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Dumm gelaufen: GVU löscht legale Videos vom 'Elektrischen Reporter'

Die „Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen“ (GVU) geht im Auftrag der Filmindustrie gegen Raubkopierer vor. Unter anderem versucht sie seit langem vergeblich, das illegale Portal kino.to zu schließen. Im Zuge dieser Arbeit fordert sie regelmäßig Videoplattformen auf, urheberrechtlich geschütztes Material zu löschen. Jetzt aber hat der Verein fünf Videos entfernen lassen, die der „Elektrische Reporter“ Mario Sixtus ganz legal bei Vimeo hochgeladen hatte.

Die Videoplattform kam der Aufforderung nach, weil die Berliner Lobbyisten dem Portal gegenüber behaupteten, die Filme verletzten das Urheberrecht. Deren Angaben waren diesmal aber völlig falsch. Sixtus hatte die Beiträge nämlich unter einer Creative Commons Lizenz freigegeben. Die behauptete Rechtsverletzung lag also gar nicht vor. Das gibt die Gesellschaft aus Berlin mittlerweile auch zu und spricht von einem Versehen. Hier könnte die Geschichte enden. Könnte.

Mario Sixtus will es dabei aber nicht bewenden lassen. Er hat Matthias Leonardy, den Geschäftsführer des Vereins, anwaltlich aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Darin soll er sich verpflichten, in Zukunft keine Videos des „Elektrischen Reporters“ mehr löschen zu lassen. Dieses massive Vorgehen begründet der Journalist mit der Haltung der GVU, „die wahrscheinlich am liebsten Schulkinder mit Handschellen von Schulhof abführen würden, weil sie eine gebrannte DVD getauscht haben.“


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Der Lobbyverein der Filmindustrie hatte sich durch die Forderung nach Netzsperren für Urheberrechtsverstöße (Stichwort: Three Strikes) und rechtsstaatlich fragwürdigen Ermittlungsmethoden in der Netzgemeinde unbeliebt gemacht. Politisch pikant ist zusätzlich, dass ausgerechnet der Film „Du bist Terrorist“ von Alexander Lehmann ebenfalls gelöscht wurde. Böswillig interpretiert zeigt der Vorfall nämlich, wie politische Meinungsäußerungen unter dem Vorwand angeblicher Urheberrechtsverletzungen effektiv unterdrückt werden können.

Es geht bei der Auseinandersetzung also nicht primär um die unberechtigte Löschung von fünf Videos. Es geht darum, das fragwürdige Gebaren des Vereins im Dienste der Filmindustrie an die Öffentlichkeit zu bringen. Ob Mario Sixtus Vorgehen juristisch Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Das eigentliche Ziel aber hat er schon erreicht: die GVU hat wieder einmal schlechte Presse und wird im Zuge der Berichterstattung auch mit ihrem fragwürdigen Vorgehen in der Vergangenheit konfrontiert. Das ist peinlich für die GVU. Und genau das, was Mario Sixtus will.

(Nils Baer)

Über den Autor

Nils Baer

Nils Baer hat im Jahr 2010 über 100 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

17 Kommentare

  • Hier noch ein netter Vergleich den er in seinem Beitrag geschrieben hat:

    Zitat:
    Wörtlich habe ich Herrn Leonary gesagt: „Wenn Sie Hollywoodfilme auf meinem FTP-Server gefunden hätten, und ich ihnen sagen würde, oups, da hat wohl ein von mir beauftragter Dienstleister meine DVDs an den falschen Speicherort geback-upt, würden Sie sich damit auch nicht zufrieden geben.“
    —Ende

    Finde ich richtig genial. Sein vorgehen ist angemessen, kann ja nicht sein das jetzt alles einfach gelöscht wird. Gibt es ein neues Zensur Gesetzt das ich verpasst habe? 😛

  • Es handelt sich um eine Urheberrechtsverletzung. Sollten Sixtus und Lehmann nicht recht bekommen, dürfte fortan jeder Urheberrechtsverletzer auf diesen Fall verweisen – auch das wäre mir sehr recht.
    Dieses unsinnige veraltete System gehört komplett abgeschafft, zusammen mit GEZ, GEMA und anderen semilegalen Vereinen, und ersetzt durch eine sinnvolle, einheitliche Regelung die dem aktuellen gesellschaftlichen und technischen Stand angepasst ist.

  • was denkt ihr, wieviel tausend Mal sowas mit Videos passiert, die nicht von Web 2.0-Promis sind…
    Habt ihr euch z.B. schonmal gefragt, ob es jedesmal berechtigt ist, wenn bei Youtube „dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“ aufpoppt?!

    Was sich die Contentmafia zur Bereicherung einiger weniger mit uns erlaubt ist doch wahnwitzig!
    Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, als nicht jeder Idiot ins Internet konnte… in Zeiten von Mailboxen und Modems (nein, keine DSL-Modems) war man froh, wenn die Daten irgendwann gesendet waren und nicht darum bemüht, alles so schnell wie möglich zu löschen, weil sie irgendwelche Rechte verletzen KÖNNTEN.

    Die absolute Höhe ist auch, dass die Löschungen auf script-basierten (d.h. automatisch generierten) Abuse-Reports beruhen, die sich die GVU von einem „Dienstleister“ eingekauft hat beruhen – das ganze in der Annahme, damit irgendeinem Streaming-Portal langfristig schaden zu können.

    Hallo, liebe Internet-Nachzügler von der GVU!
    IHR LERNT ES NICHT MEHR. GEBT ES BITTE AUF.

  • Vermutlich hat dann unsere Regierung doch Recht und das „Internet ist ein Rechtloser Raum“?
    Nur halt etwas anders als sie es Meinten. 😉

  • Ich finde es immer wichtig das Leute die Zeit und das Geld dafür aufbringen Lobby Gruppen mit viel Geld die Grenzen zu zeigen.

    Ein Erfolg ist fraglich da die GVU sicher kein Problem hat soetwas mit teuren Anwälten Jahrelang bis zu Obersten-Gerichtshöfen hinauszuzögern, aber etwas schlechte Presse gegen Professionelle Mobber wie die GVU sollte zumindest dabei rumkommen.

  • Gebt mir ein „F“, Gebt mir ein „A“, Gebt mir ein „I“, Gebt mir ein „L“!
    Und nun eine Dose Applaus an Herrn Sixtus. Made my Day 🙂

  • Selbstverständlich wird die GVU kein Problem mit etwaigen Anwalts- und Gerichtskosten haben, was aber zählt, ist der symbolische Effekt, den Herr Sixtus da erzielt.

    Ein Filmemacher (deren Interessen die GVU laut eigenem Anspruch ja vertreten will) fordert die GVU zur Unterzeichnung einer Erklärung auf, dass sie dies in Zukunft bitte unterlässt. Köstlich! 🙂

    Lustigerweise scheint ihm die GVU übrigens eine Mitschuld am Löschen der Filme zu geben, „er ist ja selber schuld, wenn die falschen Seiten auf seine Filme verlinken“.

    http://www.on3radio.de/element/7187/angebliche-urheberrechtsverletzungen-filmindustrie-reisst-loecher-ins-netz#/element/7187/angebliche-urheberrechtsverletzungen-filmindustrie-reisst-loecher-ins-netz

  • Die verbrannte Erde die jetzt hinterlassen wurde ist ein große Schaden für so Lobbistien.

    Ich schätze aber das vor allen die CDU und CSU als treue Diener von diesen Lobbisten demnächst wieder mit neue Gesetze schon die legale Kopie für eigen Nutzung von eine gekaufte CD strafbar machen werden. Wie lange soll die Haft sein? Mindestens 10 Jahren wenn es nach den Bundesinnenmisiter. Unions Fraktionsvize Bosbach, Familien Ministerin Schröder (alle CDU) und der bayerische Innnerminister Herrman (CSU genannt Balu) geht.

    Schließlich ist so was schlimmer als wenn jemand zu Tode geprügelt wurde und die Lobby wird so ein scharfe Vorgehen mit meine Menge an Parteispenden honorieren. Schließlich hat so wohl die CDU wie auch die CSU ein Finanzloch. Alles klar?

    Neben Bundeskanzler Ackermann reagiert uns jetzt auch noch die GEMA Lobby.