Sonstiges

Microsofts 'Mobile Tagging': Strichcode als Marketing-Booster und Kunden-Goody

„Wir können uns heute eine Welt vorstellen, in der materielle Gegenstände ein Tor zu einer Welt mit digitalem Content und Engagement darstellen: Scan ein Produkt in einer Zeitung, erhalte ein personalisiertes Angebot, kaufe es auf der Stelle oder erhalte eine Wegbeschreibung zu einem Geschäft, wo du es später kaufen kannst“. Oder: „Scan ein Poster für ein Theaterstück, schau dir eine Preview der Aufführung an, lad Freunde ein und kauf die Tickets“. So stellt sich Microsofts Aaron Getz auf seinem Blog die Welt mit der vom Software-Riesen entwickelten Mobile-Tagging-Technologie vor. Bereits vor etwa eineinhalb Jahren hatte Microsoft sein Projekt gelauncht, bei dem spezielle Barcodes mittels eines Smartphones ausgelesen werden und User dann über das Internet auf Seiten mit zusätzlichen Informationen zu dem getaggten Produkt führen. Ich hatte im Februar dieses Jahres bereits über dieses Mobile Tagging berichtet (dort könnt ihr auch nachlesen, wie die Technologie funktioniert und wie und wo ihr euch die Tags selbst erstellen könnt), am gestrigen Donnerstag hat Microsoft es nun offiziell gelauncht, so dass es ab sofort für jeden frei und kostenlos zugänglich ist.

Die Frage ist nur, ob sich irgendjemand für diese Technologie wirklich ernsthaft interessiert? Auch wenn Microsoft behauptet, dass bereits über eine Milliarde Tags von Privatpersonen und Unternehmen auf der ganzen Welt erstellt wurden, so bedeutet das für sich genommen zunächst einmal nicht viel. Interessanter wäre es zu erfahren, von welchen Firmen und zu welchem Zweck die Tags eingesetzt werden. Wenn nämlich jede Dose Cola einen solchen zusätzlichen Barcode enthält, ist die genannte Zahl schnell erreicht.

Damit will ich nicht sagen, dass die Technik nichts taugt. Für Unternehmen kann sie im Gegenteil ein Kanal sein, über den sie Kunden für sich gewinnen können. Entweder, indem sie ihm über die Tags exklusive Informationen zur Verfügung stellen, die er über keinen anderen Weg erhalten könnte. Oder über spezielle Boni, die er beim Kauf über das Tag erhält. Dieser Weg wäre zudem sehr günstig, da Microsoft die Erstellung der Tags kostenfrei anbietet und ein Gr0ßteil der (zahlungskräftigen) Bevölkerung mittlerweile ein internetfähiges Mobiltelefon besitzt. Zudem bietet die Technologie auch die Möglichkeit – etwa in Verbindung mit einem Geolocation– und einer Art Behavioral Targeting-System – mehr über die Kaufgewohnheiten seiner Kunden herauszufinden.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media und PR Specialist (m/w/d)
BeA GmbH in Ahrensburg
Social Media Manager B2B (m/w/d)
WM SE in Osnabrück

Alle Stellenanzeigen


Die Frage zielt vielmehr darauf ab, ob die Unternehmen dieses Potenzial erkennen, für sich zu nutzen wissen und – vor allem – ob der Kunde dabei mitspielt? Die oben genannten Vorteile kann er natürlich bis zu einem gewissen Grad auch für sich nutzen: So könnte er etwa über Produkte, deren Verpackungen eine zu kleine Fläche für Zusatzinformationen aufweisen oder solche, auf denen aus anderen Gründen keine zu finden sind (etwa auf Kino-Postern, Gebäuden, Sehenswürdigkeiten, selbst Orts- oder Hinweisschildern), ganz easy mehr erfahren.

Eigentlich spricht nichts gegen den Erfolg von Mobile Tagging – sowohl auf Unternehmens- als auch Kundenseite. Das einzige Problem, dass Microsoft aber haben könnte, ist das, dass die Technik bald veraltet beziehungsweise von einer anderen abgelöst werden könnte. Nämlich der Augmented Reality. Hierbei müsste der Kunde nämlich nicht mehr nach einem Tag suchen, sondern könnte einfach sein Mobiltelefon in die entsprechende Richtung halten und alle gewünschten Infos flattern ihm über sein Display entgegen. Was meint ihr dazu?

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Ich kannte das System mit den Bar Codes bisher vor allem von Bushaltestellen und für Touristeninformationen… Die Stadt Potsdam zum Beispiel setzt das ein. Kann mir gut vorstellen, dass man viele Informationen auf Produktverpackungen wie Gewinnspiele, Rabattaktionen etc. mit den Codes machen kann. Schauen wir mal, was uns die Zukunft bringt!

  • Also: Ich habe gleich mal ein „Ta“g für meine Visitenkarte erstellt. Hat keine 10 Minuten gedauert und ist für denjenigen, der sonst meine Kontaktdaten händisch ins Telefon tippen musste, super praktisch. Er hält einfach wann immer er mag sein Smartphone drüber und – schwupps – fertig.

    Wie genau ich das nun mit Deiner erwähnten „Augmented Reality“ hätte machen sollen, musst Du mir noch mal erklären, Marek.

  • Was mich freut: Der Scan ist superschnell! Im Gegensatz zu QR, wo es manchmal echt lange dauert bis der Tag erkannt wird, geht das hier ruckzuck… (getestet mit der iphone app)

  • Allerdings ist mir noch nicht ganz klar, was der Vorteil des Microsoft Systems zum ja schon ein bisschen etablierteren QR Code ist. Die Scangeschwindigkeit für den QR (den #3 bemängelt) hat mit der Scananwendung und der Hardware zu tun, auf meinem Android Handy geht das ganz fix.
    Bin ich schon paranoid oder ist das schon wieder ein Versuch, eine etablierte offene Technologie (den QR Code) durch ein von Microsoft kontrolliertes System zu ersetzen?
    Ich stimme dir übrigens zu, Marek, dass mobiles Tagging ein großes Ding wird. Da hatte ja Google schon mit den „Favorite Places“ und Maps angefangen (http://bit.ly/6JTGC3).

  • Kann meinem Vorposter nur zustimmen.
    Es gibt doch schon die etablierten offenen QR-Codes, was will ich mit nem geschlossenen MS-System, das exakt das selbe tut?

  • Ganz meiner Meinung QR reicht eigentlich völlig.
    Die Frage ob die Technologie wirklich jemanden interessiert stelle ich mir aber auch nach wie vor. Ob ich nun von jedem Artikel den ich kaufe noch weitere Zusatzinformationen brauche??? Vorteil auf Unternehmensseite sind natürlich Informationen über Kaufgewohnheiten bzw. Interessen, sogar das tägliche Befinden würde somit etwas transparenter, wenn jemand z.B. wieder anfängt zu rauchen etc.

  • Hi,
    hier gibt es noch viel mehr Informationen über QR-Code, die nicht proprietären 2D Barcodes, die m.E. auch in Deutschland schon längst etabliert sind.
    http://www.tagmotion.de

    Das Scannen dieser Codes bereitet eigentlich überhaupt keine Schwierigkeiten. Daher gibt es aus meiner Sicht keinen Grund, sich auf MS eigene Technik einzulassen.

    Viele Grüße, Stefan

  • Ich find die Firmenpolitik von MicroScheiß wirklich jämmerlich. Anstatt freie Systeme zu fördern, werden deren Ideen kopiert und als ach so neu und toll verkauft, nur um hintenrum wieder deren propriäteren Mist zu festigen.

    Ich habe bisher nur einmal die QR Codes genutzt, dies bei der Entschlüsselung von Hinweisen für einen Geocache 😉 ich kann mir aber durchaus gute Verwendungsmöglichkeiten vorstellen.

  • mmhhh ich bezweifle auch wie meine vorposter ob sich microsoft damit einen gefallen tut. die QR-technik ist okay aber sicherlich nicht DAS worauf die welt gewartet hat.

    microsoft sollte mal langsam ne klare zielsetzung auf die beine stellen und sich nicht imer auf vielle kleine projekte stürzen die dann floppen