Des einen Freud, des anderen Leid. Am gestrigen Montag hat Google auf seinem Mobile-Blog ein neues Update für seine Map-App vorgestellt. Die Version 4.4 des Karten-Dienstes für Android-Smartphones kommt mit einer verbesserten Google Places-Applikation und einem eigene Icon (siehe Screenshot) daher. Zur Freude des Users, der jetzt noch einfacher und genauer nach Restaurants, Kinos und Ähnlichem in seiner Umgebung suchen kann.
Kommen wir nun zu des anderen Leid. Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, wird der Raum für die Konkurrenz immer eng, wenn der Suchgigant verstärkt mit seinen Diensten in eine zuvor besetzte Nische drängt. Dies könnte nun Yelp schmerzlich erfahren. Das soziale Bewertungsnetzwerk, das erst vor knapp einer Woche den Sprung über den großen Teich rüber zu uns geschafft hat, hätte sich Google im vergangenen Jahr gerne einverleibt. Ob nun, um gegen Bing vorzugehen oder um sich die Arbeit zu sparen und ins gemachte Nest zu setzen, sei mal dahingestellt. Allein: Yelp zierte sich. Den Betreibern der Rezensionsplattform dürfte aber spätestens zu diesem Zeitpunkt gedämmert haben, dass sie sich künftig auf ihrem eigenen Terrain mit dem Suchgiganten würden messen müssen, da er nun Google Maps ohne hinzugekauftes Know-how und Datenmaterial weiterentwickeln würde.
Mit der Veröffentlichung von Google Maps 4.4 und den darin präsentierten Features dürfte diese Befürchtung nun zur Gewissheit werden. Nicht nur, dass – wie bei Yelp – Restaurants in Googles „App in App“ eine prominente Rolle spielen. Dem Rat suchenden User werden zudem auch – wie bei Yelp – Bewertungen zu den Futter-Buden präsentiert. Diese werden unter anderem von Zagut, einem Restaurantführer, oder TripAdviser, einer Bewertungsplattform beigesteuert, wie Techcrunch zu berichten weiß (siehe rechtes Bild). Zu einem nicht unbedeutenden Teil stammen die Reviews aber auch von – Yelp!
Wie die US-Kollegen nämlich herausgefunden haben, quetscht Google den sich einst gegen die Übernahme sträubenden Konkurrenten aus wie eine Zitrone. Wie das möglich ist? Offenbar geht der Suchgigant einfach hin, crawlt sich den Content, den er braucht (die Reviews also) und verwendet ihn für seine eigenen Zwecke. Es gab wohl mal einen Vertrag zwischen Google und Yelp, der dies untersagte oder vielmehr reglementierte. Yelp kündigte ihn aber auf als klar wurde, dass sich der Suchgigant durch die Kooperation nur einen eigenen Vorteil verschaffen wollte und die User häufiger zu den eigenen als zu den Landing Pages des Partners manövrierte. Ich bin mir sicher, dass Yelp dagegen juristisch vorgehen wird. Ob das aber letztlich das Damoklesschwert zum Verschwinden bringt, wage ich zu bezweifeln.
In der Zwischenzeit tut Yelp sicherlich gut daran, sich von der Konkurrenz durch neue eigenständige Angebote – wie aktuell „Das Angebot des Tages“ – zu differenzieren, seine Position auf dem Markt dadurch zu stärken und somit den eigenen Wert zu steigern. Wer weiß, vielleicht kommt ja bald ein neues Übernahmeangebot…
(Marek Hoffmann / Screenshot)