Nach meinem Artikel über Hewlett-Packards Multi-Millionen-Technologiezentrum in Dublin, in dem im Bereich Drucker und -zubehör geforscht wird, hatte ich einen Follow-Up-Artikel angekündigt. Und zwar einen zum Thema Druckpatronenkosten, bei dem es sich, wie einige der Kommentare vermuten ließen, um ein nicht ganz unkontrovers diskutiertes handelt. Dieser Artikel wurde von mir am gestrigen Dienstag veröffentlicht. Wie allerdings im Text erwähnt wurde und auch an der Überschrift erkennbar war, musste ich ihn auf zwei Postings splitten. Er wäre sonst zu lang und unübersichtlich geworden.
Nachfolgend erwartet euch nun also das zweite Interview (zum gleichen Thema und mit identischen Fragen). Allerdings steht mir darin nun Andreas Zenkel, Vertriebsleiter bei Tintenalarm.de, Rede und Antwort. Es handelt sich bei der Plattform um einen Online-Shop für verschiedene Arten von Druckerpatronen, was ich euch beim Lesen des Artikels im Hinterkopf zu behalten bitten möchte. Ich habe sowohl zuvor Florian als auch Andreas aber bewusst als Interview-Partner ausgewählt, weil ich mir einen unterschiedlichen Blickwinkel von verschiedenen Standpunkten auf den gleichen Gegenstand erhofft habe. Ob und inwieweit die Einschätzungen der beiden Experten auseinandergehen, könnt ihr nun selbst überprüfen.
1. Sind Original-Tintenpatronen – objektiv gesehen – teuer?
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Objektiv gesehen ja. Wie ihr ja schon berichtet habt, kostet eine Gallone (circa 3,8 Liter) reiner, schwarzer HP-Tinte im Schnitt 2.702 US-Dollar! Wenn man sich diesen Literpreis vor Augen führt, gibt es sicherlich keinen verständlichen Grund, warum die Tinte der Druckerhersteller so teuer ist. Wir arbeiten eng mit großen Tintenherstellern zusammen, die auch einen großen Aufwand betreiben, um qualitativ hochwertige Tinte herzustellen. Diese Unternehmen schaffen es, den Liter Tinte für zwischen zehn und 20 Euro anzubieten. Und das, obwohl die alternativen Tintenhersteller nur einen Bruchteil der Tintenmenge verkaufen, wie es zum Beispiel HP tut. Die Druckerhersteller haben zwar noch weitere Kosten, jedoch glaube ich nicht, dass diese den teuren Patronenpreis rechtfertigen.
2. Sind die Original-Tintenpatronen von HP teurer als die der Konkurrenz?
Das kann man pauschal nicht sagen, da sich die Seitenpreise der einzelnen Druckermodelle doch stark unterscheiden. Es gibt zum Beispiel bei HP bestimmte Office-Drucker, die mit großen (High-Capacity) Patronen arbeiten und deutlich geringere Seitenpreise verursachen als einfache Tintenstrahldrucker, die mit gering befüllten und teuren Druckkopfpatronen arbeiten. Wichtig ist, die Druckkosten (Seitenpreis) vor dem Kauf eines Druckers zu vergleichen. Aktuell hat HP seit dem 1. August 2010 wieder alle Tonerpreise um 3,5 Prozent erhöht. Diese Preiserhöhungen gibt es aber auch bei den anderen Druckerherstellern, sie sind zurzeit nicht ungewöhnlich. Da die Preise der Alternativhersteller gleich bleiben, werden sicherlich wieder viele Nutzer von Original-Verbrauchsmaterial zu kompatiblen Produkten wechseln.
3. Ist das Argument von Herstellern wie HP nachvollziehbar, wonach die Kosten für Tintenpatronen durch die aufwändige Technologie der Geräte / Forschungsarbeit begründet werden?
Ich kann natürlich nicht beurteilen, welche Entwicklungs- und Forschungsarbeit die Druckerhersteller wirklich betreiben. Jedoch glaube ich persönlich nicht, dass diese die hohen Tintenkosten rechtfertigen kann. Vielleicht sollten die Druckerhersteller einfach weniger Zeit und Geld in die Herstellung neuer Smart-Chips und das Eintragen von sinnlosen Patenten stecken, mit denen sie versuchen, die Alternativhersteller daran zu hindern, günstigere Nachbaupatronen anzubieten. Das würde sicherlich auch zu einer großen Kostenersparnis beitragen. Beispiel: Die aktuell sehr verbreiteten HP 364-Tintenpatronen sind mit einem extrem gut verschlüsselten Chip ausgestattet, der bisher nicht geknackt werden konnte. Deswegen gibt es zurzeit nur kompatible Patronen ohne Chip, auf denen der Original-Chip aufgeklebt werden muss. Das ist für den Nutzer natürlich sehr umständlich.
4. Was ist von dem Argument zu halten, wiederbefüllte Tintenpatronen könnten qualitativ nicht mit Originalpatronen der Markenhersteller mithalten – beispielsweise in Bezug auf die Hochwertigkeit der Tinte oder Zuverlässigkeit der Patrone?
Man muss zwischen kompatiblen und wiederbefüllten Patronen unterscheiden. Kompatible Druckerpatronen sind nachgebaute Tintenpatronen von Alternativherstellern wie zum Beispiel Geha. Diese Patronen sind meist, wie die Original-Patronen, mit einem kompatiblen Smart-Chip versehen und haben oft eine sehr gute Druckqualität. Natürlich gibt es aber zwischen den verschiedenen Alternativherstellern auch Qualitätsunterschiede, über die man sich vor dem Kauf kompatibler Tintenpatronen gut informieren sollte – etwa auf Tintenalarm.de, auf Druckerchannel.de oder in einschlägigen Fachzeitschriften.
Refill-Druckerpatronen sind wiederbefüllte Original-Patronen der Druckerhersteller, die den Druckkopf in der Patrone integriert haben. Da unter anderem die Art der Düsenansteuerung patentiert ist, darf kein Alternativhersteller diese Patronen nachbauen und deshalb kommt nur ein Wiederbefüllen dieser Patronen in Frage. Auch bei diesen Patronen gibt es große Qualitätsunterschiede. Zum Beispiel sollte man die leeren Original-Patronen nur ein einziges Mal wiederbefüllen, da der Druckkopf eigentlich nicht für einen mehrfachen Druckzyklus konzipiert ist. Zusätzlich sollte man auch den Schwamm der leeren Patronen austauschen, da dieser eingetrocknet oder unbrauchbar sein kann. Weitere Informationen zu Druckerpatronen können interessierte User auch auf unserer Seite nachlesen.
Grundsätzlich sind kompatible Druckerpatronen sehr zuverlässig, da sie komplett aus Neuteilen bestehen. Sie haben oft eine Ausfallquote von weit unter einem Prozent. Da Refill-Patronen nicht aus Neuteilen bestehen und man somit auch auf gutes (Virgin) Leergut angewiesen ist, haben diese Patronen eine etwas höhere Ausfallquote. Wen das abschreckt, der muss zu den teureren Originalpatronen greifen.
5. Wie hoch ist die Kundenzufriedenheit bei wiederbefüllten Tintenpatronen? Welche sind die häufigsten Beschwerden? Gibt es hierzu offizielle Zahlen (z.B. Marktforschung)?
Kunden, die das absolute Optimum herausholen möchten, zum Beispiel beim Fotodruck, greifen immer zu den Original-Patronen. Der Großteil unserer Kunden kauft aber kompatible oder wiederbefüllte Druckerpatronen und ist mit ihnen sehr zufrieden. Aber natürlich gibt es auch bei uns mal Reklamationen, die allerdings eine Ausnahme darstellen.
Die häufigsten Reklamationsgründe bei kompatiblen Tintenpatronen sind defekte Smart-Chips, mit denen Hersteller ihre Patronen ausliefern. Hierdurch können sie vom Drucker nicht erkannt werden und somit auch nicht drucken. Bei Refill-Patronen ist der größte Ausfallgrund das Nicht-Drucken einzelner Farben, was meist durch verstopfte Düsen der Druckkopfpatrone verursacht wird und unterschiedliche Gründe haben kann.
6. Warum füllen die Markenhersteller ihre Tintenpatronen eigentlich nicht selbst wieder auf?
Erstens ist es für die Druckerhersteller sicherlich günstiger, eine neue Patrone herzustellen, als eine alte wiederzubefüllen. Und zweitens hätten die Druckerhersteller dann ja kein Argument mehr, das gegen die Refill-Patronen spricht. In der Branche munkelt man, dass einige Druckerhersteller die leeren Originalpatronen sammeln und selbst aufkaufen, um den Leergutmarkt zu verknappen und somit die Preise für leere Patronen in die Höhe zu treiben. Diese Taktik geht auf, für einige leere HP-Patronen werden mittlerweile bis zu sechs Euro pro Stück bezahlt. Je höher der Leergutpreis steigt, desto geringer ist die Gewinnmarge für Recycler und Händler, wodurch natürlich auch der Preisvorteil gegenüber den Original-Patronen schmilzt.
7. Für welche Art von Nutzer wäre in Anbetracht der Preise für Tintenpatronen der Umstieg auf einen Laserdrucker (finanziell) sinnvoll?
Beide Drucktechnologien haben Ihre Vor- und Nachteile und man kann nicht pauschal sagen dass ein Laserdrucker günstiger als einen Tintenstrahldrucker ist. Auch hier muss man vor dem Kauf die verschiedenen Druckermodelle vergleichen. Nutzer, die viel Texte oder Grafiken drucken, sind mit einem Laserdrucker aber vermutlich meist besser bedient. Natürlich können Sie damit auch mal ein Foto ausdrucken, die Qualität ist aber wesentlich schlechter als beim Tintenstrahldrucker und für hochwertige Fotos nicht geeignet.
(Marek Hoffmann / Foto: HP)