Die Bundeswehr hat ein Personalproblem. Nach einer internen Studie von 2009 interessieren sich immer weniger Bundesbürger für eine Beschäftigung bei der Armee. Um gegen den drohenden Fachkräftemangel vorzugehen, hat sie sich in der Vergangenheit mit verschieden Kampagnen um Aufbesserung des eigenen Ansehens bemüht. Nun steigt sie ins Social Web ein und eröffnet ihren eigenen YouTube-Channel.
Während die taiwanesische Armee mit einem bombastischen Video im Stil der Transformers und mit dem obligatorischen staunenden Jungen um Nachwuchs wirbt, setzt die Bundeswehr in ihrem Angebot auf Nüchternheit und Seriosität. Im Bereich „Aktuelles“ finden sich Pressetermine des Verteidigungsministers, unter „Einsatz“ zeigt die Bundeswehr ihre Sicht der aktuellen Auslandseinsätze.
Jedes Video beginnt mit einem kurzen Teaser, der eine Kurzzusammenfassung des Themas bietet. Der Aufbau und der grafische Stil der Videos erinnern an die Kurzclips einer Nachrichtensendung. Die einzelnen Filme können kommentiert werden. Allerdings weist die Bundeswehr darauf hin, dass die Beiträge der Nutzer moderiert werden, um strafbare Inhalte auszufiltern.
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Technisch ist die Seite größtenteils gelungen. Sie wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Bei der Einbindung ihrer eigenen Videos in das Flashkarussell hat sich aber ein unschöner Fehler eingeschlichen. Einige Filme können erst nach einem weiteren Klick auf der YouTube-Hauptseite betrachtet werden. Auf der eigenen Kanalseite wirkt das ein wenig unprofessionell.
Von dem Soldaten mit Maschinengewehr im Anschlag auf dem Titelbanner abgesehen, ist der YouTube-Kanal der Bundeswehr insgesamt ruhig, sachlich und unaufgeregt. Genauso wie die Armee selbst vermutlich gesehen werden will. Damit hebt er sich wohltuend von der pathetischen oder propagandistischen Werbung anderer Armeen ab. Allerdings fehlt dadurch auch der Anreiz, die Seite überhaupt zu besuchen. Die Bundeswehr wahrt mit ihrem Auftritt ihre Seriosität, im Ergebnis wird es aber auch im Social Web bei einem „freundlichen Desinteresse“ der Bevölkerung bleiben.
(Nils Baer)
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