Mitte dieses Monats fand in Leipzig die Weltleitmesse Orthopädie + Reha-Technik 2010 (ISPO) statt. Dort stellte das britische Unternehmen RSLSteeper die neue Generation voll beweglicher, myoelektrischer Hände – „Bebionic“ – vor. Was irgendwie ein wenig unheimlich klingt, könnte ein Segen für viele Menschen sein, die beispielsweise durch einen Unfall mit dem Verlust ihrer naturgegebenen „Greifwerkzeuge“ leben müssen. Bei besagten Händen handelt es sich nämlich um High-Tech-Prothesen. „Myo“ leitet sich dabei vom griechischen Begriff „mys“ ab, der Muskel bedeutet. Und mit „myo-elektrisch“ werden Systeme bezeichnet, die elektrisch angetrieben und über Muskelsignale gesteuert werden. Dabei machen sich die Hersteller den Umstand zunutze, dass bei jeder Muskelkontraktion eine elektrische Spannung entsteht.
Das Besondere an der „Bebionic“-Hand ist nun, dass sie nicht nur leichter sein soll, als Konkurrenzprodukte. Ihre Funktionen – etwa die Geschwindigkeit, Greifkraft oder Griffmuster – kann benutzerdefiniert programmiert und mittels entsprechender Software und Wireless-Technologie individuell angepasst werden. Für Letztgenanntes wurde die Hand speziell mit einem WLAN-Chip ausgestattet. Wie präzise diese Hand arbeitet und in welchen Alltagssituationen sie von größtem Nutzen sein kann, wird in dem nachfolgenden Video vorgeführt:
Während sich RSLSteeper in diesem Video noch dezent zurückhält, den Nutzen seines Werkzeugs in den Vordergrund stellt und ein Zielpublikum zumindest erahnt werden kann, irritiert das „gepimpte“ Pendant doch etwas. Es wirkt, als handele es sich um einen Teaser für ein Terminator-Remake oder einen Ausschnitt aus einem Kraftwerk-Musikvideo. Seht selbst:
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Na gut, ich gebe es zu: Ich finde das zweite Video interessanter. Dies wird denjenigen Menschen, die auf die Hilfe solcher Prothesen angewiesen sind, sicherlich völlig egal sein. Interessanter dürfte für sie da schon der Umstand sein, dass die „Bebionic“-Hand das laut Hersteller weltweit erste motorgetriebene Handgelenk aufweist. Hierdurch wird nicht nur eine Rotation, sondern auch Flexion beziehungsweise Extension der Hand ermöglicht.
Einen besonderen Fokus hat RSLSteeper neben der Technologie auch auf das Design der Hand gelegt. So ist die „Bebionic“-Hand mit einer besonderen Silikon-Hülle überzogen, die der menschlichen Haut sehr ähnlich sieht und dadurch für Außenstehende nicht sofort als Prothese zu Erkennen ist. Zudem kann der Betroffene aus einer Palette von 19 verschiedenen Hauttönen auswählen. Wie schon an der einen oder anderen Stelle erwähnt: Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, dass technische Errungenschaften (auch) dazu eingesetzt werden, körperlich und geistig beeinträchtigten Mitmenschen ihren Alltag zu erleichtern.
Verfügbar sollen die Prothesen-Hände übrigens ab kommenden Monat sein. Über die Preise konnte ich aber leider nichts in Erfahrung bringen.
(Marek Hoffmann / Foto: Akihabaranews)