Als US-Techblogger Michael Arrington vergangenen Sommer Android-Geräte als dem iPhone überlegen bezeichnete, war das noch eher als Trotz zu verstehen denn als ehrliche Meinung. Arrington war vom schwachen AT&T-Netz enttäuscht, an das Apple seine iPhones in den USA koppelt.
Gut zwei Jahre lang hat niemand auch nur annähernd am Thron des iPhone gerüttelt. Die Konkurrenz hat sich allenfalls an Apples Wundernudel orientiert. Seit rund einer Woche bin ich mir sicher, dass die Wachablösung längst begonnen hat: Apple wird den Kampf gegen Android-Geräte verlieren, sich dabei aber entspannt zurücklehnen und zusehen.
Eine gewagte These, ja. Ich will euch aber auch erklären, wie ich darauf komme. Es hat mit dem HTC Desire zu tun, das ein Freund vor einigen Tagen von seinem neuen Arbeitgeber gestellt bekommen hat. Ich spielte ein wenig damit herum und fühlte mich gleich an das iPhone erinnert. HTC und Android haben sich klar am iPhone orientiert, einiges schlechter gemacht aber auch manches besser gelöst, zum Beispiel:
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- Das Desire spielt Flash-Videos ohne Extra-App ab und ist Multitasking-fähig. (Ja, ich weiß, Apple will das mit der neuen iPhone OS-Version auch anbieten)
- Die Startbildschirme sind personalisierbar. Man hat dort nicht zwingend nur Apps aufgelistet, sondern kann Widgets einbinden, sich zum Beispiel die neuesten Tweets direkt anzeigen lassen.
- Ein Trackball als zusätzliches Scrollrad wirkt sinnig. Die Texteingabe ist einfach, das Auto-Vervollständigen blendet vernünftige Vorschläge ein.
- Es gibt einen File-Manager und bei den Apps keine Beschränkungen von Haus aus. Zum Beispiel kann man auf einem Android-Handy einen Webserver laufen lassen.
- Das Look and Feel überzeugt auch beim Desire. Nutzerführung und Optik sind aufeinander abgestimmt, wirken elegant und modern.
Es ist an dieser Stelle müßig darüber zu streiten, welches Gerät nun das bessere ist. (Das haben der Freund und ich in den letzten Tagen bereits ausgiebigst getan.) Ihm gefällt mein iPhone besser, ich bevorzuge sein HTC. Das Gras ist immer grüner auf dem anderen Touchscreen.
Gleichstarker Nebenbuhler
Fest steht für mich aber zumindest, dass das HTC Desire keiner der viel zitierten iPhone-Killer ist, die vom eigenen Hersteller gepriesen werden, dann aber doch nicht mit dem iPhone mithalten können. Das Desire ist ein gleichstarker Nebenbuhler, der sich mit dem iPhone auf Augenhöhe misst. Und das ist erst der Anfang. Google Android 2.1 ist ein leistungsfähiges System. Es bietet Multitasking, viele Einstellungsmöglichkeiten und Funktionen, die das iPhone (noch) nicht hat. Es ist leicht zu bedienen – und dabei sehr hübsch anzuschauen.
HTC ist natürlich nicht der einzige Hersteller mit Android-Systemen. Handys damit gibt es also in allen Formen und Farben, und sie sind dabei meist deutlich preiswerter als das iPhone. Das System ist offen für jedermanns App und jedermanns Technik. Man vergleiche das mit dem immer bizarreren Streit zwischen Apple und Adobe, wenn es um Flash auf dem iPhone geht.
(Bild: HTC)
Android wächst rasant – auf Kosten aller anderen Systeme
Mein visueller Eindruck wird in dieser Woche unterstützt von Zahlen der US-amerikanischen NPD Group, die Android-Handys in den USA im ersten Quartal 2010 erstmals einen höheren Marktanteil bescheinigt als dem iPhone. Im Vergleich der mobilen Betriebssysteme liegt Android demnach mit 28 Prozent Marktanteil auf Platz 2 hinter Blackberry-Systemen von RIM (36 Prozent). Auf das iPhone OS fallen 21 Prozent. Müßig, dass Apple erwähnt, weltweit gesehen stehe man weit besser da. Denn so oder so wächst Android schneller, wie die Zahlen der NPD Group zeigen. Seit zwei Quartalen legt Android besonders stark an Marktanteilen zu – auf Kosten aller anderen Systeme, inklusive dem iPhone OS.
(Grafik: NPD Group)
Wie aber wird Apple auf den Trend reagieren, dass Neukunden sich zunehmend die meist deutlich erschwinglicheren Android-Geräte kaufen? Ich vermute einmal etwas Überraschendes: Ich erwarte, dass Apple das ganz gelassen hinnimmt und sich auf lange Sicht mit der Außenseiterrolle zufrieden gibt. Aus zwei Gründen:
Zum einen will Apple nicht zum Mainstream-Anbieter werden. Egal ob Desktop-Rechner, Laptops oder MP3-Player. Wer einen Mac oder einen iPod kauft, ist bereit, verhältnismäßig viel Geld dafür zu investieren. Apple verkauft weniger Geräte, erzielt aber höhere Margen damit. In der Nische lässt es sich aushalten. Überzeugte Apple-Fans werden weiterhin das iPhone kaufen, um ihrer Marke treu zu bleiben und vielleicht noch das etwas stylischere Gerät zu bekommen.
Zum anderen könnte Apple ein anderer Zukunftsmarkt wichtiger sein: Tablet-Rechner. Die Zahl von einer Million verkaufter Geräte beim iPad wurde schneller erreicht als beim iPhone.
Apple wird sich auf den nächsten großen Boom konzentrieren
Vielleicht wird es auf absehbare Zeit auch ein weiteres Gerät geben, das von der Größe her zwischen iPad und iPhone liegt. In den reichen Industrieländern liegt die Versorgung mit Handys bei 100 Prozent und zum Teil darüber (wenn die Menschen im Schnitt mehrere Handys haben). Man kauft sich alle zwei bis drei Jahre ein neues Gerät und steigt als nächstes auf Smartphones um. Soll heißen: Der Boom am Smartphone-Markt wird noch eine Weile andauern, aber nicht ewig gehen. Apple wird mit dem iPhone wie schon beim Mac eine hochpreisige Nische besetzen.
Bei Smartphones hat Apple ja bereits vorgelegt und ist mit einem guten Gerät am Start, an dem kaum noch etwas verändert wird und auch nicht verändert werden muss. Man dürfte also Entwicklung und Marketing auf den nächsten Zukunftsmarkt konzentrieren. Mit Tablett-Rechnern geht es jetzt erst richtig los. Apple ist vom Fleck weg Marktführer und will damit das große Geld verdienen.
Und Android? Android wird zum System für die Massen werden. Hier wird sich noch einiges tun: Die fleißige Entwicklergemeinde schraubt an Apps und der Usability, die das Handy immer mehr zum Computer machen und ein immer besseres System erschaffen, das in Bälde auf den meisten Telefonen der Welt zum Einsatz kommen wird. Mein Wort drauf.