Beim Lesen eines am heutigen Donnerstag in der Berliner Zeitung erschienenen Artikels scheint es, als würden die deutschen Telekommunikationsunternehmen und Kabelanbieter Morgenluft wittern. Google und Verizon sind mit ihrer geheimen „Anti-Netzneutralität-Allianz“ aufgeflogen und nun heißt es, die Gunst der Stunde zu nutzen und im Windschatten der beiden auch die eigenen Forderungen kundzutun. Naja, und natürlich im Schutz der beiden Riesen, denn die sind momentan die designierten Buhmänner und Haupt-Zielscheiben der Kritiker. Wenngleich sich der Telekom-Chef René Obermann in der Vergangenheit ja auch schon mehr oder minder deutlich für die Abschaffung der Gleichheit im Netz stark gemacht hat. Erinnert sei an Sätze wie „Wir können nicht alles umsonst anbieten“ und „Zahlen müssen diejenigen, die die Netze stark beanspruchen“, was dann wieder relativiert wurde – offenbar aufgrund der zu erwartenden Proteste.
Ja, und nun fordern also die, deren Gesinnung bekannt aber Stimme bisher kaum zu vernehmen war, mit lauten Worten das ihrer Meinung nach Unabwendbare. Und zwar mit dem ewig gleichen Argument: „Wir benötigen eine Kostenbeteiligung von Anbietern, die starken Datenverkehr verursachen“, ist aus dem Mund von Peter Charissé zu vernehmen, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Kabelnetzbetreiber. Und dem schließt sich der Bundesverband Breitbandkommunikation an. Gemeinsam fordert man eine Art „digitale Maut“, deren Konzept auf abgestuften Gebühren basieren und bei dem die Kostenbeteiligung der Traffic-Verursacher mit der Höhe der Datenmenge wachsen soll. Um kleinere Unternehmen damit nicht finanziell zu stark zu belasten und somit im Vergleich zu Global-Playern zu benachteiligen, wird eine sogenannte Bagatellgrenze eingeführt. Wer unter diese fällt, braucht keine Extra-Gebühr zu entrichten.
Im Prinzip verstehe ich die geehrten Damen und Herren ja. Aus wirtschaftlicher Sicht ist ihre Argumentation völlig nachvollziehbar und ein derartiges Modell durchaus sinnvoll. Das einzige Problem neben dem Umstand, dass damit gegen die Basisübereinkunft in der Internet-Ökonomie verstoßen wird, liegt aber darin, dass sie die Interessen ihrer Unternehmen über die ihrer Kunden stellen. Das war natürlich nie anders, in diesem Fall sind die negativen Konsequenzen für den Kunden aber immens – und ihre künftige Entwicklung nicht vorhersehbar (das Projekt „Pro Netzneutralität“ bringt in seiner Erklärung diese Aspekte gezielt auf den Punkt).
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) CSU-Bezirksverband Augsburg in Augsburg |
||
Social Media Manager (Fokus: Community Management Supervision) (w/m/d) – befristete Elternzeitvertretung für 18 Monate Yello Strom GmbH in Köln |
Da der Kunde nun aber nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden kann, wie dies sonst häufig der Fall ist, wird er sich wehren. Auch wenn sich die Gegner der Netzneutralität zusammentun, um als Einheit geschlossen für eine Internet-Maut Politik zu machen und mit ihren Argumenten möglicherweise einige „überzeugen“ können: Der Großteil der Netzgemeinde wird erkennen, worauf man sich mit dem Verzicht auf die Netzneutralität einlassen würde, und wird entsprechend reagieren. Denn ganz sicher will niemand für die in der Vergangenheit von den betroffenen Unternehmen gemachte Fehler die Zeche übernehmen.
(Marek Hoffmann)
„Der Großteil der Netzgemeinde wird erkennen, worauf man sich mit dem Verzicht auf die Netzneutralität einlassen würde, und wird entsprechend reagieren.“
Tut mir leid, aber da bin ich anderer Meinung. Ein Großteil der Netzgemeinschaft hat keine Ahnung was Netzneutralität überhaupt bedeutet.
Denen ist es auch Wurscht ob Google oder Flickr der Telekom jetzt Geld bezahlen müssen, damit sie weiterhin über ihre überteuerten Iphoneverträge Videos und Fotos betrachten können.
Ich sehe es auch wie #1. Wenn ich in meinem Umfeld höre, dass personalisierte Werbung toll gefunden wird, dann befürchte ich, dass es denen egal ist wie schnell youtube/-pr0n etc laden.
Ich denke, dass diejenigen, die technisch Ahnung haben, Wege finden die Sperren zu umgehen.
Oder es tun sich einige Netzbetreiber auf, die damit werben die Sperren nicht zu haben.
Ich schliesse mich den beiden „Vorrednern“ an!
Für mich nachvollziehber, dass hier gezahlt werden soll. Den Rest regelt der Markt.
Diese „Geiz ist geil“ & „alles kostenlos“-Mentalität nervt total!
@Chris Deshalb müssen sie aufgeklärt werden. Das wiederum ist unsere Aufgabe.
Der Punkt ist doch, dass die Kabel, über die das Internet läuft, eine Infrastruktur darstellen, ähnlich dem Straßennetz. Eine Maur gibt es auch schon, jeder zahlt ja für seinen Internetzugang. Entweder als Pauschale (siehe Autobahnen in Österreich) oder abhängig von der Nutzungsintensität (pro Minute / MB, siehe Äuobahnmaut LKW in Deutschland). Bei Webservern ist die Zahlung pro MB übrigens quasi Standard, Flatrates gibts da eher selten.
Das Argument mit der Maut fällt somit weg. Was die Konzerne uns aufzwängen wollen, ist eine Gebühr, für schnelles Fahren auf der Datenautobahn. Viele kennen das schon, 16.000er DSL oder doch nur 6000er, wer mehr will, zahlt generell auch mehr, wie sieht das bei den Leitungen von Unternehmen aus? Ähnlich wahrscheinlich!
Jetzt wollen die Telcos nochmal für die Geschwindigkeit und Menge abkassieren ich finde das eigentlich nur eine enorme Frechheit.
#1: absolut richtig
Ist denn so etwas überhaupt praktikabel?
Wenn jetzt die Chinesen meinen „nö, wir zahlen nix“, was sie mit 163% Wahrscheinlichkeit tun werden, dann ziehen doch alle Traffic verursacher nach China oder? Und dann müssen sie diese entweder sperren oder das Ganze wieder sein lassen…
Kann mir irgendwie nicht vorstellen wie das funktionieren soll, aber vor allem finde ich sollten sie WENN ÜBERHAUPT einfach bei ihren Drosselungen bleiben, mit denen sie große Trafficverursacher (kundenseitig) ja sowieso schon „sanktionieren“.
#4: absolut richtig, so seh ich das auch
Ich denke das eigentliche Problem liegt darin, dass sie Dinge verkaufen, die sie nicht einhalten wollen. Dem Kunden wird eine Flatrate angeboten, die wohl preislich so doch nicht gestaltet werden kann. Oder es ist einfach nur ein Versuch die Gewinne zu steigern, wovon ich eher ausgehe…
Das Problem ist auf der anderen Seite, dass die Margen der Provider im Keller sind. Kein Mensch gibt für seine fette Flatrate noch echtes Geld aus. Die Zeiten der drei- und mehrstelligen Rechnungen sind für die meisten vorbei. Der Preisverfall in der Kommunikationstechnik ist enorm, denkt mal nur an Skype und dessen Möglichkeiten. Immer mehr Leute laufen mit ihren Smartphones rum und erzeugen enormen und auch gerne mal arg sinnlosen Traffic. Das Geld für Investitionen fehlt. Die Technik für richtig dicke mobile Netze wäre ja da (Stichwort LTE), aber man möchte noch die UMTS Kuh melken. Die Lizenzen waren ja teuer genug. Also Mehrwert generieren, wie auch immer. Spezielle Bandbreite zu speziellen Preisen zur Verfügung zu stellen ist nicht so dumm, aus Sicht der Provider. Und am Ende hängen wir an ihnen. Sie geben uns den Zugang zum Netz.
@Christoph:
Du hast Recht damit, daß eine Aufklärung stattfinden muss. Leider interessiert es nur wenige. Zumindest bis die Preise steigen, Gratisdienste Geld haben wollen oder nicht mehr funktionieren.
@Torsti:
Die Provider wollen doch so wenig wie möglich in die Netze investieren damit ihre Gewinne hoch bleiben.
Stromnetzbetreiber MÜSSEN investieren , haben eine garantierte Rendite und geben ihre Gesamtkosten an die Endkunden weiter. Werden dafür aber auch kontrolliert. Vielleicht brauchen wir sowas auch bei den Providern.
Was ich an dieser Diskussion immer total unverständlich finde, ist der Fakt das ein großer Bandbreitennutzer wie Google doch für seinen Traffic bezahlt?
Besorgt euch einen Server stellt den in ein RZ und dann dürft auch ihr für jedes ausgelieferte MB bezahlen, gut Google hat ganze RZ und damit wohl auch Peering Verträge aber sie bezahlen AKTUELL schon für ihren Traffic.
Auf der anderen Seite zahlt der Kunde auch für den erhalten Traffic, und jetzt noch eine dritte „Steuer“ anders kann manns ja nicht nennen nur weil die Provider nicht rechnen können?
Gehts eigentlich noch? Absichtliches Leute blöd verkaufen.
Wenn Google oder Flickr der Telekom Geld bezahlen müssen, werden sie es sich von irgendwem ja wieder holen , wer könnte denn das wohl sein?
Im Endeffekt bedeutet es nur das Zukünftig viele Dienste wie „YouTube“ ect. Bezahlt werden müssen.
Andere die nicht zahlen wollen oder können dann „Gedrosselt“ oder ganz Gesperrt werden wie P2P , ausländische Fileshoster oder sonstige illegale Stream Traffic.
Also kommt mit dem Ende der Netzneutralität sicher auch zwangsläufig die Websperren bei den Anbietern!
In wenigen Jahren wird das Internet dann ein völlig anderes sein als was wir heute kennen, dominieren werden die großen Unterhaltungskonzerne , Blogger und freie Webseiten werden an den Rand gedrängt da sie nicht zahlen können.
Kostenlose Angebote vor allem im Multimedia Bereich wird es dann kaum noch geben , oder in schlechter Qualität.
@ #8: Google zahlt für seinen Serverpark, danach gehen die Daten aber über die Leitungen der I-Netprovider zu den Usern. Und diese Strecke wird m.E. nicht an Google belastet.
Allerdings zahlen alle Endverbraucher für ihren Internetanschluss. Und damit sollte eigentlich die Netzinfrastruktur refinanziert werden. Es sei denn, die Provider haben sich mit ihren Flatrate Kampfpreisen das Wasser abgegraben.
Ich bin für Netzneutralität.
Zu dem Projekt „Pro Netzneutralität“ hat Fefe eine ganz andere Meinung.
Lesenswert: http://blog.fefe.de/?ts=b298da31
[…] sowie ”American Federation of Musicians” – plötzlich um das Thema Netzneutralität zu sorgen. Aus diesem Grunde wurde ein gemeinsamer Brief an Google und Verizon geschrieben, in dem […]
[…] Streit um die zukünftige Regelung der Netzneutralität hat die zuständige amerikanische Aufsichtsbehörde „Federal Communications Commission“ […]