Als Google am Mittwoch ankündigte, sich nicht weiter um Wave kümmern zu wollen, titelte Spiegel Online: „Gescheiterter E-Mail-Nachfolger – Google lässt Wave verebben.“ Wenn Wave also der geplante Nachfolger der E-Mail gewesen sein soll, dann müsste jetzt ja eigentlich der Kampf um die Erbfolge entbrennen.
Müsste er? Eigentlich ist er längst entschieden.
Google Wave ist war ein virtueller Treffpunkt, ein Collaboration Tool. Statt dutzende Mails unübersichtlich hin- und herzuschicken, startet man eine übersichtlichere Wave, diskutiert, legt ein gemeinsam editierbares Arbeitsblatt an und macht ein Memo oder ein Brainstorming daraus. Klingt eigentlich gut und eignet sich für Freelancer-Teams oder kleine Firmen, die mit ihren Mitarbeitern auf Reisen dringend zusammen etwas erarbeiten müssen. Wie ein E-Mail-Nachfolger klingt das nicht, und das war es auch von Anfang an nicht. Die Software dazu etwas zu erklärungsbedürftig, anfangs zu behäbig; das Einbinden externer Websites, Videos und Links nicht sehr gut und übersichtlich gelöst. Martin Sauter hat hier schön erklärt, warum Google Wave zu diesem Zeitpunkt gescheitert ist.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
||
Social Media Manager:in und Digital Content Creator:in (m/w/d) Körpergut Akademie GmbH in bundesweit, Home-Office |
Übersicht in Google Wave: Für den Alltagsgebrauch einfach zu komplex.
War die Welt reif für Google Wave? Nein, eindeutig nicht. Es kommt zu selten vor, dass E-Mail-Korrespondenz derart ausartet, dass man dafür sein gut getrimmtes Mailprogramm verlassen und eine Wave dafür öffnen würde. In Großunternehmen würde das gar ein Sicherheitsrisiko bedeuten. Mit anderen über das Netz zusammen arbeiten? Dafür gibt es Skype, Google Docs und eben E-Mail. Kennt man und benutzt man gerne, also warum die bekannten Gefilde verlassen? Und für das Teilen von Videos, Links, Kuriositäten? Dafür gibt es Social Networks. Das bekannteste davon ist Facebook, und das schlägt im direkten Vergleich Google Wave in fast allen Disziplinen, wie ein kleiner Vergleich zeigt.
1. E-Mail-Nachteile wettgemacht
Zwei der größten Nachteile der E-Mail sind das Spam-Problem und die fehlende Übersicht, wenn man mit mehreren Nutzern korrespondiert. Facebook löst diese Probleme recht elegant. Unerwünschten Absendern kann mit einer simplen Einstellung untersagt werden, eine Nachricht zu schicken. Wessen Meldungen ich zugelassen habe und wer mir dennoch auf die Nerven geht, meinetwegen der Chef, den kann ich ganz einfach ausblenden.
2. Statusupdates sind die schnellere Wave
Ein Statusupdate auf Facebook ist die bessere Wave. Wer die Nachricht liest, kann sie kommentieren oder befürworten. Die Diskussion geschieht in Echtzeit über simple Kommentare. Keine Andrede, kein Gruß, keine Betreffzeile notwendig. Dafür alles übersichtlich untereinander. Über Updates informiert Facebook laufend, wenn jemand die Meldung kommentiert hat. Einzelne Kommentare können ebenfalls wieder befürwortet werden. Ein mächtiges Tool, das Abläufe in der Arbeitswelt deutlich vereinfachen könnte.
3. Office-Anwendungen stehen zur Verfügung
Was Google Wave für ein Collaboration Tool gefehlt hat, war eine Chat-Funktion. Facebook liefert diese mit. Einige Office-Tools, mit denen man Facebook erweitern kann, sind Kalender, Docs für das Teilen und Bearbeiten von Dokumenten (bereitgestellt von Microsoft) oder Vroom für Telefonate mit anderen Facebook-Usern.
Statusupdate auf Facebook: Alles, was eine Wave braucht.
Die Funktionen sind da. Erwähnt werden sollten an dieser Stelle natürlich noch Facebooks Nachteile. Zum einen kann jeder Freund bei einem Statusupdate mitlesen. Die Funktion, einzelne Statusupdates vor dem Rest seiner Kontakte zu schützen oder sie gar nur ausgewählte Kontakte lesen zu lassen, fehlt bislang. (Update: Doch, es gibt sie, wenn sie auch wenig versteckt ist.) Das Zum anderen ist die Frage des Datenschutzes nicht minder prekär als bei Google. Selbst wenn man eine Funktion findet, die man nur mit Freunden teilen kann, gehören vertrauliche Firmeninterna nicht hierher. Denn Facebook liest mit.
Versteht mich nicht falsch. Es gibt bessere Collaboration Tools, als Facebook sie anbietet, und in der heutigen Form ist Facebook nicht so weit, dass man das Social Network für die Zusammenarbeit im Beruf nutzen könnte. Außerdem halte ich es für bedenklich, alle privaten und geschäftlichen Daten mit einem Unternehmen zu teilen, das es kaum abwarten kann, sie auf dem nächsten Flohmarkt gewinnbringend zu verscherbeln. Aber Facebook ist technisch am Puls der Zeit und macht das Kommunizieren einfach. Die optimale Lösung aus Anwendersicht wäre also ein Webtool, das Facebook-Funktionen anbietet und dafür Privatssphäre garantiert. Oder eine eigenständige Software, die einmal keine Daten an einen datenhungrigen Weltkonzern funkt. Das wäre doch mal was.
(Jürgen Vielmeier; Screenshots: Google, Facebook)