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Yahoos Anti-Google-Werbespot: 'Man kommt an diesen Ort, um ihn zu verlassen'

„Wenn gar nichts mehr geht, dann hacken wir einfach ein bisschen auf der Konkurrenz herum und schauen, was passiert. Im schlimmsten Fall bringt uns das negative Publicity. Aber wie heißt es so schön: Lieber, man spricht schlecht über uns, als gar nicht.“ – So in etwa könnte sich die Yahoo-Chefin Carol Bartz gegenüber den Verantwortlichen ihrer neu angeheuerten Werbe-Agentur geäußert haben. Nachdem die knapp 100 Millionen Dollar teure „It’s You„-Werbekampagne scheiterte, bei der die zum WPP-Konzern gehörende Agentur Ogilvy & Mather federführend war, setzt Frau Bartz ihre Hoffnung nun in den Konkurrenten Goodby, Silverstein & Partners (GSP), eine Tochter der Omnicom Group. Diese soll nun das schaffen, was eine veränderte Startseite, Kundendaten eines Bonuskarten-Anbieters, das Echtzeitnetz und etliche Sparmaßnahmen nicht vermochten: Den Traffic zur Yahoo-Homepage zu steigern und den Anteil am Suchmaschinen-Markt zu erhöhen.

Also hat Frau Bartz nochmal ins Klingelbeutelchen gegriffen, etwa 80 Millionen Dollar rausgeholt und damit von GSP unter anderem einen Werbefilm fürs Fernsehen, das Web und Reklametafeln erschaffen lassen. Und darin bekommt vor allem einer sein Fett weg: Google. Obwohl der Namenszug des Suchgiganten nicht explizit gezeigt wird, wird dem Zuschauer schnell klar, dass es sich um dessen Startseite (vor dem „fade in„) handelt. Und eine Stimme aus dem Off sagt: „Es existiert eine Theorie über Homepages. Sie sollten einen dorthin bringen, wo man hin möchte. Man hält dort nicht an oder verweilt. Es gibt dort nichts zu sehen, außer einer Box und einem Button. Wenn man sich die Homepage anguckt, guckt niemand zurück. Man kommt an diesen Ort, um ihn zu verlassen.“ Und selbstverständlich wird bei Yahoo eine viel bessere Philosophie verfolgt, die dem Zuschauer dann in den schillerndsten Farben präsentiert wird. Schaut es euch selbst an:

Von Seiten der verantwortlichen Werbeagentur wird die Message des Spots sinngemäß so erklärt: Der User soll davon überzeugt werden, dass  Yahoo der Ort ist, von dem aus er durch das gesamte Web navigieren kann. Wie heißt es in dem Film: „Ein Ort, der dich kennenlernen wird. Ein Ort, der Dinge für dich findet.“ Aber wie wirkt das auf euch?


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Die Idee, sich einen Konkurrenten fürs Bashing auszusuchen, um sich selbst in einem besseren Licht darstehen zu lassen, ist ja nicht gerade neu. Spontan fallen mir da beispielsweise die AntiiPhone-Spots von Motorola ein. Aber der Vergleich von Yahoo und Google erscheint mir doch irgendwie sehr weit hergeholt. Während das Markenzeichen des einen ja gerade die minimalistische Such-Startseite ist, die den User nicht von seinem Vorhaben ablenken soll, legt die andere ihren Fokus darauf, eine „One-stop-destination“-Seite zu sein. Yahoo ansurfen und gut ist. Hier bekommt der User mit einem Click alles, was er braucht. Eine Vergleich mit Bing hätte da in meinen Augen schon besser gepasst, verfolgen die Redmonder doch mit ihrer Suchmaschine eine ähnliche Strategie. Aber das hätte vermutlich nicht für so viel Publicity gesorgt, wie ein Sticheln gegen den Marktführer. Oder es hätte Yahoo weniger selbstbewusst aussehen lassen, wenn man sich nicht mit dem besten verglichen hätte. Möglicherweise hätte ein Vergleich mit Bing aber auch gerade wegen der stärkeren Ähnlichkeiten schneller zum Bumerang werden können.

Wie auch immer: Der Spot erscheint mir doch sehr aufgesetzt und die wahre Absicht nur zu leicht durchschaubar: Der User soll auf die Yahoo-Seite kommen, nicht um sich dort besonders wohl zu fühlen und alles schnell zu finden. Sondern um dort Links und Buttons zu klicken und Yahoos Produkte (etwa irgendwelche Apps oder den Messenger) zu nutzen. Immerhin verdient Yahoo sein Geld vor allem über Werbung… 

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

32 Kommentare

  • @Schorsch: Ich war auch überrascht und hatte beim Gucken auf die Uhr gehofft, dass das Video nicht mittendrin abbricht. 🙂

  • Toll mein Kommentar wurde irgendwie nicht gespeichert. Daher nochma tippen:

    Hab das Video schon heute früh auf nem anderen Blog begutachten dürfen und mein erster Gedanke war ob es Yahoo finanziell schlecht geht. Ich mein, das ganze wirkt irgendwie wie ein letzter Rettungsring der ausgeworfen wird um noch en bischen was zu retten wo sonst nichts mehr geht. Sich auf eine solche Stufe herabzulassen ist doch schon sehr, sehr arm.

    Erinnert mich aber daran wie die Frau von Yahoo vor wenigen Tagen in einem Interview erklärt hat warum Google nie erfolgreich sein wird, weil sie ja nur die Suche anbieten und sonst nichts, und das Google dringend neue Gebiete für sich erschließen muss weil die sonst untergehen 🙂

  • Für mich zeigt der Spot genau das, warum ich Google nutze und Yahoo nicht. :o)

    Ich bin, glaub ich so um das Jahr 1999/2000 rum zu Google gewechselt (vorher Amazon und Yahoo), und hab jetzt mal wieder die Yahoo Seite angeschaut.
    Es ist immer noch das gleiche Durcheinander wie damals. Eine One-Stop-Site war schon damals out und ist es heute erst recht.

    Naja, was solls, nur schade um das Geld… :o)

  • Hmm ja wer schon mal in Amerika war, dem wird auffallen, dass recht häufig direkte Konkurrenten in der Werbung „angegriffen“ werden. Sei es BMW gegen Audi oder McDoof gegen BK.

    Allerdings ist es schon arm, dass Yahoo hier 2 völlig unterschiedliche Unternehmensziele vergleicht, das stimmt schon 😀

  • Zugegeben ich bin nicht das Maß aller Dinge.
    Bin bei einigen Arten auch erst recht Anti-Mainstream (okay, Google ist vielleicht schon ein bisschen Mainstream XD) aber zum Beispiel stehe ich gerade auf diesen Minimalismus.
    Ich will nicht 147 andere Sachen sehen.
    Wenn ich auf Google gehen will ich möglichst nur das Suchfeld.
    Wenn ich zu den Mails gehe nur zu den Mails (nicht wie bei web.de diese schreckliche große Leiste).
    Wenn ich zu Ebay gehe will ich nur das beobachtete (okay, die Seite ist trotzdem sehr überfüllt).
    Wie gesagt wollen etliche andere sicher nicht 3, 4 Tabs aufhaben, aber ich habe lieber mehr Minimalismus, weniger „Bling bling!“ und öffne dafür dann mehr Tabs.

  • Peinliche Nummer, verwende wie #5 seit runden 10 Jahren nun Google, zuvor war Altavista meine Suchmaschine, Yahoo! war mit ihrem redaktionell gepflegten „Suchkatalog“ immer nur selten zur Hand und das eher in früheren Jahren ~1996, als der Hype um Yahoo gerade so richtig am hochkochen war. Wenn Yahoo! wirklich Marktanteile am Suchmaschinenmarkt zurückerobern wollte, dann nicht mit albernen und teuren 80 Millionen $ Spots, sondern in dem sie besser als Google werden und Dinge anbieten/anders machen, welchen den Nutzer einen klaren Mehrwert bieten. So lange das nicht der Fall ist, kann Google ob dieses Gartenzwergaufstands ihres ehemaligen Finanziers nur müde lächeln, bzw. sich freuen, daß diese ihre Kriegskasse so ungeschickt verbrennen.

  • Der Yahoo!-Spot ekelt mich ja fast an. Diese tausend unterschiedlichen Steinchen, die da bunt durcheinander gewürfelt liegen…das -IST- Yahoo! Und das will ich nicht…und keiner den ich kenne.
    Alle wollen schnell und unkompliziert das was sie wollen….und sich nicht ablenken (/überraschen) lassen.

  • Also für 85$ fänd ich den Werbespot ganz ok.

    Aber da stand noch was mit million dabei oder? 😀

  • Yahoo ist wohl etwas neidisch. Das Portal hatte die Chance erst gar keinen Konkurrenten vorbeiziehen zu lassen. Doch bei dieser Chance hat das Unternehmen kläglich versagt.

  • rofl
    manchmal weiss ich nicht was den marketing-leuten durch die birne geistert, aber in meinen augen ist das eher ein google-werbespot… schließlich nennt yahoo all die gründe warum ich nicht deren suchmaschine benutze, sondern google

  • wie gut dass man bei google ja keine eigene startseite hat und auch keine widgets einbauen kann.. nein, das hier ist echte Innovation!

  • Hm, bin zwiegespalten.
    Also diese Anti-Google Stimmung fand ich auch nicht gut, allerdings hab ich das am Ende des Videos schon wieder vergessen gehabt. Ich finde das mit den Steinen nämlich ganz ansprechend. Aber mir gehts wie den meisten hier auch, Yahoo ist einfach zu vollgestopft und man findet sich nicht gut zurecht.

  • Ich finde die Aussage dahinter klasse: man geht an diesen Ort um ihn zu verlassen.
    Genauso ist es bei allen Suchmaschinen. Deswegen finde ich auch viele Diskussionen stark überbewertet

  • Ich verstehe die Diskussion hier nicht.

    Yahoo stellt klar seinen USP gegenüber einem – dem dominanten – Konkurrenten dar. Beide haben augenscheinlich einen unterschiedlichen Ansatz – das wird klar kommuniziert.
    Aber beide kämpfen darum, die Startseite der gleichen Zielgruppe zu sein. Hier geht es zweitrangig um Suche, um Ergebnisse und damit Absprung der User. Die Marktmacht wird durch die Position des Informationslieferanten errungen. Google News, Google Video (YouTube)… Google sieht sehr schnell wie alle anderen aus, wenn man die Seite personalisiert.

    Ich nutze auch Google zur Suche – kenne aber genügend die Yahoo weiterhin als Infoportal nutzen.

  • Ich finde es lustig, dass Yahoo jetzt genau mit dem Werbung macht, was ihnen vor über 10 Jahren schon um die ganzen Marktanteile gebracht hat.

    Yahoo war damals eine vollkommen überladene Seite, das finden stand im Hintergrund, dafür wurden mir x-dutzend Sachen auf der Startseite geboten, die mich oftmals gar nicht interessierten.

    Genau dieses Startseitenkonzept, dass Yahoo so toll findet, hat doch die User in Massen zu Google strömen lassen, die sich über eine minimalistische, super-schnell aufbauende Seite gefreut haben..

    Heute, 10 Jahre später, glaubt Yahoo also, dass die Menschen, die sie vor 10 Jahren verlassen haben, plötzlich doch wieder alle tausende Infos auf ihrer Startseite haben wollen und zurückkommen?!

  • Google als ein Ort, den ich wieder verlassen will? Ja, genau so ist es. Das erwarte ich von einer Suchmaschine. Als sich die Yahoo-Bausteinchen in dem Video auftürmten dachte ich: „Oh Gott, ein riesiger Haufen Zeug, das ich nicht brauche.“

    Danke Yahoo für diese Bestätigung.

    Und jetzt geh ich auf Google. Muß was suchen…

  • Schonmal Coca Cola vs. Pepsi Spots gesehen? Die waren damals witzig.

    Vergleichende Werbung sollte in meinen Augen ruhig erlaubt sein. Ist es mittlerweile doch auch oder? Sogar in Deutschland.

    Wenn man es lustig macht, ohne nennenswerte, ernstgemeinte Aspekte sowie bei Pepsi vs. Coca Cola, dann hat das durchaus Sympathie verdient.

  • Einfach nur peinlich, diese Werbeveranstaltung. Das ist doch der Sinn einer Suchmaschine, mich dorthin zu bringen, was ich suche und mich nicht lange aufzuhalten.

  • Ich finde den Spot gar nicht so abwegig.
    Google ist ja wirklich sehr minimalistisch und mitlerweile weiß jeder nun, wie man was im Netz findet.
    Kaum einer probiert noch URL-s mit unterschiedlichen Domains durch, sondern sucht bei google. Google´s Erfolg ist zur Normalität geworden, genau so deren Vormachtstellung auf dem Suchmaschinenmarkt.

    Das google die Nr.1 ist, dürfte Yahoo auch bekannt geworden sein. Deswegen greifen sie google ja nicht dort an, sondern, sie zeigen lediglich, dass sie eine Startseite mit mehr Infos haben, als google.
    Was vor 10 Jahren nicht klappte, wo das Problem, das Finden von Informationen war, ist ja jetzt nicht mehr so.

    Jetzt findet man alles und viel zu viel. Nun geht´s in Richtung Service und richtiger Aufarbeitung der Daten.
    Da ist eine Startseite mit guten Infos, kein falscher Gedanke.
    Schade nur, dass Yahoo´s Seite so sinnlos scheint. Komplett unlogisch überfüllt. Ist ja schlimmer als bei gmx.
    Wenn die das hinbekommen würden, dass deren Startseite freundlicher und den Usern angepasster ist, wäre das viel besser.

  • Mich Persönlich stört eine überfüllte Homepage.
    Mit Google komme ich direkt und nicht überfüllt ans Ziel.
    Zudem kann ich ja mehrere Startseiten festlegen,
    in denen alles, was ich brauche, angezeigt wird.
    Es ist ja nicht so, dass man alle Seiten mit dem Suchfeld ansteuert.
    In der Superbar (nennt man das so?) von Google Chrome,
    muss ich beim Start nur 2 Zeichen und die Eingabe drücken
    und schon bin ich auch der Gewünschten Seite, ohne eine Seite lesen zu müssen, auf der ich mein Ziel erst nach mindestens 10 Sekunden gefunden habe. Bei Chrome brauche ich da nur eine Sekunde.

    Mit Google (und auch seinem Browser) komme ich viel schneller durch das Web, als mit Yahoo.
    Yahoo ist völlig unnötig geworden.

  • Nun ja, nicht dass ich einen solchen Werbespot dem Giganten Google nicht gönnen würde. Aber dass eine solche Werbebotschaft auch nach hinten los gehen könnte, kann man ja an den Werbespots von Burger King sehen. Damals wurde Mc Donalds als „Feindbild“ auserkoren, der Erfolg blieb leider aus.