Der Gründer des Business-Netzwerks XING und CEO des Finanzdienstleisters Cinco Capital GmbH, Lars Hinrichs, meldet sich mit einem neuen Projekt und einer Mission zurück: der Befreiung von Europas Top-Tech-Talenten. Damit wandelt er offenbar auf von den Samwer-Brüder vorgetrampelten Pfaden. Wie die Ikonen des Copycat-Tums mit ihrem „European Founders Fund“ setzt Hinrichs nämlich künftig gemeinsam mit anderen Unternehmern sein Wissen als (ehemaliger) Start-Upper, sein Geld und natürlich sein Vertrauen in IT-Neugründer.
Auf der neu gelaunchten Seite des Unternehmens mit dem etwas sperrig lautenden Namen Hack Fwd (sprich: Hack Forward) wird der Neu-Business-Angel Hinrichs etwas konkreter: „Wir sind erfahrene Tech-Unternehmer, die Europas leidenschaftlichsten Geeks unterstützen und in sie investieren wollen. Wir sind ein Pre-Seed-Investmentunternehmen, das großartigen Menschen die Möglichkeit bieten soll, ihre großartigen Ideen umzusetzen“. Die Forderungen an die Jungunternehmer sind aber auch klar formuliert: Ihre Produkte müssen ihnen am Herzen liegen, einen klaren Kundennutzen aufweisen, das Unternehmen soll progressiv sein und vor allen Dingen eines nicht sein: ein Copycat. Welch ein Glück. Ihr fragt euch immer noch, ob das eine Adresse sein könnte, die ihr mit eurem Start-Up ansteuern solltet? Möglicherweise findet ihr dann in dem folgenden Dreieinhalb-Minüter die Antwort, die ihr braucht:
Als ehemaliger Start-Upper kann ich zu dem Ansatz des Projekts nur beide Daumen nach oben heben. Den jungen Gründern die Möglichkeiten finanzieller und Know-how-basierter Natur zu bieten, in deren Genuss die Investoren bei ihren eigenen Gründungen nicht kamen, ist toll. Wer sollte nämlich besser einzuschätzen wissen als sie, wie man sich als Gründer fühlt und mit welchen Widrigkeiten es sich rumzuschlagen gilt. Auch die Umsetzung – volle Übernahme der (geschätzten) Kosten, die im Laufe eines Jahres anfallen – klingt durchdacht. So können sich der oder die Gründer voll und ganz auf ihr Projekt konzentrieren. Zumal auch die Bereiche, die meist nicht von den Kernkompetenzen des Gründers abgedeckt werden (etwa rechtliche Fragen), in die Zuständigkeit von Hack Fwd fallen.
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Ein Punkt dürfte das positive Gesamtbild aber trüben – zumindest aus der Sicht von Start-Uppern. Wenn ich es nämlich recht verstehe, können sie sich nicht direkt mit einem Business-Plan an Hinrichs und Co. wenden, sondern müssen über eine Empfehlung an sie herantreten. Dieser Filter ist natürlich aus Sicht der Business Angel nachvollziehbar, da sie dadurch zum einen nicht einer Flut an – zumeist wohl minderwertigen – Business-Plänen ausgesetzt sein werden. Und zum anderen eine Art Vor-Prüfung der Idee durch einen Dritten stattfindet, bevor sie an Hack Fwd herangetragen wird.
Zuletzt muss noch auf einen Aspekt hingewiesen werden, der in diesem Kontext immer beachtet werden muss und somit nicht nur auf Hack Fwd zutrifft. Jeder Investor, sei es Business Angel oder ein Venture Capitalist, schielt mit einem Auge auf die Maximierung seines Profits und mit dem anderen auf seine Exit-Strategie. Auch wenn Hinrichs mit seinen Partnern einen in der Branche eher geringen Anteil am Jung-Unternehmen an sich reißen (27 Prozent), so werden sie nie aus den Augen verlieren, dass sie darin ihr Kapital investiert haben, das sie irgendwann zurückhaben wollen. Und im schlimmsten Fall ergeht es euch so, wie Tony Hsieh, dem Gründer von Zappos.
Wer dieses Risiko eingehen will, sollte sich auf jeden Fall bei Hack Fwd mal umschauen. Dort findet sich auch eine sehr interessante, wenngleich auf den ersten Blick etwas verwirrende Infografik (Teaser-Bild zeigt einen Ausschnitt) dazu, wie Hinrichs und seine Partner sich ihr Engagement in ein Start-Up vorstellen.
(Marek Hoffmann)