Ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, Katastrophenmeldungen zögen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Deutschen Bahn. Aber es wird sicherlich kaum Einwände geben, wenn ich dies auf die jüngere Vergangenheit beschränke. So manövrierte sich das Transportunternehmen beispielsweise durch die Daten- und E-Mail-Affäre, mehrere verdeckte, aber stümperhaft durchgeführte PR-Maßnahmen und zuletzt durch den ICE-Klimaanlagen-Super-GAU zur Hochsommer-Zeit selbst aufs Abstellgleis (das Wortspiel sei mir verziehen). Bei Letzterem war die Bahn aber immerhin bereit, den Geschädigten eine Entschädigung zu zahlen – und zwar eine, die deutlich über der von der Verbraucherverband-Bundeszentrale geforderten lag. Und ohne ärztliches Attest, entgegen der vorherigen Ankündigung. Man war also um Schadensbegrenzung bemüht.
Nun folgt der zweite Schritt der Image-Politur-Strategie: Ablenkung. Um die Reisewilligen nicht ständig an die Klimaanlagen-Panne denken zu lassen, sondern zur aktuellen Urlaubszeit auch wieder in die Bahnen – explizit ICE und zudem noch InterCity/EuroCity) zu locken, können sich ab dem 1. August „Kurzentschlossene auf ein neues Angebot freuen“. Zusammen mit dem Reiseveranstalter L’TUR will das Verkehrsunternehmen dann nämlich ein besonders günstiges Online-Ticket anbieten.
Es soll 24 Euro kosten, für eine einfache Fahrt in der zweiten Klasse der oben genannten Züge gelten. Ferner ist es frühestens drei Tage und spätestens einen Tag vor Fahrantritt nur online unter www.ltur.de zu buchen und gilt für eine, alle 14 Tage wechselnde deutsche Stadt. Den Anfang macht dabei Bremen mit dem Buchungszeitraum vom 01. bis zum 14. August.
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Ob die Rechnung nun aufgeht und das neue Ticket der Bahn wieder mehr Sympathien beschert, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn der Deal preislich in Ordnung geht, stört doch die fast schon Bahn-typische Unflexibilität. Sich das Reiseziel nicht selbst aussuchen dürfen, die Beschränkung auf den Buchungszeitraum, die Zugbindung, die Unmöglichkeit, ein Ticket umtauschen oder gegen Erstattung des Preises zurückgeben zu können. All das sind Punkte, die das Angebot in meinen Augen schon wieder unattraktiv machen. Aber ich hätte nicht drüber geschrieben, wenn ich nicht gedacht hätte, dass es vielleicht trotzdem den einen oder anderen unter euch anspricht.
(Marek Hoffmann)
Zusätzlicher Nervfaktor beim Online-Ticket: Bezahlung nur mit Kreditkarte. Ja, danke. Saftladen.
Also inzwischen dürfte doch eigentlich fast jeder eine Kreditkarte haben, oder? Oder sprechen für Dich andere Grüne gegen eine Kreditkarte?
Also ich kann mein Onlineticket auch mit Lastschrift / ec-Karte bezahlen oO
„Auch wenn der Deal preislich in Ordnung geht, stört doch die fast schon Bahn-typische Unflexibilität.“ Was legst Du denn für Maßstäbe an?
Das ist hier wie bei allen Fluggesellschaften: Willst Du flexibel sein, zahlst Du. Wenn Du’s billig haben willst, nimm das was es gibt.
Mal ein kurzer Vergleich: Berlin-Frankfurt mit der Bahn kostet einfach etwa hundert Euro (Normalpreis). Man kann die Fahrkarte bis kurz vor Abfahrt oder gegen Gebühr sogar im Zug kaufen. Hat man lange im Voraus gebucht, kann man die Fahrkarte bis einen Tag vor Reiseantritt noch kostenlos zurückgeben. Mach das mal bei Air Berlin oder Lufthasa, das kostet mindestens das doppelte. Jetzt kann man natürlich sagen, dass das teuer ist, aber es ist flexibel, und Flexibilität kostet. Mit dem Auto ist man auch sehr flexibel, aber es kostet halt. Wenn man sich dabei nicht in die Tasche lügt, kostet diese Strecke mit dem Auto auch mindestens 100 Euro. Natürlich kann man einen Mitfahrer mitnehmen, aber dann ist die Flexibillität wieder teilweise hin.
Und wenn Du es mit einem billigen Flugticket vergleichst: Das kannst Du auch nicht zurückgeben oder umbuchen, und kurzfristig ist da nix zu machen.
Beinahe akrobatisch finde ich aber, ein einzelnes Angebot mit den Problemen des Konzerns in Zusammenhang zu bringen. Was hat denn ein singuläres Angebot (von denen es ständig welche gibt) mit den Imageproblemen der Bahn zu tun? Glauben Sie wirklich, dass die sich bei der Bahn hinsetzen und sagen: „Also, Leute, wir haben Scheiße gebaut: S-Bahn in Berlin, Datenskandale, Klimaanlagen, gefälschte Forumseinträge. Lass uns das mal mit einem Sonderangebot ausbügeln; dann finden uns alle ganz schnell wieder supergeil, weil dann keiner mehr merkt, was wir hier für einen Murks machen!“
Und noch etwas würde mich interessieren: Fahren Sie eigentlich selbst Bahn? Ich habe nämlich eine ziemlich steile Theorie; sie befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Häufigkeit des Bahnfahrens und der Häufigkeit und Intesität des Schimpfens auf die Bahn. Möchten Sie die Theorie lesen?
@datenkind Zusätzlicher Nervfaktor bei Bahn-Meckerern: Keine Ahnung, aber trotzdem große Klappe. Ja, danke. Saftschubse.
@3 Herr-Mueller
Richtig, aber leider erst durch hinschicken einer unterschriebenen Einverständniserklärung, was dann auch wieder Tage für die Freischaltung braucht. Ich hab ein Ticket gebraucht, das musste ich dann mit ner fremden Kreditkarte kaufen, und jetzt bin ich für Lastschrift freigeschaltet, hab aber bisher kein weiteres Ticket gebraucht…
“Auch wenn der Deal preislich in Ordnung geht, stört doch die fast schon Bahn-typische Unflexibilität.”
Das sehe ich als Vielfahrer der Bahn schlichtweg anders und kann manchmal nicht nachvollziehen warum jeden, aber auch tatsächlich jedes Angebot der Bahn irgendwie schlecht sein muss.
Jeder meint etwas zu finden, jeder meckert, oft die die nicht mal selbst fahren.
OK, es gibt nur ein Ziel, OK es ist ein nicht stornierbares Ticket.
Aha. wie ist es denn bei Fluggesellschaften? Was zahle ich für ein Ticket, wann und wie kann ich es stornieren?
Richtig, wenn flexibel dann teuerer. Ist auch aus rein marktwirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Warum sollen Grundlagen die bei Airlines nie diskutiert werden für die Bahn nicht gelten?
Weil in den Köpfen der Menschen noch verankert ist: fliegen gleich teuer und Bahn relativ preiswert. Dass das jetzt genau anders herum ist, macht vielen zu schaffen.
Einige Bahnmitarbeiter hier, was?
Bemerkenswert ist, dass nach meinem Empfinden der Artikel und viele der Kommentare mit einer grundsätzlich negativen Tendenz verfasst wurden (häufige Nutzer scheinen das positver zu sehen). Warum ist das so?
Müssen Pressemeldungen vorzugsweise negativen Inhalts sein, eigentlich mit dem Hintergrund, dass nur dann damit Geld gemacht werden kann? Ist der Treiber weniger die Objektivität als vielmehr das schnöde Mammon? Oder ist die Mehrheit der Menschen so gestrickt, dass sie am ehesten das Negative sehen und lesen wollen?
Zum Artikel: Ich erkenne einen roten Faden, nämlich, dass aus der Vergangenheit negative Ereignisse aneinandergereiht und mit einem neuen Ereignis, dessen Bewertung noch offen ist, verknüpft werden. Die indirekt könnte Botschaft also lauten: „Da die Vergangenheit negativ war wird natürlich auch dieses neue Element der Zukunft negativ sein.“
Mein Vorschlag: Gerade bei der Bahn wäre es angebracht häufiger über das Positive zu berichten. Das stellt nämlich die überwiegende Mehzahl der Ereignisse bei der Bahn dar. Da wären:
– Die Bahn hat es nach Jahrzehnten mit Verlusten geschafft in „schwarze“ Zahlen zu gelangen (warum ist das so?).
– Die Bahn wird für ihr Gäste immer beliebter. Es reisen heute mehr Menschen den je mit der Bahn.
– Die Bahn ist immer besser geworden: Hinzubau von Schnellstrecken, erheblich kürzere Reisezeiten, einzigartige ICEs, bessere und komfortablere Züge, modernere Bahnhöfe, …
– Eine Bahn, wie kaum in einem anderen Land. Wir können stolz auf unsere Bahn sein!
– Die Bahn und die Bahnindustrie haben es geschaftt, führend in der Welt zu sein. Unsere Bahntechnologie ist ein Exportschlager. Das schafft uns Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile.
Reden wir die Bahn nicht kaputt! Sägen wir nicht an dem Ast, auf dem wir sitzen!
Ich bin selbst sehr haeufiger Bahnfahrer, fast nur Langstrecke mit ICE und es gibt zu er Bahn fast nichts positives zu berichten. In 3 Jahren war NICHT EIN MAL mein Zug puenktlich. Kein Witz, nicht ein mal. Dann grosse Witze wie umgekehrte Wagenreihenfolge ankuendigen und dann in der richtigen einfahren damit das komplette Chaos ausbricht. Pampige und hoechst unfreundlich Zugbegleiter (lustigerweise sind die Angestellten im Bistro meistens sehr nett). Staendig defekte oder schmutzige Toiletten. Die Bahnhoefe sind ausser den Knotenpunkten ein Witz. Vergammelt, nichtmal einne Windschutz gibt es im Winter und staendig defekte Automaten. Ich kann keinem empfehlen Sonntagabend an so einem Bahnhof zu stranden weil der ICE mal wieder Oberleitungschaden hat, die Bahn ist naemlich nicht in der Lage zeitnah Taxis oder Busse zu organisieren. Die Bahn ist ein riesiger Saftladen und wird von mir privat boykottiert und ebenso meiner Familie. Mit keinem Cent will ich die unterstuetzen.
PS: Meine Lieblingsmeldung zwischen Hamm und Bielefeld: „Da ist ploetzlich eine Baustelle aufgetaucht, wir kehren jetzt um…“
Irgendwie lustig wenn hier die Technik-Freaks jeden Tag über tolle Innovationen staunen, aber wenn’s ums Bezahlen geht vor diesem neumodischen Kram wie eine Kreditkarte zurückschrecken und lieber die Lastschrift wählen. Klasse…
[…] meinem letzten Artikel über die Deutsche Bahn (DB) wehte mir von Kommentatoren-Seite ein ganz schön eisiger Wind ins Gesicht. Es wurde im […]
Per Kreditkarte?
Also es gibt doch mittlerweile schon bessere Methoden Online Sicher zu bezahlen. Es gibt nämlich immer noch welche oder schüler die keine Kreditkarte haben!