeboten.
(Nils Baer)