Der „Congressional International Anti-Piracy Caucus“ hat am gestrigen Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Washington die „2010 International Piracy Watch List“ präsentiert. Die Gruppe von US-Politikern, die sich weltweit gegen Copyright-Verletzungen bei von US-Firmen hergestellten Produkten einsetzt, führt darin jene Staaten auf, in denen „Copyright-Piraterie ein alarmierendes Level erreicht hat, das die Vereinigten Staaten Milliarden kostet.“ An der Spitze der Liste stehen China und Russland, was vermutlich die wenigsten überraschen dürfte. Dann aber auch Kanada, Spanien und Mexiko. Die Begründung für diesen zweifelhaften Ruhm sehen die verantwortlichen Politiker in dem „Ausmaß und der Tiefe der Piraterie-Probleme“, die in den Ländern herrschen. Und darin, dass „sie keinerlei Maßnahmen ergriffen haben, um dem Problem zu begegnen“ beziehungsweise keine wesentlichen Fortschritte in ihren diesbezüglichen Bemühungen vorweisen können. Der Ausschuss veröffentlicht die Liste mit Ländern mit vermeintlich schwachen Copyright-Schutzmaßnahmen bereits seit seiner Gründung im Jahr 2003.
Zum ersten Mal wurde aber auch eine Liste mit gefährlichen Websites erstellt. Und auf diese Liste hat es prompt auch Deutschland geschafft. Der US-Kongress hat im Zuge dessen nämlich auch auf jene Länder im Visier, in denen Hoster ihrem – nach Auffassung des Kongresses illegalem -Treiben frönen. Und da steht Deutschland wegen RapidShare ebenso im Fadenkreuz der Cyber-Police wie Schweden wegen The Pirate Bay, China wegen Baidu, Kanada wegen IsoHunt, Luxemburg wegen RMX4U und die Ukraine wegen mp3fiesta. Laut Congressional International Anti-Piracy Caucus gehören diese Seiten zu den am häufigsten besuchten in der Welt und deswegen gelte ihnen allerhöchste Priorität bei der Bekämpfung von Copyright-Verletzungen.
So ein bißchen kann man die USA ja verstehen. Immerhin gehören sie zu den Ländern mit dem größten Export-Umfang an copyright-geschützten Produkten wie etwa Filmen, Musik oder Software. Aber dann gleich wieder einen auf Achse-des-Bösen zu machen, ist dann doch irgendwie…typisch.
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Ob die Listenplatzierung nun aber die deutsch-amerikanischen Beziehungen maßgeblich beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin hat das Oberlandesgericht Düsseldorf zu Beginn dieses Monats in einem Urteil (I-20 U 166/09)festgestellt, dass der Schweizer One-Klick-Hoster für das Filesharing seiner Kunden nicht haftbar gemacht werden könne. Dies läge zum einen daran, dass RapidShare nicht der Urheber der „Vervielfältigungen“ sei und zum anderen würde das Unternehmen die kopierten Filme auch nicht auf einer öffentlichen Plattform zur Verfügung stellen. Tja, und wo zwei Staaten unterschiedliche Rechtsauffassungen haben, da freut sich RapidShare… Wie ToMi gerade in den Kommentaren richtig hinweist, hat RapidShare eine ähnliche Klage auch in den USA zu eigenen Gunsten entscheiden können. Good Old Germany dürfte demnach bald wieder von der Liste gestrichen werden… – oder die USA kommen da jetzt auch drauf, weil sie offenbar ebenfalls zu wenig gegen den Hoster machen, sprich: die Richter zu wenig unternommen haben, um ihn zu verurteilen.
Nachtrag: Soeben hat mich ein Sprecher der Presseagentur von RapidShare angeschrieben und mir unter anderem mitgeteilt, dass ein Statement zur Nennung in der US-Liste alsbald herausgegeben wird.
(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: Dawvon)
Ja klar, Milliarden… Ich lach mich kaputt.
Warum steht da eigentlich vom Umfang her nicht auch USA drauf?
Ich gehe mal davon aus das die immer noch am meisten selbst illigal downloaden. Ich glaub nämlich eher weniger das die selbst alles legal Kaufen…
Eine kleine Korrektur für euch:
Rapidshare wurde in den USA freigesprochen. Daher wird der Teil mit den Rechtsauffassungen wohl nicht ganz stimmen.
Link:
http://gulli.com/news/rapidshare-ag-prozess-gegen-perfect-10-gewonnen-2010-05-20
@ToMi: Danke dir. Fragt sich dann ja wohl, was Deutschland dann noch auf der Liste zu suchen hat? Offenbar sind sich die Richter in beiden Ländern dann doch einig.
Überhaupt: Warum kommt Deutschland wegen eines Schweizer Filehosters auf die Liste?
Wenn es danach geht, woher die Rapidshare-User kommen, müsste praktisch die ganze Welt inklusive den USA selber drauf.
Wenn jetzt auch noch die US-Richter Rapidshare in welcher Form auch immer freisprechen, ist es erst recht unverständlich.
Die Amerikaner sollten sich an die eigene Nase fassen und – wenn überhaupt – die Schweizer auf diese Liste setzen und nicht die Deutschen 😉
Deutschland, Schweiz… So genau nehmen die Amis das wohl nicht.
http://img63.imageshack.us/img63/1719/29820215673e54012fab.jpg
@paulthecook: 😀
Schweiz = Deutschland … Da fällt mir glatt der Kachelmann ein.
Seit der im Knast sitzt ist das Wetter schlecht.
“sie keinerlei Maßnahmen ergriffen haben, um dem Problem zu begegnen”
Probleme sind was anderes , keinen Staat juckt es ob die Musik/Spiele/etc. Firma evt. ne Millionen mehr hätte einfahren können. Wir haben, auch andere Länder , ganz andere Probleme und gaaanz andere Firmen die einen viel wichtigeren Einfluss auf die Politik haben.
Piraterie gibt es überall und so lange es Menschen gibt, die für ihre Softwares und Filme nicht zahlen können, wird es sie auch weiterhin geben. Was werden schon die Amerikaner dagegen tun?
Nichts: http://compare-network-monitoring-tools.com/it-is-the-opinion-of-us-and-our-lawyers.jpg
Ach, was interessieren mich irgendwelche Politker aus der USA mit deren Listen. was können die den tun?
[…] Sehr interessanter Artikel zur Internetpiraterie bei BasicThinking: https://www.basicthinking.de/blog/2010/05/20/deutschland-landet-wegen-rapidshare-auf-der-internationa… […]
Ach na sowas? „unsere“ Piraterie kostet „die“ milliarden?
Abgesehen davon dass der satz schonmal lächerlich ist:
Wer rechnet denn zusammen, was die Welt deren Patentwahn kostet??
sehr schöner artikel auf techdirt zum thema:
http://techdirt.com/articles/20100519/1615409495.shtml
@filtercake: Hast Recht.
Da kann man als Deutscher endlich mal wieder mit Recht stolz auf etwas sein, was sein Land erreicht hat.
Ist natürlich immer einfach mit den Finger auf andere zu Zeigen, dann kann man von den Problemen im eigenen Land ablenken. Ich frage mich wirklich wie Kanada und Spanien, das Copyright so verletzen konnten, dass Sie soweit oben stehen oder geht es einfach nur um die alte Rivalität in Nordamerika.
Zu Rapidshare Schweiz=Deutschland? Ich sage wenn wir den Amis das GPS lahmlegen, würden die nirgendwo ankommen.
Arrrrrr! Überall Piraten hier! 😀
Probleme sind was anderes , keinen Staat juckt es ob die Musik/Spiele/etc. Firma evt. ne Millionen mehr hätte einfahren können. Wir haben, auch andere Länder , ganz andere Probleme und gaaanz andere Firmen die einen viel wichtigeren Einfluss auf die Politik haben.
Arrrrrrrrrrrr!
Die möchten doch nur wieder ein bisschen Aufmerksamkeit haben…so im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen…
Und wie gesagt, mal auf das Statement von RapidShare warten…
Denkt man also in der Musikindustrie immernoch, das ein Verbot dazu führt, das Millionen von Menschen plötzlich all ihr Geld in gekaufte Musik investieren ?
Piraterie betreiben die, die es sich nicht leisten können, oder es sich nicht leisten wollen- so wie ich.
Würden sie Verbote durchsetzen, würde niemand ihre Musik finden, weil sie den Anschluss im Netz nicht nur verpennt haben, sie kommen nicht mehr hinterher und schlagen um sich, gääähn… die alte Masche…(einschlaf…)
Piraterie ist nötig, damit die Industrie überhaupt was verkauft/ verdient.
Piraterie ist ihre beste Werbung!
Jetzt gibt`s dann wohl bald INTERNET TERRORISMUS?
Seien wir doch ehrlich: überall wird illegal heruntergeladen. Und Hand aufs Herz, wer hat es noch nie getan? Ich denke, da muss jeder zugeben, dass er illegele Software/Musik in seinen „Händen“ hatte…
Laut Congressional International Anti-Piracy Caucus gehören diese Seiten zu den am häufigsten besuchten in der Welt und deswegen gelte ihnen allerhöchste Priorität bei der Bekämpfung von Copyright-Verletzungen.