Mit dem Fortschreiten der technischen Entwicklungen und Möglichkeiten, verwandeln sich Handys und Smartphones immer mehr zu kleinen Tausendsassern. Ihre Fülle an Features ist enorm, die Anwendungs- oder Einsatzbereiche erweitern sich zusehends. Das belegen auch die mehr oder weniger überzeugenden Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, in der die Gadgets selbst als Konkurrenz zu Giftgas-Spürhunden, Alternativen zu Zimmer-Schlüsseln oder Marketing-Booster Verwendung finden. Seit einem Hype vor etwa drei bis vier Jahren ist aber ein Markt weitestgehend unerschlossen geblieben, der weder unlukrativ wäre noch die Mobiltelefon-Hersteller vom technischen Standpunkt betrachtet vor unlösbare Probleme stellen würde. Die Rede ist vom Handy-TV.
Das scheint in Asien völlig anders zu sein. Wie die New York Times am Sonntag berichtete, sind über Broadcastnetze ausgestrahlte Fernsehsendungen für Mobiltelefone in Süd-Korea bereits seit über fünf Jahren eine Selbstverständlichkeit. Den Angaben der Betreiber zufolge, nutzen 27 Millionen Einwohner das Angebot regelmäßig, was über der Hälfte der Bevölkerung und damit zugleich dem weltweit größten Marktanteil entspricht. Langsam ziehen aber auch Länder wie China, Südost-Asien, Indien, Afrika oder Lateinamerika nach und mittlerweile verfügen dort zusammengenommen bereits 80 Millionen Menschen über Mobiltelefone, die entsprechende Sendungen empfangen können. Und geschätzte 40 Millionen werden dieses Jahr selbige auf ihren Mäusekinos genießen. Nur in Europa und den USA wollte der Funke bislang noch nicht so recht überspringen.
So stellt in Österreich die Mobilkom Austria ihre Bemühungen, das Fernsehen per DVB-H (Digital Video Broadcasting – Handheld) aufs Mobiltelefon zu bringen, zum Jahresende ein. Und hierzulande ist mir bewusst nur das Unternehmen Mobiles Fernsehen Deutschland (MFD) bekannt, das mit seinem mobilen Fernsehdienst Watcha 2008 baden ging, weil es auf das DMB– und die EU auf das konkurrierende Verfahren DVB-H setzte. Neben diesen verschiedenen Standards spielen aber auch die Abwehr der Mobilfunk-Betreiber sowie rechtliche Aspekte im Hinblick auf die Lizenzsituation für die angebotenen Fernsehinhalte ausschlaggebende Rollen, warum es in besagten Ländern beim Mobile-TV bisher hackte. Und damit es voran geht, müssten die Telcos, die Content-Anbieter und die Broadcaster einen gemeinsamen Konsens finden.
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Vor allem Erstgenannte, die über die in Mobiltelefonen enthaltene Technik (fürs Mobile-TV sind ein spezieller Chip und eine Antenne vonnöten) nicht selten mitentscheiden und faktisch den Verkauf von (an ein bestimmtes Netz geknüpften) Mobiltelefonen bestimmen. Sie müssen überzeugt werden, warum sie einen Dienst „gestatten“ sollten, der ihnen keinen Umsatz generiert. Denn zum einen sind die DVB-H-Fernsehsendungen kostenfrei weil werbefinanziert, zum anderen nutzen die Anbieter ihre eigenen Rundfunknetze zur Ausstrahlung.
Eine Einigung der anderen beiden Parteien scheint sich zumindest in den USA nun aber anzubahnen. Dort haben sich im vergangenen Monat ein Dutzend Broadcaster und Content-Anbieter – unter ihnen Fox und NBC – darauf verständigt, im Rahmen eines Joint Venture Mobile-TV anzubieten. Wann es allerdings so weit sein wird, steht noch in den Sternen. Immerhin, ein erster Schritt ist getan. Und ein halber dazu, denn mit ihm Boot sitzen Samsung und Sprint. Die Süd-Koreaner werden im Auftrag des Mobilfunk-Riesen für den US-Markt ein Smartphone mit einem entsprechenden Chip ausstatten, der den Empfang des amerikanischen ATSC-M/H-Standards für mobiles Fernsehen ermöglicht. Zudem hat Sprint gemeinsam mit neun Sendern erst vor einer Woche eine vier Monate währenden Testlauf mit Mobile-TV in einer ausgesuchten Region begonnen.
Sollte sich das Projekt als fruchtbar für alle Parteien erweisen, ist es gut möglich, dass auch hierzulande die Beteiligten sich unter ähnlichen Konditionen einig werden. Wäre nicht das erste Mal, dass man sich hier etwas bei den Kollegen über dem großen Teich abschaut. Und eine Weiche für Europa ist auch schon gestellt: Ein entsprechendes Samsung-Gerät mit DVB-H-Chip soll auch für Europa in Planung sein. Mit welchem Anbieter man allerdings hierbei bereits kooperiert oder das noch plant, ist allerdings nicht klar.
(Marek Hoffmann)