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Facebook: Wohlfühl-Faktor geringer als bei Wikipedia und YouTube

Heute sollte eigentlich der Tag sein, an dem unzählige muslimische User Facebook verlassen wollten, weil das Soziale Netzwerk angeblich unbegründet vier populäre Seiten mit islamischen Inhalten gelöscht hat. Bisher finden sich aber noch nirgendwo im Netz Anzeichen für eine mittel- bis ganz große Mitglieder-Abwanderung – die Rede war immerhin von bis zu 2,47 Millionen Empörten. Aber der Boykott-Aufruf gilt ja noch den ganzen Tag, vielleicht tut sich da ja noch was. Fest steht aber, dass die muslimische Community nicht die einzige ist, die (in den USA) augenscheinlich ihren Unmut bekundet über das weltweit (außer in den USA) stetig wachsende und die 500-Millionen-User-Grenze anpeilende Netzwerk.    

Das legt jedenfalls der in regelmäßigen Abständen von der University of Michigan Business School erstellte American Customer Satisfaction Index (ACSI, PDF) nahe. Der ACSI-Wert, der die Kundenzufriedenheit mit einem Unternehmen angibt und zuletzt Microsoft eine ungeahnte Beliebtheit bescheinigte, liegt in Facebooks Fall nämlich bei nur 64 von 100 möglichen Punkten. Damit liegt das Netzwerk auf einem Level mit Fluggesellschaften und Kabel-Anbietern, die notorisch schlecht abschneiden und gehört zu den unteren fünf Prozent aller privater Unternehmen. Das erstaunt ein wenig, wenn man sich die Popularität der Plattform in den USA ansieht.

Aber eigentlich nur auf den ersten Blick. Mögliche Erklärungen für das schlechte Abschneiden sieht Larry Freed, CEO von ForeSeeResults, dem Sponsor der Studie, nämlich in „Bedenken bezüglich des Datenschutzes, häufigen Änderungen auf der Website und Kommerzialisierung und Werbung“. Darauf hätte ich ehrlich gesagt auch getippt. Nicht aber, dass sich die User mehr um Spam oder die Technologie Sorgen machen, mit der die News-Feeds kontrolliert werden als über die Sicherheit ihrer Daten.


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Zudem stellt für ihn der Umstand eine Herausforderung für Facebook dar, dass das Soziale Netzwerk mehrere Generationen unter einem Dach vereinigt und sowohl dem Jungspund als auch dem Silver Surfer ein ansprechendes Angebot und eine „verständliche“ Nutzeroberfläche zur Verfügung stellen muss. Im Durchschnitt seien es vor allem die älteren Semester, die mit Facebook in diesem Bereich nicht so zufrieden seien. Um an einem Beispiel aufzuzeigen, dass die Nutzer manchmal „Evolution vor Revolution“ bevorzugen, führt er Wikipedia mit dem seit Jahren unveränderten User-Interface auf (die jüngste Änderung scheint an ihm offenbar vorbeigeflogen zu sein) – und einem Zufriedenheitsindex von 77.

Na ja, von dem Vergleich kann man halten, was man will. Unstrittig dürfte aber sein, dass die  ins Feld geführten Argumente sicherlich ihre Berechtigung haben. Auch hier auf dem Blog ist schon mehrmals geäußert worden, dass es oft schwer sei und Zeit bräuchte, bis man sich an eine neu gestaltete Profilseite gewöhnt hätte. Und wie schwer wir von lieb gewonnen Gewohnheiten ablassen können, weiß ja jeder selbst. Na und vom Ärger über unzulänglichen Datenschutz und Hass auf Werbung brauch ich ja gar nicht erst anzufangen.

Warum die User Facebook trotzdem die Treue halten? Auch diese Antwort von Freed werden sich die meisten von euch schon selbst gegeben haben: Aus Mangel an Alternativen. Und was sagt Facebook zu dem Ergebnis? Jonny Thaw, ein Sprecher des Netzwerks, ließ verlautbaren, dass man sich die Methodologie des Studie noch nicht genauer angesehen hätte, es aber „sicherlich Raum für Verbesserungen“ gäbe. Dem kann man wohl nur zustimmen.

Der Vollständigkeit halber sei zum Schluss noch erwähnt, dass Scoial Media-Websites zum ersten Mal in dem Index aufgetaucht sind – weil sie „zu groß geworden sind, um sie zu ignorieren“. Neben Facebook und Wikipedia waren das noch YouTube mit einem ACSI-Wert von 73 und MySpace, das mit 63 Punkten noch hinter Facebook rangiert. Twitter wurde aufgrund der hohen Anzahl der User, die den Microblogging-Dienst nicht direkt über die Startseite, sondern über einen Client ansteuern, ausgenommen.   

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

13 Kommentare

  • FB ist tot.

    Es ist mit der Zeit einfach langweilig geworden.

    Immer wieder die gleichen eingeschränkten Apps.

    Die Seiten (Musiker, Clubs, …) die man abonniert hat, müllen einen mit sinnlosen Infos zu.

    Unter „Freunde“ findet man seine Freunde nichtmal.

    Einen Abmelden-Button findet man auch erst nach Sucherei.

    Usw.

  • Wikipedia Wohlfaktor größer? OK.. dann schreibt mal einen 20-Seiten Artikel und schaut zu wie dieser 20 Sekunden nach dem Speichern willkürlich gelöscht wird. 24 Stunden später ein Blick in die Logdatei… 200 Personen haben rumgewurschtelt.

    Facebook ist das einzige seriöse soziale Netzwerk. Klar, Kinder und Jugendliche stehen auf die VZ-Netzwerke, YouTube un den ganzen Blödsinn…

  • Wikipedia ein soziales Netzwerk? Hätte sich endlich herumgesprochen, dass Wikipedia genau das nicht ist und nie sein wollte, sondern ausschließlich ein Projekt zur Erstellung einer Enzyklopädie, wäre der Ärger dort nur halb so groß und der Anteil unvorstellbar öder Diskussionen erträglicher.

  • Darauf, dass ein Großteil der Unzufriedenheit auf vielen Bugs, den ständigen Ausfall der Chatfunktion und anderen temporären Problem liegen könnte kommt niemand? Sicherlich ist das Thema Datenschutz vielen Usern wichtig und ein Anliegen, aber die teilweise nicht vorhandene Usability (auch auf den Mobilseiten übrigends) betrifft nun wirklich jeden, egal wie er zum Thema Datenschutz, Monetarisierung o.ä. steht.

  • Wenn heute so viele Leute aussteigen werden, wird sich das erst in genau 14 Tagen bemerkbar machen, da die Accountlöschung bei Facebook so lange dauert. Und bis dahin wird man weiterhin als Mitglied gezählt.

  • @#5
    Na gut. Dann könnte man ja einfach ein Modell einführen, bei dem jeder Haushalt mntl. 5€ für Facebook zahlt, egal ob es genutzt wird oder nicht, so wie das für die ÖRs (auch NDR) geplant ist. Dann wäre auch das mit der Werbung vorbei – stop: Die ÖRs werden ja weiter Werbung senden. Komisch.
    Gerne auch mal Schleichwerbung.
    Naja – wenigstens müssen sie nach der Gebührenreform dann nicht mehr Daten von Einwohnermeldeämter benutzen, um ihr Drückerkollonen von der GEZ losschicken zu können, sondern können das machen, worin sie sich richtig gut auskennen: Facebook als kostenlose Marketing-Platform, für solche „Filme“, wie den von Dir genannten zu benutzen:
    http://www.facebook.com/posted.php?id=37621248917&share_id=127701717273070&comments=1#s127701717273070

  • @#3 – Facebook ist tot? Ich glaub es gibt wenige Seiten im Netz die lebendiger sind. Nur weil dir irgendwas nicht gefällt heißt das noch lange nicht dass sich deshalb alle abmelden. Ball flach halten…

    Wie alle wegen Fehlern abheulen… niemand ist perfekt Jungs.. und z.Z. machts einfach keiner besser.
    Ich finde die Jungs von FB leisten gute Arbeit.