Crowdsourcing dürfte eines der Paradebeispiele für ein zweischneidiges Schwert sein. Auf der einen Seite können sich die User engagieren, ihrer Kreativität freien Lauf lassen und Dinge nach ihrem Vorstellungen entwickeln. Auf der anderen Seite hat es immer den schalen Beigeschmack, dass sich ein Unternehmen von seinen Usern für Lau ein Produkt erstellen lässt, das es nachher – ohne teilen zu müssen – profitabel vermarkten kann. So wie nun AOL.
Wie das Wall Street Journal (WSJ) am heutigen Freitag berichtet, setzt der US-amerikanische Online-Dienst bei der Weiterentwicklung seines ziemlich populären Internet-Mapping-Services MapQuest auf die Hilfe der Massen. Sie sollen die hinter Google Maps weltweit zweitbeliebteste Anwendung künftig mit eigenen Karten versorgen, das bedeutet, die selbst erstellten Pläne mit den bereits vorhandenen kombinieren und anderen Usern anschließend zur Verfügung stellen. An sich ein gute Idee, die an anderer Stelle ja auch schon funktioniert hat (bei Googles Map Maker etwa).
Wenn zuvor allerdings von einem zweischneidigen Schwert die Rede war, dann muss nun ein „Aber “ folgen. Und das sie wie folgt aus. Zum einen erhofft sich AOL von dem Crowd-Projekt, Geld einzusparen. Das Unternehmen will zwar keine genauen Zahlen veröffentlichen, aber die Lizenzgebühren für das bisher verwendete Karten-Daten-Material dürften nicht gering sein. Indirekt wird vom WSJ ein Sprecher des Konzerns zitiert, der davon spricht, dass vom User beigesteuertes Material letzten Endes kosten-effizienter und – natürlich – verlässlicher sei. Letztgenannter Punkt kann durchaus seine Richtigkeit haben, klingt aber ein wenig so, als solle er den Umsonst-Arbeitern ein gutes Gefühl bescheren und vom primären Punkt ein wenig ablenken.
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Und dass der bei dem Projekt im Vordergrund steht, dafür gibt es noch einen anderen Hinweis. Man könnte nämlich durchaus argumentieren, dass AOL ja quasi das Grundgerüst liefert, den Service an sich, der dann von den Usern ergänzt wird. Aber das stimmt in diesem Fall so nicht. Zwar läuft die Anwendung natürlich auf den Servern des Konzerns und verursacht folgerichtig Kosten. MapQuest selbst basiert aber auf OpenStreetMap, einem offenen Non-Profit-Projekt – und kostete AOL folglich keinen Cent.
Auch hierauf haben die Verantwortlichen bei AOL natürlich noch eine Erklärung parat, die nicht finanzieller Natur ist, sondern das Wohl des Users in den Vordergrund rückt. „Kommerzielle Anbieter sind nicht offen. Es gibt Beschränkungen, was man tun darf und was nicht. Wir wollen die Entwickler-Community anzapfen“, so Randy Meech, der bei dem Online-Dienstleister für den Karten-Dienst verantwortlich ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Denn die helfen Unternehmen wie AOL, indem sie ihnen Features liefern, die sie an die User weiterreichen können.
Letztlich muss jeder selbst darüber entscheiden, ob beim Crowdsourcing der eigene Nutzen den erbrachten Aufwand aufwiegen kann. Oder ob der Dienst an der Community als Lohn ausreicht, um sich zu engagieren. Bei der Wikipedia und vielen Entwickler-Plattformen scheint das ja zu funktionieren. Es wird sich zeigen, ob das auch für AOL gilt.
Das Projekt ist übrigens heute offiziell in Großbritannien vorgestellt worden und über open.mapquest erreichbar.
(Marek Hoffmann)