Wenn die VZ-Gruppe neue Funktionen ankündigt, schalte ich mittlerweile schon automatisch in den Ironie-Modus. Die Dinge, die dort passieren, die Entwicklungen, die man forciert und die Statements, die man abgibt, haben mich soweit getrieben.
Da fällt es – zugegeben – schwer, auch mal anzuerkennen, dass dort ein cleverer, richtiger Schritt gemacht oder eine wirklich sinnige und stimmige Funktion integriert wurde. Mag sein, dass bald wieder so ein Moment kommen wird, der mich wirklich lobend über das VZnet schreiben lässt.
CTO Jodok Batlogg hat ja angekündigt, dass er für frischen Wind sorgen möchte und daher einiges an Neuerungen und Verbesserungen in Aussicht gestellt. Viel geschimpft wird immer noch über den Buschfunk. Twitter-Nutzer können ihn unmöglich als auch nur annähernd gleichwertig anerkennen, weil er selbst hinter einem eher rudimentär ausgestatteten Dienst wie Twitter technisch hinterher hinkt. Gleichzeitig missbrauchen viele VZ-User ihn aber als weiteres Chat-Modul und machen ihn somit für viele andere unbrauchbar.
Neue Stellenangebote
Content- & Social Media Manager:in (m/w/d) fischerAppelt in Hamburg |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) Erlebnisbauernhof Gertrudenhof GmbH in Hürth |
||
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
Nun kann man als „Testpilot“ schon mal ausprobieren, wie die neue VZ-Startseite aussehen wird, die den Buschfunk wesentlich prominenter präsentieren wird als bislang. Dieser Tweet vom VZDeveloper-Account versorgt euch mit den jeweiligen Links, wenn ihr auch an der geschlossenen Beta teilnehmen wollt.
Zunächst seht ihr auf der überarbeiteten Startseite die Funktionen
- letzte Nachrichten
- neue „Gruschler“
- Neue Anfragen
- Geburtstage
Per mouse-over erfahre ich dann, was es unter dem jeweiligen Punkt Neues zu vermelden gibt:
Neben der Übersicht, wie die neue Startseite ausschauen wird, lässt der Screenshot nebenbei auch erkennen, wer mir so nachstellt im VZ (Hey, nur Ironie, Herr Westerwelle). Ich finde es generell übersichtlich und gut gelöst, wenngleich eine gewisse Redundanz in einigen Punkten vorhanden ist. Schätze aber, dass man diese Dinge anpassen wird, sobald die geschlossene Beta-Phase abgeschlossen ist und die Startseite für jeden Nutzer sichtbar ist.
Wie ihr sehen könnt, erscheint direkt unter den oben genannten Menüpunkten das Status-Fenster. Die VZ-Gruppe ist ja stets bemüht, möglichst originelle Namen für seine Dienste zu verwenden und in diesem Rahmen wird die Statusmeldung nun „Funkspruch“ genannt. Das dazu passende Verb ist dann fast schon logischerweise „funken“. Ich bin kein großer Freund der VZ’schen Nomenklatur, aber zumindest ist es jetzt innerhalb des Buschfunks schlüssig.
Etwas schade ist es, dass ich aktuell nur die Funksprüche derjenigen Freunde sehen kann, die ebenfalls den Buschfunk 2.0 testen – was in meinem doch limitierten VZ-Freundeskreis ziemlich genau der Zahl Null entspricht. Vielleicht gesellt sich nach diesem Artikel ja der ein oder andere hinzu.
Unter diesem Statusfenster folgt dann der Buschfunk-Stream. Hier erkennt man – wieder mal – das, was ich in einem früheren Artikel schon mal spaßeshalber „Facebookisierung“ genannt habe. Hier werden sich nämlich nun nicht mehr nur die jeweiligen Statusmeldungen finden lassen, sondern auch Neuigkeiten wie Foto-Uploads, neue Freundschaftsmeldungen oder News von den jeweiligen Apps. Man kann sich alle Punkte in einem einzigen Activity-Stream anzeigen lassen oder nach Kategorien getrennt.
Vielleicht die wichtigste Neuerung im Buschfunk ist die Kommentar-Funktion. Somit kann ich nun nicht nur den gewünschten Funkspruch kommentieren, sondern hege auch leise Hoffnung, dass ich nicht mehr länger einen mit Chatterei vollgestopften Stream erdulden muss, in welchem ich jeweils nur 50% des Dialogs mitverfolgen kann:
Neben den Apps ist sicher die Kommentar-Funktion einer der Gründe, weshalb die Menschen so viel Zeit bei Facebook verbringen. Das haben wohl mittlerweile sogar die Entwickler des Holtzbrinck-Netzwerkes nicht länger abstreiten können und sorgen somit dafür, dass künftig ein Hauch von state-of-the-art-Interaktion Einzug erhält.
Die Neuerungen erscheinen mir – abgesehen von der erwähnten Redundanz – durchdacht und gut umgesetzt. Die Berliner sind sogar in einem Punkt einen Schritt weiter gegangen als Facebook und führen zusätzlich ein „Megaphon“ ein. Hinter dem Begriff versteckt sich die Möglichkeit, einen Funkspruch farblich hervorzuheben. Zumindest in der Testphase geschieht das nur in der Farbe des Netzwerkes, in dem man angemeldet ist. Damit nun aus dem Stream keine Augenkrebs verursachende Veranstaltung wird, hat man glücklicherweise ein Limit gesetzt: Einmal innerhalb von 24 Stunden kann man einen seiner Funksprüche hervorheben. Für jemanden, der wie ich zwischen all seinen unnützen Tweets auch schon mal wichtige Links oder Werbung fürs eigene Blog postet, eine durchaus nützliche Funktion.
Abschließend will ich noch positiv hervorheben, dass ich zu Beginn des Tests – also vor dem ersten Absenden eines Funkspruchs – zu meinen Privacy-Einstellungen geführt wurde. Dort sehe ich nicht nur, welche Konsequenz der überarbeitete Buschfunk für meine Privatsphäre haben kann, sondern kann natürlich direkt auch die notwendigen Anpassungen vollziehen. Sehr vorbildlich gelöst und man möchte der blauen Konkurrenz zurufen: „Seht ihr, Facebook, so wird das gemacht!“
Trotz des Lobes für die gut umgesetzten Neuerungen kann ich euch aber einen Wermutstropfen nicht ersparen. Das Damokles-Schwert namens Facebook baumelt natürlich nach wie vor über den Entwicklern der VZ-Gruppe und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es sich in das Herz des einstigen Vorzeige-Netzwerks in deutschen Landen bohren wird. Wieso um alles in der Welt hat man sich jahrelang vor wirklichen Neuerungen verschlossen? Ich fürchte, dass sich angesichts der Neuerungen zwei User-Gruppen rauskristallisieren werden: Diejenigen, denen die neue Startseite zu überladen/übersichtlich ist und auf der anderen Seite diejenigen, die auf den News-Feed-Geschmack kommen und bei denen die Gefahr natürlich groß ist, dass sie das dann doch lieber im Original und ausgereifter direkt bei Facebook haben möchten.
Es ist wie so oft im Internet: Es sind nicht die Großen, die die Kleinen fressen – es sind die Schnellen, die die Langsamen abhängen. studi/meinVZ ist dafür das Parade-Beispiel und ich fürchte, dass selbst der engagierte CTO Jodok Batlogg die Früchte seiner guten Arbeit nicht mehr ernten wird. Aber warten wir es ab.
(Carsten Drees)