Klingelt es bei euch bei dem Namen „Skyhook„? Ich helfe euch mal auf die Sprünge: Das ist das Unternehmen, das in den USA bereits seit Jahren das tut, wofür Google hierzulande vor Kurzem – zu Recht oder nicht sei mal dahingestellt – von unserem obersten Datenschützer Peter Schaar abgewatscht wurde. Es kartografiert WLAN-Netze. Wie auch der Suchgigant, schickt das Unternehmen hierzu speziell ausgerüstete Autos auf die Straßen der Welt, die Daten über Hot Spots sammeln. Auf ihrer Basis und im Zusammenspiel mit Informationen, die es über Mobilfunkmasten erhält, bietet Skyhook sein Wi-Fi Positioning System (WPS) an. Dieses ist natürlich umso genauer, je mehr Hot Spots sich in einer Region befinden. Gerade in Ballungszentren besticht die Lokalisierungsfunktion daher durch hohe Genauigkeit. Und noch einen Vorteil hat der Service des Unternehmens aus Boston: Besitzer älterer Handy-Modelle, die zwar über WLAN-Ortung, aber noch nicht über GPS verfügen, bekommen eine Art günstiges WLAN-GPS angeboten. Da nämlich eine WLAN-Ortung möglich ist, ist auch eine lokale Verortung möglich.
Und diese Firma nun hat heute eine Pressemitteilung herausgebracht, die Google so gar nicht schmecken dürfte. Die Kernbotschaft lautet nämlich: Der US-amerikanische Smartphone-Hersteller Motorola wird künftig „auf einem Großteil“ seiner Android-basierten Geräte den vorinstallierten Google Location-Service zugunsten von Skyhooks WPS fallen lassen.
Kurz zur Erinnerung: Bei Motorola handelt es sich um den selben Gerätebauer, der Mitte März dieses Jahres bereits die Google-Suche von seinen, für den chinesischen Markt bestimmten Gadgets gekickt und durch das Produkt des Hauptkonkurrenten ersetzt hatte: Bing. Und nun setzt Motorola also noch einen drauf. Gibt es da vielleicht einen Streit zwischen den beiden Partnern, von dem ich nichts mitbekommen habe? Oder muss man Motorolas Aktionen als völlig normales, kalkuliertes Geschäftsgebahren werten? Die Entscheidung im Falle der Google-Suche wurde durchaus rational begründet. Und die bezüglich Skyhook kam zwar selbst für Branchenkenner überraschend, ist aber aufgrund der Tatsache, dass WPS nach eigenen Angaben exakter arbeiten soll als das Produkt von Google, durchaus nachvollziehbar. Zudem haben sich in der Vergangenheit offenbar mehrere Android-Entwickler darüber beschwert, dass Googles Geodienst in der Praxis einige Mängel aufweise.
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Kommen wir aber zurück zur Skyhook: Im Gegensatz zur GPS- und Funkmast-Ortung ist WPS nicht nur genauer und schneller, sondern soll auch innerhalb von Gebäuden funktionieren. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Stellt euch nur mal vor, wie einfach es künftig sein könnte, sich auf einem Bahnhof oder Flughafen zurecht zu finden, nur um ein spontanes Beispiel zu nennen (wobei ich in diesem Kontext einschränkend sagen muss, dass Augemented Reality-Anwendungen hier auch schon auf einem sehr guten Weg sind). Nutznießer hiervon dürften in erster Linie User von Geolocation-Services wie Foursquare oder Gowalla sein. Soweit ich es verstehe wird Motorola Skyhooks WPS in das Betriebssystem seiner Smartphones integriert, so dass diese Anwendungen und auch alle anderen Apps tatsächlich von den Service profitieren können. Und auch für die Entwickler ändert sich wenig: Die Google-Bibliothek wird einfach nur durch den Skyhook Core Location Service ersetzt. Ihre Apps werden also direkt auf WPS zugreifen können.
Ich frage mich, ob Google mit diesem Schritt seitens Motorola gerechnet hat? Gut möglich, dass man in Mountain View zumindest über die Vorteile von Skyhooks Service im Vergleich mit dem eigenen Produkt wusste und aus diesem Grund im Zuge der Street View-Kartografierung auch Daten über WLAN-Netze aufnahm. Den eigenen Service aufzuwerten, wäre die eine Sache, sich gegen Apple zu positionieren dann die andere. Immerhin setzt auch der geliebte Feind aus Cupertino auf Skyhook.
(Marek Hoffmann)