Wem der erste Teil der Überschrift interpretationsbedürftig erscheint: Er bezieht sich auf die Quartalszahlen von Microsoft oder genauer gesagt: auf den Umsatz. Ich habe am gestrigen Donnerstag Abend selbst nicht schlecht gestaunt, als der Software-Gigant sie verkündete. Vor allen Dingen deswegen, weil ich bei Apples „phänomenalen“ Zahlen sicher war, dass sich nach etwa 30 Jahren Rivalität nun zum ersten Mal das Unternehmen aus Cupertino an den Redmondern vorbeischieben würde. Genau so, wie es ihnen ja zuvor schon den Titel „Wertvollstes Unternehmen“ abgejagt hatte. Aber nix war’s.
Mit 16,04 Milliarden US-Dollar (etwa zwölf Milliarden Euro) Umsatz für das am 30. Juni zu Ende gegangene Quartal liegt Microsoft nicht nur mit 0,34 Milliarden vor Apple, sondern erreicht zum ersten Mal in der Firmengeschichte einen so guten Wert. Im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres ist das ein Anstieg um 22 Prozent. Der Gewinn nahm sogar um 48 Prozent zu und bescherte den Redmondern fette 4, 52 Milliarden Dollar (knapp 3,5 Milliarden Euro) für die Hauskasse. Mit dem Ergebnis liegt Microsoft ebenfalls vor dem Konkurrenten Apple, der sich über 3, 25 Milliarden Dollar (etwa 2,5 Milliarden Euro) freuen durfte.
„Die Rekordeinnahmen dieses Quartals spiegeln die Bandbreite unserer Angebote und den ungebrochene Kraft unserer Produkte wieder“, so der bei den Redmondern für das Tagesgeschäft zuständige Kevin Turner. “ Die Steigerung der Einnahmen und unsere anhaltende Kostendisziplin haben uns dabei geholfen, ein weiteres Quartal zu erreichen, in der die Gewinnspanne erhöht werden konnte“, so Turner weiter. Na ja, das schöne an PR-Worten ist ja, dass sie sich immer so toll anhören. Wenn ich mir aber vor Augen halte, dass Microsoft gerade erst das Projekt KIN in den Sand gesetzt hat, hinter dem mehrere Jahre Entwicklungs- PR- und sonstwie geartete – wohlgemerkt teuere – Arbeit steckten, dann klingt Kostendisziplin irgendwie fehl am Platz.
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Wie dem auch sei, der Erfolg gibt des Redmondern Recht. Und den hatten sie eben mit anderen Produkten als dem „Social Phone“. Allen voran mit den beiden Flaggschiffen Windows 7 und Office 2010. Das Betriebssystem hat sich seit seinem Start im Oktober des vergangenen Jahres bis dato 175 Millionen Mal verkauft. Die Bürosoftware, sowie die Windows Server, die Xbox und die Suchmaschine Bing erzielten im dreizehnten Monat in Folge eine Steigerung der Gewinnanteile.
Und wenn es nach den Verantwortlichen bei Microsoft geht, soll diese Erfolgsstory noch längst nicht vorbei sein. Hierzu sollen nicht nur die Ambitionen im Bereich des „Next Big Thing„, also der Cloud (Stichwort: Azure und Office Web Apps) ihren Beitrag leisten, sondern vor allem auch die Bewegungssteuerung Kinect (formerly known as „Project Natal„) für die Xbox 360 und das Windows Phone 7.
Ich hatte ja an anderer Stelle schon meine Meinung dazu kundgetan, dass ich davon überzeugt bin, dass Microsoft eine Art Wiederauferstehung von den Togesagten bevorsteht. Mit den Produkten orientiert man sich sicherlich in die richtige Richtung (und stellenweise bestimmt auch an den richtigen Konkurrenten), die Kundenakzeptanz und -zufriedenheit ist wieder da, es könnte alles gut gelingen. Könnte – denn natürlich ziehen bereits kleine Wolken an dem sonst so strahlend blauen Freude-Himmel auf.
Kinect könnte zu einem Gau für die Redmonder werden, wenn die Kunden die Steuerung wegen des – auch wenn die Analysten es anders sehen – zu hohen Preises von knapp 120 Euro abblitzen lassen. Dann wird es keine große Rolle spielen, ob das Ding, auch im Vergleich zu Konkurrenzangeboten, was taugt oder nicht. Und beim Windows Phone 7 dürfte nicht nur die Eignung zur „Ad-serving machine“ bei manchem potenziellen Kunden für Kopfschmerzen sorgen, sondern auch die stellenweise vernichtende Kritik (wenngleich der zahlreiche positive Reviews gegenüber stehen). Aber die Negativen dürfte sich besser in den Köpfen der Kunden festsetzen, vermutlich auch besser als Microsofts PR-Maßnahme, jedem Mitarbeiter ein solches Smartphone zu schenken (und damit natürlich auf wohlwollende Mundpropaganda zu hoffen). Und dann stellt sich zuletzt die Frage, ob sich Microsoft mit „Office Starter 2010“ und der damit verbundenen Werbefinanzierung auf den richtigen Weg begibt. Soll heißen: Wird im Vergleich zum vorherigen Verkaufsmodell mehr Geld über Werbung eingenommen, wenn man so eventuelle Streuverluste durch Schwarzkopien verringert werden können? Wir werden es sehen.
(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: Robert Scoble)