Nach den wütenden Mails, die Steve Jobs in den vergangenen Tagen quer durch die Welt schoss, um Entwickler und Adobe-Anhänger mit Argumenten wie „nein!“, „wieso auch!“ und „troll dich!“ ruhig zu stellen, hat sich der Meister nun doch noch einmal die Zeit genommen, in Ruhe über das Thema zu reflektieren. Es geht um die seit Jahren bohrende Frage: Warum erlaubt Apple kein Flash auf mobilen Endgeräten wie iPhone, iPad und iPod Touch? Adobe hatte kürzlich wutentbrannt aufgegeben und sich von Apple mit einem erhobenen Stinkefinger verabschiedet – eine verschnupfte Reaktion, die offenbar irgendetwas in Jobs‘ Herzen berührte. Vielleicht war es auch der Sturm der Entrüstung aus der Entwicklergemeinde oder die drohende gerichtliche Auseinandersetzung mit Adobe. Jedenfalls sprach er heute das erste Mal Klartext.
In seinem mehrseitigen, offenen Brief an die Community legt Mr. Apple seine Sicht der Dinge dar und erklärt, weshalb sein Entschluss tatsächlich keine geschäftlichen oder emotionalen Hintergründe habe, sondern dafür reichliche „technische“. Jobs stößt sich daran, dass offenbar viele Menschen nicht verstehen, dass Adobe Flash keine „offene Technologie“ sei. Die Anwendung sei zwar weit verbreitet, doch ändere dies nichts an der Tatsache, dass sie alleine von Adobe kontrolliert werde: „Gemäß beinahe allen Definitionen ist Flash ein geschlossenes System.“ Apple hingegen glaube daran, dass alle Webstardards „offen“ zu sein haben – daher auch das Festhalten an HTML5, CSS und JavaScript. Apple befinde sich mit seiner Entscheidung in bester Gesellschaft, Google setze auf HTML5, ebenso wie Palm, Nokia und RIM dies tun oder nach eigenem Bekunden tun werden. Tatsächlich würden nur Windows-Handys die Ausnahme bilden.
Hauptauslöser von Abstürzen
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Jobs hat drei Punkte ausgemacht, die für den irreversiblen Bann ausschlaggebend waren. Erstens: Adobes Behauptung, dass Apple seinen Kunden 75 Prozent des Video-Contents im Netz vorenthalte, sei nach seiner Auffassung Mumpitz. YouTube, wo 40 Prozent aller Online-Clips beherbergt sind, werde perfekt unterstützt – dazu kämen die HTML5-Angebote der großen Nachrichtensender und Zeitungen. Zweitens: Auch das Argument, dass es im App Store keine Flash-Games gebe, lässt der Apple-CEO nicht gelten. Es gebe heute 50.000 Spiele für iPhone und Anhänge, die perfekt ohne Flash auskommen – mehr, als für „jede andere Plattform der Welt“.
Beim dritten Punkt kommt Jobs zu seinem Lieblingsthema, nämlich zu Flash und der Systemsicherheit und Performance: „Symantec hat kürzlich Flash eines der schlechtesten Sicherheitszeugnisse für 2009 ausgestellt. Außerdem wissen wir aus erster Hand, dass Flash der Hauptauslöser für Abstürze auf dem Mac ist.“ Man habe Adobe in der Angelegenheit bereits kontaktiert – jedoch habe sich über all die Jahre nichts geändert, weshalb man den Teufel tun werde, nun auch noch iPhones, iPods und iPads dem Plugin auszusetzen. Zudem würde Flash eine furchtbare Performance an den Tag legen: „Immer wieder haben wir Adobe in den vergangenen Jahren gebeten, uns Flash vorzuführen, wie es gut auf einem mobilen Gerät läuft. Bis heute haben wir es nicht gesehen.“ Damit nicht genug – denn dann käme ja noch der Energiehunger dazu. Flash mache jeden Akku platt. Laut Jobs würde die Akkulaufzeit beim iPhone bei H.264-Videos rund zehn Stunden betragen. Bei Flash-Clips ziehe die Batterie nach weniger als fünf Stunden die Notbremse.
Minderwertige Apps
Was spricht noch dagegen? Natürlich die Touch-Technologie. Adobe sein ein Plugin, das ursprünglich für Desktop-Browser entwickelt wurde, die sich per Maus bedienen lassen. Jahrelang wurden auf diese Weise Dinge wie Rollover-Effekte realisiert, die dann in Erscheinung treten, wenn sich der Zeiger über dem betreffenden Objekt befindet. Beim Touchdisplay sind solche Spielereien einfach nicht gefragt: Und wenn Entwickler ihre Flash-Seiten „schon umschreiben müssen“, warum dann nicht gleich auf „moderne Technologien wie HTML5, CSS und JavaScript“ setzen? „Selbst wenn iPhones, iPods und iPads Flash unterstützen würden, wäre das Problem nicht gelöst, dass die meisten Flash-Webseiten umgeschrieben werden müssten, um Geräte mit Touch-Display zu unterstützen.“
Jobs‘ wichtigster Grund für das Aussperren sehe er aber in Adobes Ambitionen, Entwicklern zu ermöglichen, iPhone-Apps mittels Flash zu basteln. Hier wiederholt er sein Argument, dass Apple „schmerzhafte Erfahrungen“ gemacht habe, wenn es darum ging, etwas von Drittanbietern „zwischen die Entwickler und die Plattform“ kommen zu lassen. „Minderwertige Apps“ seien die Folge, zudem gebe es keine Fortschritte auf der Plattform. Apple wolle die Evolution selbst bestimmen und nicht von der „Gnade dritter Parteien“ abhängig sein, um hier Ergebnisse zu sehen. Gerade Programmierumgebungen, die plattformübergreifendes Entwickeln ermöglichen (gemeint: Adobes Creative Suite 5) seien „schlimm“ in dieser Hinsicht, da es hier um den kleinsten gemeinsamen Nenner geht.
Ein Rat an Adobe
Das Fazit des Apple-Chefs: „Flash wurde in der PC-Ära erschaffen – für PCs und Mäuse.“ Heutzutage ist nun einmal andere Hardware gefragt, mobile Gerätschaften mit begrenzten Energiereserven. Dementsprechend seien auch die Spielregeln anders. Jobs fühlt sich in seiner Entscheidung bestätigt, was nicht zuletzt auch an der „Lawine“ der Medien liege, die sich dazu entschlossen haben, auf dem iPhone und dem iPad zu publizieren. 200.000 Apps in Apples App Store würden beweisen, dass Flash keinesfalls notwendig sei, um grafisch anspruchsvolle Applikationen zu erschaffen – inklusive Spielen. Dann holt Jobs noch einmal aus und schlägt zurück: „Vielleicht sollte sich Adobe lieber auf gute HTML5-Tools für die Zukunft konzentrieren – und weniger Apple dafür kritisieren, dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen.“
(André Vatter / Bild: acaben)