Mit der eigenen Suchmaschine Bing ist es Microsoft gelungen, dem übermächtigen Konkurrenten Google einige Prozent Marktanteile abzutrotzen. Weil für die meisten Nutzer „Suche im Internet“ gleichbedeutend mit „googeln“ ist, hat man sich in Redmond in Aufbau und Gestaltung am großen Vorbild orientiert und setzt nun langsam mit eigenen Ideen kleine Akzente. Dazu gehört auch der kontinuierliche Ausbau des eigenen Kartenangebots Bing Maps.
Die Standardversion beschränkt sich wie Google Maps auf die Grundfunktionen: Kartenansicht, Luftbilder, Routenplaner. Auf der englischen Seite lädt Microsoft seine Nutzer allerdings dazu ein, eine erweiterte Version der Kartenanwendung zu testen. Nach der Installation von Microsofts Flash-Alternative Silverlight eröffnen sich dem User weitere Möglichkeiten.
In der Silverlight-Variante kann der Nutzer neuerdings nicht nur zwischen Luftbild- und normaler Stadtplanansicht wählen, sondern zusätzlich auf die Daten des freien Projektes OpenStreetMap (OSM) zugreifen. Die Kartendaten sind in die Anwendung integriert, so dass für einen ausgewählten Kartenausschnitt ein fliegender Wechsel zwischen den verschiedenen Darstellungsarten möglich ist. Der Mehrwert für den Nutzer liegt im Detailreichtum der OSM-Karten. Während die normale Stadtplanansicht bei Bing nur nüchtern Straßen und Wege anzeigt, sind in den Karten des freien Geodatendienstes auch einzelne Geschäfte, Restaurants und Briefkästen verzeichnet.
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Die Entscheidung von Microsoft, die Karteninformationen von OSM als Zusatzoption zu integrieren, zeigt die tatsächlich gewachsene Bedeutung des gemeinnützigen Projekts. Die Geodaten basieren größtenteils auf der freiwilligen Arbeit der Mitglieder, die in ihrer Freizeit mit GPS-Tracker noch fehlende Wege abgehen und die Daten auf die Server der Initiative laden. Obwohl mit dieser Vorgehensweise einige Gebiete bisher nur schlecht erschlossen werden konnten, punktet der Dienst an anderen Orten eben mit großer Detailtiefe. Diesen Vorteil hebt auch Chris Pendleton von Microsoft in seinem Blogeintrag zur Integration der freien Daten hervor: „Die Leute lieben die Details.“
Bedauerlich ist jedoch, dass die Datenübernahme eine Einbahnstraße zu sein scheint. Bing nutzt zwar die freien Informationen von OSM und verarbeitet sie auf eigenen Servern, aber das Projekt erhält von Microsoft keine Gegenleistung. Das ist zwar in Ordnung und auch im Sinne des Projektes, dessen Ziel es eben ist, die Daten für alle frei zur Verfügung zu stellen. Schön wäre es aber, wenn die Redmonder zumindest einen symbolischen Beitrag zur Weiterentwicklung des Dienstes leisten würden, so wie es MapQuest getan hat. Der AOL-Dienst hatte zum Start seines OSM-gestützten Dienstes eine Millionen US-Dollar an das Non-Profit-Unternehmen gespendet. Aber vielleicht hat Microsoft das ja getan und verschweigt es im Blogeintrag nur aus Bescheidenheit.
(Nils Baer)