Eine aktuelle Studie zum Thema Mobil- und Schnurlostelefon dürfte noch gehörig für Zündstoff und Diskussionen sorgen – und zwar aus drei Gründen. Zum einen wegen ihres Ergebnisses, wenn man das Resultat der Untersuchung denn so nennen kann. Dieses besagt nämlich, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass die Nutzung von Handys das Risiko erhöhe, an einem Gehirntumor zu erkranken. In einem Zusatz heißt es allerdings, dass diese Ergebnisse nicht definitiv seien und: „Die möglichen Auswirkungen einer langfristigen und starken Nutzung von Mobiltelefonen erfordern weitere Untersuchungen“. In anderen Worten bedeutet das nichts anderes, als dass sich die Verantwortlichen der sogenannten „Interphone“-Studie, die von der International Agency for Research on Cancer (IARC) koordiniert wurde, nicht sicher sind. Soweit bleibt also alles beim Alten und die Studie kann genauso kontrovers diskutiert werden, wie ähnliche zum gleichen Thema zuvor.
Dies liegt auch an der Methodik, die im Rahmen der Studie verwendet wurde – womit wir beim zweiten der drei oben angesprochenen Gründe wären. Im Rahmen der etwa zehn Jahre dauernden Studie wurden an 16 Orten in 13 Ländern 5190 Patienten zu ihrem Handy-Gebrauch befragt, die entweder an einem Gliom oder Meningeom litten. Sie sollten dabei unter anderem aus dem Gedächtnis angeben, wie lange sie ihr Handy besaßen, wie lange sie mit ihm pro Monat telefonierten, wie viele Telefonate sie pro Monat führten und an welchem Ohr sie ihr Mobiltelefon in der Regel hielten, bevor der Tumor bei ihnen diagnostiziert wurde. Kritiker kommen hierbei aus dem Monieren gar nicht mehr heraus.
So sei die Beschränkung auf nur zwei Tumor-Arten nicht akzeptabel. Zudem handele es sich bei den Studienteilnehmern ausnahmslos um Erwachsene, Kinder und Jugendliche seien gar nicht berücksichtigt worden. In Anbetracht der Popularität von Handys gerade in diesen beiden Gruppen sei dies eine nicht nachvollziehbare Be- beziehungsweise Einschränkung, die der Studie zugrunde gelegt wurde. Darüber hinaus sei die Kontrollgruppe sehr unorthodox ausgesucht worden.
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So wurden nicht, wie man erwarten sollte, Handy-User mit jenen Menschen verglichen, die keines nutzten. Vielmehr seien Personen, die ihr Mobiltelefon seltener als ein Mal pro Woche verwendeten mit jenen in Beziehung gesetzt worden, dies es häufiger als einmal taten. Und auch die Definition von „regelmäßiger Gebrauch“ sei nicht akzeptabel. Demnach fällt ein Nutzer in diese Gruppe, wenn er mindestens ein halbes Jahr lang ein Gespräch pro Woche über sein Handy führte. Das ist ein nicht erst aus heutiger Sicht sehr geringer Wert für einen regelmäßigen Handygebrauch.
Der letzte Grund dürfte aber der Umstrittenste sein: Die Studie wurde zu Teilen von der Mobilfunk-Industrie finanziert. Und die Moral von der Geschichte: Zehn Jahre Arbeit umsonst. Denn wer dürfte die Ergebnisse einer Studie ernsthaft als glaubwürdig erachten, die unter den genannten Umständen zutage geführt wurden. Ich frage mich, ob es jemals eine Untersuchung zu diesem Thema geben kann, die eindeutige und objektiv akzeptable Ergebnisse liefert? Dies sollte doch eigentlich möglich sein. Die Geräte könnten doch so programmiert werden, dass sie automatisch das Nutzungs- beziehungsweise Telefonierverhalten ihrer Besitzer aufzeichnen. Und entsprechend viele Freiwillige für einen bestimmten Zeitrahmen zu finden, die dem zustimmen, dürfte doch auch kein Problem sein. Woran liegt es also? Lobbyismus? Geldmangel? Sollten sich die Wissenschaftler jedenfalls nicht beeilen, könnte es passieren, dass ihnen die Probanden ausgehen – nämlich jene für die Kontroll-Gruppe mit den Nicht-Handy-Nutzern…
(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: The Lightworks)