Vollmundig verkündet man es im eigenen Logo: mp3flat.com is back! Könnt ihr euch noch erinnern? 2007 sorgte das Portal für einigen Wirbel, denn ebenso wie einige andere Anbieter (z.B. Flatster) hat man einige rechtliche Hürden geschickt umschifft und uns Usern kostenlose MP3-Dateien angeboten, mit denen wir eben nicht haarscharf am Rande der Legalität tapsen, sondern uns entspannt zurücklehnen durften – während die Songs scharenweise den Weg auf unsere Festplatten fanden.
Der Trick an der Geschichte war der, dass man seinen Nutzern ein Tool angeboten hat, mit denen sie (legale) Radiomitschnitte erstellen konnten. Das war so komfortabel, dass man nur seine gewünschten Songs angeben und warten musste, bis das gewünschte Lied auf einem der vom Anbieter getrackten Sender gespielt wurde.
Dem Recht auf Privatkopien sei Dank durfte man sich diese Songs also auf die Festplatten schaufeln, was logischerweise die GEMA auf den Plan rief. Während die Konkurrenz nämlich wirklich die gewünschten Songs jeweils nach Bedarf mitgeschnitten hat, bunkerten die Jungs von mp3flat.com stattdessen die kompletten Tracks von den überwachten Radiosendern und stellte sie dann hinterher den Usern zur Verfügung. Da der Mitschnitt nur legal ist, wenn er manuell vom Nutzer erstellt wird und nicht automatisiert, sah die GEMA dort die Chance anzusetzen und nutzte sie auch schließlich.
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Während mp3.flat.com nämlich selbst den Dialog zur GEMA gesucht hat, um gemeinsam ein Ertragsmodell zu erarbeiten, von dem beide Seiten profitieren konnten, hat die Verwertungsgesellschaft zwischenzeitlich eine einstweilige Verfügung erwirkt und außer einer Abmahnung zogen die Verhandlungen auch die Abschaltung der Seite nach sich.
Rache ist süß
Die Abschaltung 2007 war nur aus einem einzigen Grund möglich: Die Verantwortlichen waren greifbar, weil das Angebot in Deutschland gehostet wurde. Jetzt ist mp3flat.com wieder zurück und – wer hätte es gedacht – natürlich nicht aus Deutschland. Wenn wir einen Blick auf die Seite werfen, fallen uns direkt ein paar Unterschiede auf, aber vergleicht doch selbst.
So sah die Seite seinerzeit in 2007 aus:
Nach der Metamorphose erwartet uns nun diese Seite:
Erkennt Ihr den signifikantesten Unterschied (nein, ich meine nicht das vorherrschende Bonbon-Rosa)? Die Seite sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als andere zeitgenössische Download-Seiten. Nur ein Kleinigkeit fehlt im Vergleich zu Amazon, musicload und Co: Der Preis des Downloads!
Logischerweise, denn das Angebot ist nach wie vor kostenlos für die Nutzer. Es gibt keine Werbung mehr, keinen Login-Bereich und keine virtuelle Festplatte wie 2007. Stattdessen gibt es die Top 20 – wahlweise aus Deutschland, Frankreich, Spanien oder den Vereinigten Staaten – und die Top 20 der meist-geladenen Songs.
Wieder gibt sich mp3flat.com denkbar unschuldig – schließlich hostet man selbst keine Dateien und lädt auch andernorts keine hoch. mp3flat.com versteht sich als eine Art Suchmaschine, die lediglich auf die Dateien verlinkt. Na ja – eigentlich kokettiert man schon ziemlich offen mit der Illegalität des eigenen Angebotes:
Wir möchten zeigen, dass es auch auf andere Art und Weise geht, und zwar völlig anonym aufzutreten, ohne dass uns überhaupt jemand etwas anhaben kann. Wir möchten damit den unfähigen und von Lobbyisten geschwängerten Richtern in Deutschland klar machen, dass sie die Gesetze anders interpretieren sollen.
Stimmt – die Jungs treten nun denkbar anonym auf. Kein Impressum und der Standort des Servers ist auch verschleiert. Das verdankt man den Diensten von CB3ROB, die auch bei ThePirateBay erfolgreich tätig waren.
Ohne hier irgend jemanden auffordern zu wollen, illegale Angebote zu nutzen: Komplett unsympathisch finde ich das Auftreten der mp3flat-Macher nun wirklich nicht. Seinerzeit wollte man – statt einfach nur eine rechtliche Grauzone auszunutzen – die GEMA mit ins Boot holen und hat dafür übel eins vor den Bug bekommen. Heute also können wir die Antwort sehen, während sich die GEMA wieder einmal die Narrenkappe selbst aufgesetzt hat.
Wird es jemals möglich sein, dass die Kreativwirtschaft und der Rest der Welt zur Abwechslung mal am gleichen Strang zieht – und zwar nicht an verschiedenen Enden?
(Carsten Drees)