„Ein ganz zentrales Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Deutschlandgeschäfts wiederherzustellen, haben wir erreicht.“ Das sind die Worte von René Obermann, Chef der Deutschen Telekom, mit denen er die am heutigen Donnerstag veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal (zum Vergleich: erstes Quartal) dieses Jahres kommentiert. Es sollte eigentlich froh stimmen, eine solche Meldung von einem deutschen Unternehmen zu vernehmen. Wissend um die teils doch sehr happigen Preise im Vergleich zur Konkurrenz (Stichwort: iPhone-Tarife), bekommt das Ganze allerdings einen etwas faden Beigeschmack. Und schaut man sich die Zahlen genauer an, fällt die Freude noch geringer aus.
Zwar kann der Konzern nämlich einen Gewinn in Höhe von 475 Millionen vorweisen. Damit liegt dieser aber um knapp 46 Millionen hinter der Summe, die im Vorjahr in die Unternehmenskasse wanderte. Nicht zwangsläufig, in diesem Fall aber tatsächlich damit einhergehend ist auch ein Umsatzrückgang um 4,4 Prozent von 16,2 auf 15,5 Milliarden Euro. Und um es komplett zu machen: Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging um 4,7 Prozent auf 5,0 Milliarden Euro zurück. Diese und weitere Zahlen könnt ihr der nachfolgenden Tabelle entnehmen:
Nach dem Blick auf die wichtigsten Zahlen lohnt es sich auch, auf die wichtigsten Gründe für die finanziellen Einbußen beim Bonner Konzern zu schauen. Allen voran muss hier wohl die Entkonsolidierung der britischen Tochter T-Mobile UK angeführt werden. Wie im oben verlinkten Artikel zum ersten Quartal erwähnt, war die Telekom im vergangenen Jahr wegen ihres UK-Geschäfts noch tief in die roten Zahlen geschliddert. Es wurde dann in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der France-Télécom-Tochter Orange eingebracht und befindet sich nun seit dem 1. Juli mit dem Namen Everything Everywhere am Start. Dieser Schritt kostete die Bonner knapp 200 Millionen Euro. Ohne diesen einmaligen Effekt hätte man einen Umsatzanstieg von 0,9 Prozent und ein Überschussplus von 20,5 Prozent verzeichnet.
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Lenken wir nun den Blick auf die Kundenentwicklung, die sowohl im Ausland (die Zahlen für Polen, Griechenland, die USA und andere Länder findet ihr bei Interesse auf der Telekom-Seite) als auch auf dem Heimatmarkt nicht sehr erfreulich war – um es mal vorsichtig zu formulieren. Hierzulande sind in zwei der drei Privatkunden-Segmenten rückläufige Nutzerzahlen zu verzeichnen: nämlich sowohl im klassischen Festnetz- als auch das Mobilfunk-Geschäft. Zuwächse, wenngleich keine überdurchschnittlich hohen, gab es nur im DSL-Bereich:
Wie ihr der Tabelle selbst entnehmen könnt, ist die Zahl der Festnetzanschlüsse von 27,23 Millionen auf 25,55 Millionen geschrumpft (allein zwischen April und Juni dieses Jahres sank sie um 315.000). Man muss sich hierbei vor Augen halten, dass das pro Tag etwa 4603 Kunden sind, die innerhalb eines Jahres der Telekom den Rücken gekehrt haben. Eine – isoliert betrachtet – beeindruckend hohe Zahl, die nicht nur Umsatzeinbußen, sondern auch die Stärkung der Konkurrenz zur Folge hat. Setzt man die Zahl aber in den entsprechenden Kontext, nämlich in Vergleich zu den Zahlen der Vergangenheit, dann erhält man ein Gefühl dafür, woher die Bonner um Obermann unter anderem ihre oben geäußerte Zuversichtlichkeit schöpfen. Der Quartalswert ist nämlich der Niedrigste seit Ende 2005.
Und auch die Mobilfunk-Sparte schwächelt überdeutlich. Das liegt nachweislich und primär an den – inaktiven – Prepaid-Kunden. Jene Karten nämlich, die mindestens zwei Jahre nicht aufgeladen und drei Monate nicht genutzt worden sind, werden seit dem Stichtag 1. April 2010 automatisch von der Telekom ausgebucht, das heißt gekündigt. Hierdurch ergab sich im Vergleich zum Quartal des Vormonats ein erdrutschartiger Abfall der Zahlen der Prepaid-Karten-Kunden um 1,57 Millionen. Insgesamt hat die Telekom damit noch knapp 39,1 Millionen Mobilfunk-Kunden (rund zwei Millionen weniger als im Vorjahr), von denen allerdings etwa 17 Millionen einen Vertragstarif nutzen. Wo diese Reise aber noch hinführt, steht in den Sternen. Sollte die Schweiz (oder irgendein anderes, günstigeres europäische Umland) nämlich hierzulande tatsächlich einen Boom unter den iPhone 4-Kaufwilligen auslösen, dann könnten die nächsten Quartalszahlen in diesem Segment etwas ernüchternder ausfallen. Wie es nämlich im Geschäftsbericht der Telekom heißt, hatte das iPhone „einen erheblichen Anteil am Zuwachs des Vertragskundenbestands“ gehabt, ohne dass der Konzern genau Zahlen nennen würde.
Wie Elvis sich durchgehend bis zu seinem Tod auf seine Stimme verlassen konnte, so kann dies die Telekom offenbar auf den Breitband-Bereich. Der Breitbandmarktanteil im Festnetz kann seit nunmehr drei Jahren stabil bei mehr als 46 Prozent gehalten werden und die Zahl der DSL-Anschlüsse stieg um 130.000 auf knapp 11,80 Millionen, wobei der Neukundenmarktanteil im zweiten Quartal des laufenden Jahres bei 52 Prozent gelegen hat. Und auch die Zahl der Entertain-Abonnenten beträgt mittlerweile knapp 1,3 Millionen, wobei sich die Telekom über die genaue Zahl der Liga Total-Kunden, ähnlich wie bei denen des iPhone, ausschweigt.
(Marek Hoffmann)
Interessant. Am letzten Absatz kann man dann wunderbar ablesen, ob man als Kunden mit oder gegen den Strom schwimmt.
Meine Welt sieht anders aus.
Die Rückgänge wundern mich nicht wenn man sich allein den Service des Vereins ansieht.
Der Service der anderen Anbieter ist aber nicht wirklich besser. Im Gegenteil, bei Störungen im Netz werden eigene Kunden bevorzugt behandelt.
[…] harte Fakten liebt, der sollte meinen heutigen Telekom-Artikel lesen, denn hier wird es jetzt spekulativ. Der nicht ganz unbekannte US-Blogger Louis Gray […]
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