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Buschfunk 2.0: studiVZ bohrt seinen Dienst gewaltig auf

Wenn die VZ-Gruppe neue Funktionen ankündigt, schalte ich mittlerweile schon automatisch in den Ironie-Modus. Die Dinge, die dort passieren, die Entwicklungen, die man forciert und die Statements, die man abgibt, haben mich soweit getrieben.

Da fällt es – zugegeben – schwer, auch mal anzuerkennen, dass dort ein cleverer, richtiger Schritt gemacht oder eine wirklich sinnige und stimmige Funktion integriert wurde. Mag sein, dass bald wieder so ein Moment kommen wird, der mich wirklich lobend über das VZnet schreiben lässt.

CTO Jodok Batlogg hat ja angekündigt, dass er für frischen Wind sorgen möchte und daher einiges an Neuerungen und Verbesserungen in Aussicht gestellt. Viel geschimpft wird immer noch über den Buschfunk. Twitter-Nutzer können ihn unmöglich als auch nur annähernd gleichwertig anerkennen, weil er selbst hinter einem eher rudimentär ausgestatteten Dienst wie Twitter technisch hinterher hinkt. Gleichzeitig missbrauchen viele VZ-User ihn aber als weiteres Chat-Modul und machen ihn somit für viele andere unbrauchbar.

Nun kann man als „Testpilot“ schon mal ausprobieren, wie die neue VZ-Startseite aussehen wird, die den Buschfunk wesentlich prominenter präsentieren wird als bislang. Dieser Tweet vom VZDeveloper-Account versorgt euch mit den jeweiligen Links, wenn ihr auch an der geschlossenen Beta teilnehmen wollt.

Zunächst seht ihr auf der überarbeiteten Startseite die Funktionen

  • letzte Nachrichten
  • neue „Gruschler“
  • Neue Anfragen
  • Geburtstage

Per mouse-over erfahre ich dann, was es unter dem jeweiligen Punkt Neues zu vermelden gibt:

Neben der Übersicht, wie die neue Startseite ausschauen wird, lässt der Screenshot nebenbei auch erkennen, wer mir so nachstellt im VZ (Hey, nur Ironie, Herr Westerwelle). Ich finde es generell übersichtlich und gut gelöst, wenngleich eine gewisse Redundanz in einigen Punkten vorhanden ist. Schätze aber, dass man diese Dinge anpassen wird, sobald die geschlossene Beta-Phase abgeschlossen ist und die Startseite für jeden Nutzer sichtbar ist.

Wie ihr sehen könnt, erscheint direkt unter den oben genannten Menüpunkten das Status-Fenster. Die VZ-Gruppe ist ja stets bemüht, möglichst originelle Namen für seine Dienste zu verwenden und in diesem Rahmen wird die Statusmeldung nun „Funkspruch“ genannt. Das dazu passende Verb ist dann fast schon logischerweise „funken“. Ich bin kein großer Freund der VZ’schen Nomenklatur, aber zumindest ist es jetzt innerhalb des Buschfunks schlüssig.

Etwas schade ist es, dass ich aktuell nur die Funksprüche derjenigen Freunde sehen kann, die ebenfalls den Buschfunk 2.0 testen – was in meinem doch limitierten VZ-Freundeskreis ziemlich genau der Zahl Null entspricht. Vielleicht gesellt sich nach diesem Artikel ja der ein oder andere hinzu.

Unter diesem Statusfenster folgt dann der Buschfunk-Stream. Hier erkennt man – wieder mal – das, was ich in einem früheren Artikel schon mal spaßeshalber „Facebookisierung“ genannt habe. Hier werden sich nämlich nun nicht mehr nur die jeweiligen Statusmeldungen finden lassen, sondern auch Neuigkeiten wie Foto-Uploads, neue Freundschaftsmeldungen oder News von den jeweiligen Apps. Man kann sich alle Punkte in einem einzigen Activity-Stream anzeigen lassen oder nach Kategorien getrennt.

Vielleicht die wichtigste Neuerung im Buschfunk ist die Kommentar-Funktion. Somit kann ich nun nicht nur den gewünschten Funkspruch kommentieren, sondern hege auch leise Hoffnung, dass ich nicht mehr länger einen mit Chatterei vollgestopften Stream erdulden muss, in welchem ich jeweils nur 50% des Dialogs mitverfolgen kann:

Neben den Apps ist sicher die Kommentar-Funktion einer der Gründe, weshalb die Menschen so viel Zeit bei Facebook verbringen. Das haben wohl mittlerweile sogar die Entwickler des Holtzbrinck-Netzwerkes nicht länger abstreiten können und sorgen somit dafür, dass künftig ein Hauch von state-of-the-art-Interaktion Einzug erhält.

Die Neuerungen erscheinen mir – abgesehen von der erwähnten Redundanz – durchdacht und gut umgesetzt. Die Berliner sind sogar in einem Punkt einen Schritt weiter gegangen als Facebook und führen zusätzlich ein „Megaphon“ ein. Hinter dem Begriff versteckt sich die Möglichkeit, einen Funkspruch farblich hervorzuheben. Zumindest in der Testphase geschieht das nur in der Farbe des Netzwerkes, in dem man angemeldet ist. Damit nun aus dem Stream keine Augenkrebs verursachende Veranstaltung wird, hat man glücklicherweise ein Limit gesetzt: Einmal innerhalb von 24 Stunden kann man einen seiner Funksprüche hervorheben. Für jemanden, der wie ich zwischen all seinen unnützen Tweets auch schon mal wichtige Links oder Werbung fürs eigene Blog postet, eine durchaus nützliche Funktion.

Abschließend will ich noch positiv hervorheben, dass ich zu Beginn des Tests – also vor dem ersten Absenden eines Funkspruchs – zu meinen Privacy-Einstellungen geführt wurde. Dort sehe ich nicht nur, welche Konsequenz der überarbeitete Buschfunk für meine Privatsphäre haben kann, sondern kann natürlich direkt auch die notwendigen Anpassungen vollziehen. Sehr vorbildlich gelöst und man möchte der blauen Konkurrenz zurufen: „Seht ihr, Facebook,  so wird das gemacht!“

Trotz des Lobes für die gut umgesetzten Neuerungen kann ich euch aber einen Wermutstropfen nicht ersparen. Das Damokles-Schwert namens Facebook baumelt natürlich nach wie vor über den Entwicklern der VZ-Gruppe und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es sich in das Herz des einstigen Vorzeige-Netzwerks in deutschen Landen bohren wird. Wieso um alles in der Welt hat man sich jahrelang vor wirklichen Neuerungen verschlossen? Ich fürchte, dass sich angesichts der Neuerungen zwei User-Gruppen rauskristallisieren werden: Diejenigen, denen die neue Startseite zu überladen/übersichtlich ist und auf der anderen Seite diejenigen, die auf den News-Feed-Geschmack kommen und bei denen die Gefahr natürlich groß ist, dass sie das dann doch lieber im Original und ausgereifter direkt bei Facebook haben möchten.

Es ist wie so oft im Internet: Es sind nicht die Großen, die die Kleinen fressen – es sind die Schnellen, die die Langsamen abhängen. studi/meinVZ ist dafür das Parade-Beispiel und ich fürchte, dass selbst der engagierte CTO Jodok Batlogg die Früchte seiner guten Arbeit nicht mehr ernten wird. Aber warten wir es ab.

(Carsten Drees)

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

43 Kommentare

  • @lelei

    Gute Frage, würde mich auch interessieren.

    „…kann man inzwischen auch andere Clients mit Jabber zum chatten benutzen?“

  • Ich würde auch gern eine richtige Jabberintegration haben.
    Einige Leute sind ja nur noch im Studi unterwegs und so könnte man einfach mit denen Kontakt aufnehmen, ohne immer auf die nervige Webseite zu gehen.
    Und außerdem würde es dem schönen offenen XMPP Protokoll vielleicht etwas mehr Schwung geben 🙂

  • ich war jahrelang totaler studivz verfechter, weil es mir wesentlich aufgeräumter war als facebook. bin aber mittlerweile nur noch vllt 1x am tag im studi, da es den technischen möglichkeiten von facebook einfach hinterherhängt. liebe FB mittlerweile einfach weil es wirklich dynamisch is.
    Bin mal gespannt ob die VZs sich noch strecken oder irgendwann aufgeben

  • Toll, langsam wirds so vollgestpft wie bei FB.

    Bin ja mal gespann, was die noch so an Unübersichtlichkein reinbringen…

  • finds garnicht verkehrt, wenns denn funktionieren würde

    hab nun schon 2 mal versucht, was i9m buschfunk zu schreiben

    den einzigsten eintrag der bei mir erscheint, ist ein twitter post von dienstag (ist auch nich der aktuellste)….

    mal sehn ob da noch was kommt 😉

  • @Bodo Einfach nach Adblock Plus Element hiding helper suchen und die nervigen Elemente sperren. Schon erscheinen sie bei erneutem Besuch nicht mehr. So habe ich mir schon einige Seiten zurechtgebogen. Ohne Adblock zu surfen macht einfach keinen Spaß mehr.

  • „Und beim Buschfunk 3.0 kommt ein “Find ich gut” Button dazu?“

    @Sven
    lol, hart aber wahr 😀 sie werden wohl immer einen schritt hinterher sein…

  • leider alles etwas eng! facebook wirkt viel luftiger, da machen die funktionen auch viel mehr spaß.

  • Eine sehr offensichtliche und teilweise sehr dreiste Kopie der Facebookfunktionen. Anstatt eigene, innovative Konzepte zu entwickeln, macht sich VZ damit einfach nur lächerlich.

    Wären nicht ein Teil der Freunde „exklusiv“ bei StudiVZ, hätte ich das Netzwerk schon längst verlassen. Zu alt, zu behäbig, zu fehlerreich. Und wieso sollten mit neue Features überzeugen, die es 1:1 bei Facebook schon gibt?

  • Cool gruschelt Guido jeden, der das Dinge Beta test und bei VZ angemeldet ist, dann würde sich ja ein verbleiben auf der Seite fast lohnen.. ^^

    Nein jetzt mal im ernst, Studivz Zeiten sind dem untergange geweiht, war vor 1nem Jah noch massig trubel auf Studi ist das jetzt bis auf ein paar vereinzelte Freunde, die noch nicht den umschwung zu Facebook geschaft haben, vollkommen vorbei.

    Langsam stirbt der Kopie… denn mit schlechten Kopien kann man nur was reißen, wenn man wenigstens billiger ist, als sein konnkurrent und das geht leider nicht, wenn beides umsonst ist und man bei Facebook dazu noch ungemeine Werbemöglichkeiten als kleiner Selbstständiger hat, die man bei studi nicht hat.

    Da hilft auch das neue funken nichts…

  • Hihi, während die VZ Nörgler schon seit 2005 das gleiche prognostizieren „nächstes Jahr gibt es die Seite nicht mehr“ wurden dort 5 Jahre lang Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen und man ist Facebook was die Mitgliedszahlen angeht (wenn man die Nutzer der drei Netzwerke zusammenzählt) immer noch vorraus.
    Thumbs Up für die chaotische Anfangstruppe bei VZ und den Leuten die die Firma danach übernommen haben.
    Und selbst wenn Facebook die VZ Familie irgendwann überholen sollte kann es denen total egal sein. So lange Marktfürherschaft gehalten, da kann man dann auch gerne Zweiter sein, wichtig ist nur die Profitabilität.

  • @Tina – ja, Guido gruschelt jeden… man hat es fast nicht anders erwartet 😉
    @Martin – die „chaotische Anfangstruppe bei VZ“ hat sehr dreist eine Plattform kopiert. Eine Methodik, die bis heute fest in der Unternehmens-Philosophie verankert scheint. Man hat nicht besonders toll agiert, sondern Facebook besonders dämlich, indem es den deutschen Markt viel zu lange ignoriert hat. Ich möchte wetten, dass nicht 10 Prozent der VZ-User bei meinVZ/studiVZ sind wg des übersichtlicheren Profils oder der tolleren Farbe, sondern einfach deswegen, weil (noch) die meisten Kontakte dort vorhanden sind. Schau Dir selbst die Zahlen an und Dir sollte klar sein, wieso VZ nur noch mit den drei-Netzwerks-Tricksereien knapp vor Facebook liegt.

  • Ach Carsten, Facebook hat genauso kopiert. Da gab es diverse Rechtstreitigkeiten.
    Das ist den Deutschen halt scheinbar eigen das sie nicht stolz auf ihre eigenen Produkte sein können.
    Das sich die Blognörgler und Kommentatoren nur auf die VZ Familie stürzen und alle anderen deutschen und internationalen Netzwerke die ebenso wie Facebook aussehen außen vorlassen ist ein interessantes Phänomen.
    Es handelt sich auch nicht um Tricksereien sondern ist absolut legitim die drei Netzwerke zusammenzuzählen, schließlich umfasst Facebook genau die Zielgruppe welche die 3 Netzwerke abbilden und die Netzwerke haben die gleiche Infrastruktur, das gleiche Marketingteam usw. Der in Blogs immer noch anzutreffende Vergleich StudiVZ vs. Facebook ist hingegen in der Tat dämlich.
    Übrigens war ein Grund für die Zusammenführung vei den IVW Zahlen der, dass so Doppelungen zwischen meinvz und studivz rausgerechnet wurden, aber solche rationalen Fakten stören natürlich nur bei der Anti-VZ Hetze.
    Again, thumbs up for VZ und das was sie auf dem Deutschen Markt geleistet haben+die Arbeitsplätze die sie geschaffen haben.
    Ich meine dich jetzt auch gar nicht persönlich mit Hetze usw, du hast ja einen differenzierten Artikel geschrieben, es ist nur so eine Tendenz die ich die letzten Jahre in der deutschen Blog-Szene sehr oft beobachtet habe und in den Kommentaren hier auch.

  • Also wenns nach mir geht dann ist die alte MeinvZ Startseite wesentlich übersichtlicher und schöner. Da hier erinnert mich alles viel zu sehr an das unnötig komplizierte Facebook. Wozu das ganze? Man brauch doch nicht tausend Funktionen schon auf der Startseite haben… ich will dort einfach nur Neuigkeiten über mein Umfeld..

  • Schon erstaunlich das die Vz heinis obwohl sie eigentlich nur Funktionen von Facebook imitieren(und das auch noch schlecht umgesetzt) trotzdem 10 mal solange brauchen.

  • finde die vz-sachen total uninteresant, weil ich dort meine „internationalen“ freunde und bekannten gar nicht finde – und das ist nur ein grund von vielen, warum ich die sache langweilig finde. die müssten schon viel erneuern, damit ich da regelmäßig vorbeischaue. bei fb hab ich alles auf einmal – freunde/bekannte, bands, interesannte webseiten, kann da noch meine fan-seite für meine webseite betreiben, das account mit wordpress, u. twitter verbinden, uvm – was soll ich da bei vz?

  • Nunja, da ich mich zu der Zielgruppe der VZ-Gruppe zähle, lächle ich nur über die zu erwartenden Neuerungen.

    Myspace, Facebook, Schueler.cc weisen diese ganzen Neuerungen bereits auf und dies bereits seit langem.
    Es ist zwar ein begrüßenswerter Schritt, aber trotzdem wird sich meine Aktivität auf der VZ-Gruppe weiterhin nur gering halten.

  • Ich finde es an sich ein wenig schade, dass sich das VZ-Netwerk so dermaßen mit Funktionen aufbläht. Anfangs war es eine tolle, schnelle und sehr unkomplizierte Möglichkeit, Freunde, alte Freunde und alte Schulkameraden zu „treffen“. Nun findet man im Wirrwarr der Bunfunkereien, Fotofunktionen, Nachrichtendiensten und ständig neuen Spielereien einfach nicht mehr durch. Manchmal ist weniger einfach mehr.

  • also ich halte vom neuen buschfunkl garnix, denn seit dem mein freund in diese gruppe eingetreten ist und er die frage nach dem designe der seite beantwortet hat ist unser studi total im a….. denn wir haben jetzt nur noch eine nackte nicht designte seite…als hätten wir alles in stichpunkte aufgeschrieben, wir kommen in keine hilfe texte rein und können auch sonstige infos zum neuen buschfunk abrufen,….die größte scheiße….und wir kriegen die seite auch nicht mehr zurück gesetzt!!!!

    KENNT SICH JEMAND DAMIT AUS WIE WIR DIE SEITE WIEDER INS ALTE AUSSEHEN ZURÜCK SETZEN KÖNNEN; DANN BITTE HELFT UNS UND MELDET EUCH!

  • Stark, heute haben die vom VZ auch noch am Design gebastelt. Langsam wirds wirklich ganz schön unübersichtlich. Und dann laufend die neuen Datenschutzeinstellung speziell jetzt beim Buschfunk.
    Facebook lässt grüßen…

  • Naja, mit studi und co. ist ja nicht mehr viel los. Facebook hat ihnen den Rang abgelaufen. Sie versuchen es jetzt mit einem neuen Design versucht. Aber ich sage nur, die Ratten verlassen das sinkende Schiff….

  • @ Johann

    Das war doch klar dass Facebook alles in den Schatten stellt. Es gibt ja so einige Seiten welche noch vor Facebook Millionen verdient haben, ich sage nur Stayfriends, die müssen jetzt alle kleinere Brötchen backen. Wer bezahlt schon Geld wenn bei Facebook alles kostenlos und wesentlich anspruchsvoller ist? Es wurde ja mal gemunkelt dass Facebook Gebühren einführen will, lassen wir uns mal überraschen.

  • Wer hat schon das neue VZ getestet? Ich habe gelesen, dass es aktuell als Beta läuft und bald für die breite Masse geöffnet werden soll.