Sonstiges

Windows 8: Geleakte Präsentation offenbart Details zu Features und Strategien

Ich weiß nicht genau, wie dieser Leak zustande gekommen ist. Fest steht wohl offenbar nur, dass es sich bei den Slides vom April dieses Jahres um kein Fake handelt. Sichtbar sind interne – „mit „Confidential“ und „Under NDA“ gelabelte – Informationen zum Microsofts neuem Betriebssystem Windows 8. Das behaupten zumindest einige Experten, die das besser einschätzen können als ich, und zu denen unter anderem Stephen Chapmen von Microsoft Kitchen zählt. Die streng vertraulichen Daten sollten eigentlich nur die engsten Kooperationspartner des Softwareherstellers zu Gesicht bekommen.

Wie die Infos dann aber unters Volk geraten konnten, ist noch nicht wirklich geklärt. Es scheint aber so, als sei Microsoft sehr viel daran gelegen, dieses Rätsel zu lösen. Der Blog von Francisco Martin, einer der ersten auf dem die Präsentation aufgetaucht war, ist von Microsoft mittlerweile abgeschaltet worden (wurde auf deren spaces.live.com gehostet, war also offenbar keine große Hürde). Desweiteren sind die Bluthunde aus Redmond offenbar auf der Fährte der Seite Win7Vista und Derek Goode von HP. Auf der genannten Website hatte ein User namens „DanielRemains“ die ursprünglichen XPS-Daten als PDF gepostet. Offenbar als Erster und mit der Absicht, die sich auf den Slides befindlichen Wasserzeichen zu eliminieren. Das ist ihm auch gelungen, bis auf eine Ausnahme, die er entweder übersehen hat oder mit Absicht drin gelassen hat. Keiner weiß es so genau. Jedenfalls enthielt dieses Wasserzeichen die Mail-Adresse des zuvor genannten HP-Mitarbeiters. Microsoft wird wohl nun versuchen herauszufinden, ob er die Infos geleakt hat oder ein Kollege oder…

Doch das erst einmal nur zum Hintergrund. Ich hatte ja in meinem Artikel über Microsofts – „Ad-serving machine“ – Windows Phone 7 geschrieben, dass sich der Softwarehersteller in bestimmten Dingen und Bereichen an Apple orientieren muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das haben sich die Redmonder offenbar in viel größeren Lettern auf die Fahne geschrieben, als ich jemals angenommen hätte. Ein Slide aus der Präsentation zeigt nämlich, dass man sich bei der Entwicklung von Windows 8 daran orientiert, „wie Apple es macht“:


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Bitte nicht falsch verstehen: Es ist nichts Verwerfliches daran, sich bei Apple etwas – aber hoffentlich nicht alles – abzugucken. Es überrascht halt nur ein wenig, wie intensiv man sich mit dem Konkurrenten auseinandergesetzt zu haben scheint. Dazu zähle ich auch den nachfolgende Designstudie oder Entwurf eines Prototypen, der offenbar mit Windows 8 auf den Markt kommen soll:

Und hier die dazu gehörenden Spezifikationen:

Bin mir ehrlich gesagt nicht so sicher, dass ein Touchdisplay an einem Monitor ergonomisch so vorteilhaft beziehungsweise die Bedienung so User-freundlich ist. Aber da lass ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Die Screen-Dimming-Funktion ist in meinen Augen auch Kokolores. Voice-Control und Gesichtserkennung hingegen könnten durchaus mittelfristig zum Standard werden:

Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass Informationen zu Windows 8 im Vorfeld durchsickern. Bereits im Januar dieses Jahres hatte der Microsoft-Mitarbeiters Chris Green eine Tabelle mit „Estimated Product Support Life Cycles“ einiger Microsoft-Produkte, darunter auch des künftigen Betriebsystems, auf seinem Blog “Chris Green’s Public Notepad” gepostet (die komplette Tabelle als .pdf ist immer noch verfügbar). Demnach sollte der Windows 7-Nachfolger schon im kommenden Jahr auf dem Markt erscheinen. Ob der Leak ein Versehen war oder Absicht, weiß niemand so genau. Fest steht nur, dass sich Green nach knapp sechs Jahren Betriebszugehörigkeit im selben Monat von Microsoft verabschiedete.

Auch die aktuell aufgetauchte Präsentation enthält eine Darstellung eines Produktzyklus‘, und zwar den von Windows 8:

Ich bin mir nicht sicher, wie lange die Entwickler in Redmond für das Coden brauchen. Wenn aber die Arbeiten, wie auf der Folie zu sehen, im Juni dieses Jahres beginnen, könnte eine Alpha-Version des neuen Betriebssystems möglicherweise tatsächlich schon im nächsten Jahr verfügbar sein. Dafür würde auch sprechen, dass Microsoft die als  „Major Release“ gekennzeichnete Einführung von Windows 8 für das Jahr 2012 ankündigt.

Eine ganze Menge weiterer Slides findet ihr auf den beiden oben bereits erwähnten Seiten. Ich möchte abschließend nun noch auf drei Punkte eingehen. Zum einen auf die wohl größte Veränderung, die die Folien ankündigen: den „Windows Store“:

In Ergänzung zum Windows Marketplace und augenscheinlich wieder in Anlehnung an Apple und deren Store-Modell soll es bei Microsofts Variante ebenfalls Apps für Endkunden und ein Betätigungsfeld für externe Entwickler geben. Da es sich hierbei um eine Präsentation zu Windows 8 handelt und mobile Geräte nicht explizit erwähnt werden, kann nur spekuliert werden, ob die Apps auch für sie nutzbar sein werden. Eine weitere Folie stärkt diese Vermutung aber, da von „jedem Windows 8-Gerät die Rede ist – ansonsten würde sich Microsoft auch nur selbst ausbremsen:

Der zweite Punkt hängt für mich mit dem ersten eng zusammen. Wenn ich nämlich in Bezug auf den Windows Store von der größten Veränderung spreche, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass ich alle anderen Infos der Präsentation als nicht so bahnbrechend empfinde. Und dem ist auch tatsächlich so. Windows 7 war nach der zu Recht ungeliebten Version Vista wie eine Offenbarung. Das belegen nicht nur die Verkaufszahlen, sondern auch Studien zur Kundenzufriedenheit. Das bedeutet, dass Microsoft ein echtes Highlight, ein überzeugendes Kaufargument mit Windows 8 ausliefern muss. In den Slides finde ich so etwas aber nicht. Dies kann drei Gründe haben: Zum ersten den, dass der Fokus bei der geleakten Präsentation auf andere Dinge gesetzt wurde. Unwahrscheinlich. Zum zweiten den, dass es trotz eines „Major Release“ keinen großen Sprung von Windows 7 auf Windows 8 geben wird. Auch eher unwahrscheinlich. Und zum dritten den, dass die Präsentation ein Fake ist. Wir werden es wohl früher oder später erfahren.

(Marek Hoffmann / Screenshots von Microsoft Kitchen)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

27 Kommentare

  • Diese iMac-Kopie ist schon wieder so oberhäßlich da fehlen einem die Worte.
    Dass der Screen so komisch nach hinten kippt ist auch ein Ergonomie-Disaster.

    Klar ist ein Prototyp, aber zeigt doch was für eine Frickelbude MS ist und bleibt.

  • Hm von dem wenigen was da wirklich darauf hervorgeht ließe sich das aber auch als Servicepack oder Featurepack oder wie auch immer unter Windows 7 realisieren. Dazu dann die passende Hardware und man ist einen Schritt näher bei Apple. Ich kann mir nicht vorstellen dass die Redmonder schon nächstes Jahr ein neues OS rausbringen (wollen), da vor allem BUsinesskunden erst im Laufe dieses oder nächsten Jahres von Windows XP wegwechseln werden und die nehmen grundsätzlich keine neue Software sondern eine die sich bereits etabliert hat. 2011 für ein Servicepack mit Zusatzfeatures und 2013 dann ein neues OS wäre für mich eher denkbar…

  • Für mich Riecht ein Windows 8 schon in 2 Jahren eher nach Anwerfen der Gelddruckmaschine.
    Da müsste MS schon gewaltige Neuerungen bringen damit der Anwender dieses Kaufen mag, ein paar Sec weniger Bootzeit oder ein Appstore reichen sicher nicht.

    Zudem ändert sich gerade der Markt hin eher zu Mobilen Geräten, was leistungsschwächere oder andere Hardware gegenüber einen Desktop PC bedeutet um möglichst lange Akkulaufzeiten zu Erzielen.
    Hierauf hat MS bisher noch keine befriedigende Antwort gefunden und die Zeit drängt will man dort nicht ins Hintertreffen geraten.
    Das klassische Windows wird wohl immer eher ein Desktop OS bleiben für eine extrem leistungsfähige Hardware zudem an der x86er Plattform Gebunden.
    Die Frage stellt sich aber zusehend werden diese Systeme außer im Prof – geschäftlichen Bereich noch eine Zukunft haben und damit auch Windows 8 oder 9?

    Bisher hat Windows im priv. Bereich neben seiner großen Verbreitung einen großen Vorteil, die DirectX Schnittstelle und damit ein quasi Monopol auf Computerspiele, was besonders die Jugend an Microsoft gebunden hatte und wer in seiner Jugend dort seine Computererfahrung gemacht hat bleibt MS auch meist später Treu.
    Durch mobile Geräte wird aber zusehens die freie „OpenGL“ Schnittstelle für Spielprogrammierer interessanter was eine große Gefahr für Windows darstellen kann, denn sollten neue Spiele auch auf anderen OS oder Plattformen laufen wäre dieser große Vorteil dahin.
    Im geschäftlichen Bereich sind ihre Office Anwendungen Standard und damit eine sichere Bank und werden es wohl sicher noch länger bleiben.

    Mit Apple und Google sind Microsoft auch 2 Gegenspieler erwachsen, wie man es sich vor 10 Jahren noch nicht Vorstellen konnte.
    Die Zukunft wird daher komplizierter werden und es reicht nicht mehr alle 3 Jahre lediglich ein neues Windows auf den Markt zu Werfen was der Verbraucher mangels Alternativen kaufen muss.

  • # #8 le mag [www] schrieb am 29.06.2010, 12:24:

    Windows muss nach Windows aussehen. Sonst kann ich mir ja gleich einen Mac kaufen.

    Du siehts auch wie Windows aus!

  • Oh mein Gott ist dieser Monitor hässlich…
    Zum Glück habe ich von beidem nichts, weder MS noch Apple…

  • „Bin mir ehrlich gesagt nicht so sicher, dass ein Touchdisplay an einem Monitor ergonomisch so vorteilhaft beziehungsweise die Bedienung so User-freundlich ist. Aber da lass ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Die Screen-Dimming-Funktion ist in meinen Augen auch Kokolores.“

    Käm das von Apple würde hier ein verbaler Orgasmus stattfinden.

  • @basic: Bei den Screenshots hab ich das Gefühl es handelt sich um eine neue Version von KDE oder Gnome…
    Überhaupt wundere ich mich dass es anscheinend das wichtigeste ist (egal ob apple, windows oder linux) , dass die Oberfläche hübsch ist.
    Für mich als Shell-Nutzerin ist das (irgendwie) nicht nachvollziehbar…

  • Ich finde es gut, das Microsoft auch mal bei den „Marktbegleitern“ abschaut. Nur hoffe ich, dass das ganze nicht auf eine eigene (zertifizierte und natürlich teure) Hardwareplatform von Microsoft hinauslaufen soll.

    Das wäre nach meinem Geschmack dann etwas zu viel Apfel in Redmond.

    @teena: Eine shell ist eine shell bleibt eine shell – und bunt läuft ja auch beim Apfel gu 😉

  • Nun ja, der Mensch ist und bleibt nun mal ein Augentier. Da schadet es wirklich nicht, wenn die Microsoft-Produkte sich mal ein ansprechendes Vorbild nehmen. Schon schade, dass die Optik trotzdem so hinkt.
    Hoffentlich wirds technisch wenigstens ein größerer Wurf!

  • Ich weiss nicht warum sich hier alle so aufregen..

    Für mich zeigt das alles unter anderem, wie stark es am Ende nur darum geht Geld zu verdienen. Marketingüberlegungen sind wichtiger als Funktionalität und Usability. Aber gut, das wusste ich vorher schon. Das Resultat war, dass ich mir den win7 RC kostenlos ein Jahr lang angeschaut habe, lange bevor es offiziell erschienen ist und ansonsten auf Linux setze. Mittlerweile gibt es da auch Ergonomie als Qualitätskriterium, wer also schnippende Fenster und Transparenz usw. will, kann das bei Apple, MS und Linux gleichermassen finden.

    Und zum Thema dieser Touchscreen-Studie:
    Ist ziemlich trivial, bei aktuellen Systemen ist die Tastatur auf dem Tisch, weil das eine ergonomische Position ist. Der Bildschirm ist genauso dort wo er ist, weil es am ergonomischsten ist.
    Wenn man allerdings Touchscreens verwendet, dann stellt sich schonmal die Frage, ob ich die Tastuatur noch brauche. Wenn ja, dann frage ich mich warum man nicht auch die Maus weiterverwendet, die wesentlich effizienter ist als ein Touchscreen.

    Ansonsten richtet sich die Neigung eines jeden Bildschirms nach seiner relativen Position zum Nutzer, ist er auf Kopfhöhe, so sollte er senkrecht sein und (falls er ein Touchscreen ist) nicht weiter als eine Oberarmlänge entfernt. Je weiter unten er sich befinden um so weiter muss er sich neigen in richtung waagerecht.
    Abgesehen davon wird wohl jeder zustimmen, dass sich ein touchscreen umso besser bedienen lässt, je waagerechter er ist, einfach weil das Gewicht der Arme, bzw. die Richtung dieser Gewichtskraft die Bedienung dann weniger stören.

    Und Dinge wie automatisches Dimmen, sei es aufgrund der Umgebungshelligkeit oder weil der PC merkt, dass niemand mehr davor sitzt, sind absolut sinnvoll, weil sie Energie sparen und die HCI viel natürlicher erscheinen lassen. Mal ganz zu schweigen von automatischer Computeranmeldung aufgrund von Gesichtserkennung, was ja wohl der Hammer ist, weil natürlicher geht es kaum. Naja, in einigen Jahren hat das eh jedes OS, und etwas später hat man dann sein „eigenes OS“ (wenn man das noch so nennen kann) auf jeder Hardware, die vernetzt ist. Egal wo du bist, die Kamera erkennt dich wenn du es willst, meldet dich an und du hast deinen „Desktop“ und alle deine Daten zur Verfügung. Mein Tip: Google, weil die kapiert haben, dass man nicht alles Closed Source machen muss um Geld zu verdienen, ich sag‘ nur Android.

    Ach was sage ich, man sollte Apple, MS und Google gleichermassen zerschlagen weil sie viel zu gross sind.. 😉

  • #18 Lars schrieb
    Ach was sage ich, man sollte Apple, MS und Google gleichermassen zerschlagen weil sie viel zu gross sind.. 😉

    Es würde nichts helfen denn es würde wohl wieder auf ein „Monopol Plattform“ hinauslaufen.
    Wie sich wohl auch der Mobil OS Markt zwischen Android und iPhonOS ( eventuell Windows ) Aufteilen wird. Ich bezweifle das da noch für sehr viel mehr Anbieter zukünftig Platz sein wird?
    Mehrere nicht Kompatible Betriebssysteme können auf einer Plattform vermutlich nicht Überleben, die Anwendungs Programmierer und auch die Nutzer werden immer zu dem OS tendieren was am meisten Verbreitung hat.
    Das gleiche Zubehör, Programm oder Treiber für mehrere OS zu Programmieren ist ein Kostenfaktor der eher Vermieden wird.

    #15 teena
    Auch bei Software gilt inzwischen der abgewandelte Spruch “ Das Auge kauft mit….“ , da immer weniger die angeblich so „komplizierten“ Vorgänge in einer Hardware Software verstehen können oder wollen, wird deren Optik halt als eine Art Ersatz Maßstab für Qualität genommen.
    Setze heut mal einen Nutzer vor eine Konsole in Linux oder das frühere DOS , mit der man zwar Besser und Effizienter Arbeiten kann aber Wissen benötigt was der heutige Nutzer nicht mehr Besitzt bzw. bereit ist sich Anzueignen 😉

  • @basic – und da merk ich gerade, dass ich vergessen hab zu schreiben: Ein OS sollte in erster Linie stabil sein und nicht toll fürs Auge. Die meisste Zeit guckt man ja eh „in“ die App und die sieht auf XPLeopard7KDEGnome eh immer gleich aus.

    Aber ja – klar: Auf die Optik kommts am Schluss an – Möglicherweise als Ersatzbefriedung statt Qualität – kann schon sein.
    – Ah, und auf die Bildschirmschoner.. äh, und das Visitenkartendruckprogramm.. ne halt, wir haben ja nicht mehr 1994…. Ja dann halt auf den Homepagebaukasten.
    Wie, keiner dabei? Den Scheiss kauf ich nicht mehr 😉

  • das ist sicher nur eine Designstudie, Microsoft wird wohl keinen Monitor/All-in-One rausbringen, bei dem man das Display nicht wenigstens kippen kann.

    Ich fänd es nicht schlecht, wenn das Zeitintervall zwischen den Major-Updates auf 2 Jahre verkürzen würden. Dafür sollten sie allerdings auch die Preise für die Update-Pakete deutlich reduzieren.
    Apple hat ja das letzte größere Update auch für 29€ rausgehauen – mit einem ähnlichen Preis könnte Microsoft ihre User auch endlich zum regelmäßigen Updaten erziehen.