In dieser Woche war ich viel unterwegs und hab mich vornehmlich mit dem iPhone via Twitter und Facebook auf dem laufenden gehalten. Dabei kam ich ins Grübeln: Wie gut könnte ich mich wohl über ein Thema informieren, wenn ich gar keine Nachrichtenartikel mehr lese, sondern nur Statusupdates? Damit fiel der Startschuss zu einem kleinen Experiment. Das Thema, über das ich mich informieren wollte war Facebook. Denn schon beim bloßen Überfliegen der Timeline wurde klar: Da scheint in dieser Woche irgendetwas Großes passiert zu sein.
Das suggerierten alleine die Überschriften einschlägiger Newsportale oder Blogs. Eine kleine Übersicht:
Kampf um Internetherrschaft: Facebook will die Spinne im Netz werden (FTD)
f8-Konferenz: Facebook will das gesamte Internet umspannen (Basic Thinking)
OpenGraph: Facebook plant die Webherrschaft (YuccaTree)
Himmel und Hölle: Facebook greift nach den Sternen (Carta)
Facebook: Die Welt ist nicht genug (Off the Record)
Informatives in 140 Zeichen
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Himmel, Hölle, Webherrschaft: Da scheint etwas im Busch zu sein. Auch wenn man sich vorher nicht informiert hat, weiß man nun, dass es um eine Technik namens OpenGraph geht, dass es eine Konferenz namens „f8“ gab und dass nicht wenige den hochtrabenden Plänen skeptisch gegenüber stehen. Noch mehr wollte ich aus den Meinungen der Twitter-User erfahren. Ich suchte also nach einschlägigen Suchbegriffen und bekam allerhand Infos und Meinungen, Nachdenkliches wie Begeistertes:
Der Facebook „I like“-Button zieht in die große weite Web Welt (bi9mic)
Facebook makes the Internet more social with launch of Open Graph: Do you like the like button? (The Examiner RT)
The Facebook’s Open Graph protocol enables you to integrate your web pages into the social graph (Ereteog)
Also, keep in mind that Google Friend Connect and Social Graph API is eerily similar to Facebook Open Graph and Open Graph API. (Jesse)
Still undecided and uncomfortable about FB’s social graph. I wish I could own my data, decide when to use it and to who give it. (Pirkkaaunola)
One Graph To Rule Them All? (fredwilson)
Ich erfahre also, dass Open Graph und ein globaler Like-Button irgendwie zusammenhängen, dass man diesen auf sein eigenes Blog setzen kann und dass die Open Graph API der von Google Friend Connect ähnelt. Viele Nutzer scheinen damit nicht so ganz zufrieden zu sein. Goldee analysiert die Zukunft der Werbung und warum Facebook zunehmend mit Google in Konflikt käme:
In-stream advertising in Facebook Social Plugins and Open Graph will kill Google’s AdSense one day.
Open Graph ist also eine API. Sie besteht aus mehreren Elementen und Funktionen, und man kann sie in Form eines Like-Buttons für seine Homepage nutzen. Das Plugin liefert Facebook gleichzeitig weitere Details, zum Beispiel über die Nutzeraktivität auf einer Seite.
Informationsquelle Facebook-Stream
In den 140 Zeichen eines Tweets kann man Dinge nur begrenzt erklären. Für Status-Updates auf Facebook hat man dafür hingegen reichlich Platz. Dort suche ich in „allen Beiträgen“ nach Open Graph und hoffe, noch mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Auszüge aus Online-Magazinen und Blogs habe ich für mein Experiment zugelassen.
Facebookmarketing fasst zusammen, was es überhaupt Neues gibt:
Like, Activity, ConnectBar oder SocialBar so heißen einige Elemente und Funktionen der kommenden Open Graph Api für eure Webseiten, wir stellen euch einige schon jetzt vor.
Kevin Koch mag das:
Es gefällt. Den I Like Button gibt es nun dank des offenen Open Graph Protocol auch für Blog und Co. Mein Blog bekommt nun ein Gesichtsbuch, genial.
Mehrere Facebook-Nutzer verlinken einen Artikel von Kurier.at aus Österreich:
Mark Zuckerberg, der 25-jährige Facebook-Gründer, hat nichts weniger als die Neuvermessung des Internets im Sinn. Das wurde spätestens Mittwochabend in San Francisco klar, als er auf der hauseigenen Konferenz „f8“ den sogenannten „Open Graph“ vorstellte. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die es Facebook erlaubt, jede andere Webseite zu infiltrieren. „Facebook macht den Nutzer zum Mittelpunkt des Internets“, sagte Zuckerberg, wie üblich in Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhe gekleidet.
Aígu zitiert Golem:
Gutes Facebook – böses Facebook. Wie Facebook mit Open Graph künftig Userdaten, Verhalten und Vorlieben auf Webseiten sammeln will und wird.
Conceptbakery schreibt von ersten eigenen Erfahrungen mit Open Graph und befürchtet, dass der Facebook-Server dem neuen Datenansturm nicht gewachsen sein könnte:
We are tossing around with „open graph“ on test pages. It is easy to implement and offers great interactivity to any website. It feels like the online world is turning blue – even if CSS will permit you to change out the colors 😉 We just hope that Facebook’s servers can handle all the extra traffic.
Florian Nowacki abstrahiert die gleichen Vermutungen:
Sooooo …. FB ist heute morgen wohl noch nicht so richtig wach … aber hauptsache den Like-Button exportieren … erinnert mich an die USA aus früheren Tagen … mit der aggresiven Aussenpolitik von der desaströsen Innenpolitik ablenken :/
OnlineAffairs ergänzt:
Jetzt ist es raus – Facebook will sich über das ganze Netz verbreiten – mit Social Plugins und Open Graph. Heißt, was einem gefällt, kann auch von außerhalb auf ein Facebook-Profil in die Statusupdates gepostet werden – via „I like“. Und umgekehrt können Inhalte externer Websites in Facebook integriert werden. Zuckerbergs Vision ist: Das Soziale als Norm im Netz zu setzen.
Oliver Gruber zitiert Mashable und erwartet vor allem eine monetäre Komponente hinter den neuen Funktionen:
Facebook has created a platform that allows sites and apps to share information about users in order to tailor offers and services to each user’s interests.
Neue Funktion mit alten Störenfrieden
Inzwischen bin ich so weit, dass ich mir eine eigene Meinung gebildet habe. Das wäre ja, als würde Facebook mit den Inhalten des ganzen Webs Geld verdienen wollen. Nicht gerade meine Wunschvorstellung. Für Datenschützer ebensowenig, wie Tom Kerschke hinzufügt, der sich auf einen Beitrag von Carta bezieht:
Facebook entwickelt sich zum Meta-Netzwerk (Like-Button, Social Bar etc). Und: Das Open Graph Protocol wird Daten-Sharing-Gegner nicht erfreuen.
Anveshi Deltev Boschen verlinkt einen Artikel von Spiegel Online, der altbekannte Störenfriede herannahen sieht:
Facebooks neue Funktionen bieten viele Möglichkeiten – auch für Menschen mit schlechten Absichten. Der neue „like“-Button, der sich in jede beliebige Website einbinden lässt, ist ein perfektes Werkzeug für Spammer und andere zwielichtige Gesellen: Er lässt sich nämlich fälschen.
René Golze sieht hingegen ein „soziales Problem“ auf die Menschen zurollen:
How long will it take until we all wear a badge on our tee or shirt with the number of facebook „like button impressions“ we get on the internet?
Der Like-Button in freier Wildbahn ist sinnvoll
Wozu jetzt dieses Experiment? Um zu zeigen, dass es möglich ist, sich auch ohne Newsartikel zu informieren. Die meisten Menschen leiden am Informationsüberangebot, wollen zwar informiert sein, haben aber keine Zeit für die ausführliche Lektüre mehrerer oder auch nur einzelner Technikblogs. Wenn man sich also im Vorbeigehen informieren kann, indem man die geeigneten Leute auf Twitter und Facebook verfolgt und damit liest was man ohnehin liest, ist damit viel gewonnen. Jeder Autor stellt Informationen auf eine andere Art dar. Und die Zusammenstellung der Meinungen Vieler enthält einen vergleichbar hohen Informationswert wie der ausführliche Beitrag eines Einzelnen.
Es zeigt aber noch mehr: Auch wenn ich über das Thema keinen langen Artikel gelesen habe, so kamen die besten Informationen doch von Nachrichtenportalen und Blogs. Darauf lässt sich also nicht verzichten, selbst wenn man nur Auszüge der News liest. Außerdem zeigt es: Der Like-Button in freier Wildbahn ist sinnvoll. Inhaltlich würde sich wenig ändern: Facebook-Nutzer bauen Artikel anderer Websites in ihrem Lifestream ein, was sie bislang auch schon machen. Nur das Procedere wird vereinfacht.
Der Tenor der meisten Meinungen klingt für mich übrigens vor allem aus deutschen Landen überraschend optimistisch. Man beäugt zwar skeptisch, wie die Macht von Facebook immer weiter steigt und man hätte wohl lieber einen offenen Social Graph, aber man steht dem Neuen nicht generell ablehnend gegenüber. Das stimmt mich positiv.